
Der Herr sucht solche, die demütig sind, was ihre eigene Person betrifft (1. Glückseligpreisung). Aber es reicht nicht, sich vor Gott zu demütigen, sich seiner eigenen Unzulänglichkeit bewusst zu sein. Gott sucht auch Trauer bei uns angesichts des traurigen geistlichen Zustandes der Gläubigen insgesamt auf der Erde - es geht also auch um andere. Diese Haltung hat Gott immer gesucht. Als die Übriggebliebenen aus der Gefangenschaft Babylons zurückkamen, erkannte das Volk den traurigen eigenen Zustand und auch das Versagen des ganzen Volkes und demütigte sich.
Wahre Jünger trauern über die Verwüstungen, welche die Sünde in der Welt verursacht; sie trauern über die Verwerfung des Königs durch sein Volk. Während die erste Glückseligpreisung mehr das Empfinden für die Heiligkeit Gottes behandelt, geht es hier darum, was Gott eigentlich vonseiten seines Volkes zusteht: Gehorsam, Treue, Hingabe.
In Zukunft wird es von den Übriggebliebenen aus dem Volk der Juden wieder solche geben, die so sprechen: „Wehe mir! Denn mir ergeht es wie bei der Obstlese ... Der Gütige ist aus dem Land verschwunden, und da ist kein Rechtschaffener unter den Menschen; allesamt lauern sie auf Blut, sie jagen jeder seinen Bruder mit dem Netz ... Ich aber will ausschauen nach dem Herrn, will harren auf den Gott meines Heils; mein Gott wird mich erhören" (Mich 7,1-7). Diese Trauernden werden getröstet werden.
Es stellt sich die Frage: Wer trauert heute noch über den Zustand der Christenheit, wer seufzt (vgl. Röm 8,23)? Wer schämt sich vor Gott angesichts des Verfalls der Moral, des Niedergangs in der Verwirklichung der biblischen Lehre, des Mangels an Kenntnis der göttlichen Gedanken in seinem Wort?
Quelle: bibelpraxis.de/a1797.html
