Josia – Vorbild für junge Leute

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1. Abstammung

Oft strahlt das Glaubensleben von Eltern auf Kinder ab. Wer waren die Vorfahren von Josia? Manasse war sein Großvater. Gottes Urteil über diesen Mann lautete: „Manasse verleitete sie [das Volk der Juden], mehr Böses zu tun als die Nationen, die der Herr vor den Kindern Israel vertilgt hatte" (2. Kön 21,9). Sein Sohn Amnon, der Vater Josias, war nicht besser. Ganze zwei Jahre ließ Gott ihm, bevor er starb. Im Unterschied zu Manasse, der sich vor Gott demütigte über seine großen Sünden und umkehrte (vgl. 2. Chron 33,12), wollte Amnon im Bösen verharren.

Was ist von dem Kind solcher Vorfahren zu erwarten? Eigentlich nichts. Zwar war Josia noch zu jung, um all das Böse erkennen zu können. Aber wer in solch einem traurigen Umfeld aufwächst, führt oftmals selbst einen ungöttlichen Lebenswandel. Es sei denn, Gott greift ein. Und das hat Er bei Josia offenbar in großer Gnade getan: „Und er tat, was recht war in den Augen des Herrn; und er wandelte auf den Wegen seines Vaters David und wich weder zur Rechten noch zur Linken ab" (2. Chron 34,2). Vielleicht ist auch der Hinweis auf die Mutter Josias, Jedida, eine zusätzliche Erklärung für den guten Lebenswandel von Josia. Ob sie ihn auf einen Weg der Gottesfurcht gebracht hat?

Niemand kann sich durch den ungöttlichen oder auch laschen Lebenswandel seiner Eltern entschuldigen. Du kannst Dich auch nicht auf der Treue Deiner Eltern ausruhen, oder deren Untreue als Ausrede benutzen. Es kommt darauf an, dass Du die göttliche Gnade, die der Herr Jesus Dir persönlich schenkt, für Dich selbst nutzbar machst. Du musst nur wollen!

2. Entschiedenheit

Ich kenne keinen anderen jungen Menschen in der Bibel, der mit einer solchen Entschiedenheit und Energie Gott gedient hätte. Mit 16 Jahren lernte er Gott kennen - man könnte sagen, er bekehrte sich. Mit 20 Jahren reinigte er das Land von allem Götzendienst. Zwar war er König und besaß damit die Autorität im Land. Dennoch kann ich mir kaum vorstellen, dass die Götzendiener und das Volk, das vorher in diesem Götzendienst gelebt hatte, besonders begeistert waren. Aber das war Josia nicht wichtig. Er wollte seinem Gott dienen. „Und so reinigte er Juda und Jerusalem" (Vers 5). In dem Bereich, der ihm als König anvertraut war, bewies er Treue.

Deine Schul-, Studien- oder Arbeitskollegen werden nicht verstehen können, wenn Du alles das zur Seite räumst, was Dich daran hindert, dem Herrn Jesus zu dienen. Aber auf sie kommt es nicht an. Auch nicht auf diejenigen, die Du vielleicht als Christen kennst, die aber ihr Leben nicht so radikal aufräumen wollen wie Josia. Auf ihre Wertschätzung kommt es nicht an. Aber auf die von Deinem Meister im Himmel, der nichts anderes getan hat, als Gott in allem zu dienen.

Josia saß nicht still in der Ecke. Er hat mit ganzer Entschiedenheit gearbeitet für seinen Gott. Der Herr Jesus hat so viel für Dich getan. Kannst Du Ihm eine Antwort auf seine Liebe geben, indem Du für Ihn in dem Umfeld tätig bist, wo Du wohnst, lernst und arbeitest? Geistliche Energie hat keiner von uns in sich selbst. Aber der Herr Jesus Christus gibt denen, die Ihn darum bitten, die Kraft, die sie nötig haben.

3. Das Wort Gottes

Das Leben Josias zeichnete sich nicht nur durch Entschiedenheit aus. Besonders drei weitere Dinge stehen bei Josia im Vordergrund:

  1. das Wort Gottes,
  2. das Passah, ein Bild von der Person und dem Werk des Herrn Jesus sowie
  3. das Haus Gottes.1

Beides finden wir übrigens auch bei der Versammlung (Gemeinde, Kirche) in Philadelphia: „Du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet" (Off 3,8). Und bei ihr finden wir keine einzige Kritik vonseiten des Herrn. Ist das nicht Vorbild genug?

In den Tagen Josias wurde das Wort Gottes wieder „gefunden" (vgl. 2. Chron 34,14). Man kann kaum glauben, dass das Gesetz gefunden werden musste, sollte es doch eigentlich die Grundlage des Lebens der Israeliten sein. Als jedoch das Wort Gottes gefunden wurde, las Josia darin sehr aufmerksam und wollte diesem Wort Gehorsam leisten.

Ich hoffe nicht, dass Du die Bibel erst wieder finden musst. Sie darf einen festen Platz auf Deinem Nachttisch haben. Morgens, nachdem Du aufgestanden bist, lies darin ein paar Verse, die Dir eine gute Motivation für den Tag geben. Abends, wenn Du wieder ins Bett gehst, dann lies darin, um den Tag mit Deinem Herrn zu beschließen. Und nimm Dir auch einmal an ein oder zwei Tagen in der Woche vor, einen Abschnitt etwas ausführlicher zu lesen und zu überdenken.

Wo, wenn nicht im Wort Gottes, findest Du die richtige Lebensausrichtung? Wo, wenn nicht in der Bibel, findest Du die Gedanken Gottes über alles, was Dein Leben betrifft? Die Bibel ist kein Rezeptbuch für jede Einzelsituation in unserem Leben. Aber sie gibt uns Grundsätze, Beispiele, Vergleiche, Hinweise, die sich auf jede Frage, auf jedes Problem, auf jede Lage anwenden lassen.

Wenn man das tut, wird die Bibel lebendig und ist keine bloße Theorie mehr. Dann liest man das Wort mit größerem Interesse, denn es hat mir etwas zu sagen. Ich brauche dieses Wort, damit ich im Alltag bestehen kann. Das ist das Geheimnis im Leben von Josia. Auch deshalb war er so treu!

4. Christus

Was meinst Du, woher Josia wusste, wie er das Passah feiern sollte? Er sagte zu den Leviten: „Schlachtet das Passah und heiligt euch und bereitet es für eure Brüder, damit ihr tut nach dem Wort des Herrn durch Mose" (2. Chron 35,6). Er hatte das Wort Gottes, soweit es damals existierte, nicht nur mit Interesse gelesen. Er machte es sich auch zu eigen, das heißt, er wollte danach leben. Hinzu kam, dass er gelernt hatte, dass das Gesetz nicht einfach nur Vorschriften enthielt, sondern dass Gott ein ganz besonderes Interesse an den Festen des Herrn hatte (vgl. 3. Mo 23).

Wenn wir heute die Bibel lesen, werden wir erkennen, dass es nicht einfach um göttliche Gedanken geht. Es gibt ein Zentrum in der Bibel: das ist die Person unseres Herrn und Retters, Jesus Christus. Wenn Du in dem Wort Gottes aufmerksam liest, wirst Du erkennen, dass sich letztlich alles um seine Person dreht. „Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen" (Joh 5,39), sagt Jesus einmal zu den Juden.

Das macht die Bibel auch für uns lebendig und persönlich. Es geht nicht um eine Lehre, sondern um eine Person. Gott möchte auch unser Herz für diese Person erwärmen, die für Ihn selbst liebenswert ist.

Die Beschäftigung mit Ihm hat in unserem Leben einen doppelten Effekt:

  1. Zuerst erkennen wir etwas von der Herrlichkeit und Größe dessen, der für uns am Kreuz gestorben ist. Das führt uns zur Anbetung und zu echter Freude, was neue Kraft im Leben bewirkt.

  2. Dann aber färbt sein Leben auch auf uns ab. Wenn wir sehen, wie Er sein Leben geführt hat, werden wir es Ihm gleichtun wollen. Nicht in äußerer Macht, die wir nicht besitzen. Wohl aber in innerer Kraft und Hingabe, die wir von Ihm lernen. Auch das gibt Kraft im Leben und führt zu einer bewussten Weihe und zu Entschiedenheit für Christus.

Und es gibt noch einen dritten, sehr nützlichen Effekt. Wer Christus zum Vorbild hat (und in diesem Sinn von Josia lernt), der kann selbst zum Vorbild für andere werden. Nicht, dass wir wünschen, dass andere an uns hochschauen. Hoffentlich nicht! Denn das kann kein Ziel für einen Christen sein. Aber wer Christus mehr und mehr ähnlich wird, wird ganz automatisch zum Vorbild für andere.


(aus: Folge mir nach - Heft 6/2009)

Fußnoten

  • 1 Die Energie, die Josia für die Renovierung und Reinigung des Hauses Gottes kennzeichnete, wurde vor einiger Zeit in einem Artikel über Josia ausführlich behandelt: Heft 5/1998, S. 22 ff.
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