Mt Matthäusevangelium (33)

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Verse 7.8: Herodes plant den Mord an Jesus, dem König Israels

„Dann rief Herodes die Magier heimlich zu sich und erfragte von ihnen genau die Zeit der Erscheinung des Sternes; und er sandte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht genau nach dem Kind; wenn ihr es aber gefunden habt, so berichtet es mir, damit auch ich komme und ihm huldige“ (Verse 7.8).

Die klare Aussage der Hohenpriester und Schriftgelehrten, dass der König Israels in Bethlehem geboren werden sollte, hat Herodes’ Beunruhigung über die Geburt seines „Nebenbuhlers“ nicht weggenommen. So befragt er jetzt die Magier, was sie wissen. Er tut dies „heimlich“. Das zeugt von unlauteren Beweggründen und seiner Angst vor dem König, zeigt aber auch, dass er offenbar bereits Pläne geschmiedet hatte, um die Gefahr dieses „neuen“ Königs abzuwenden. Zudem möchte er sich sicher nicht als ein Unwissender präsentieren.

Dass seine Pläne fest stehen, zeigt sich an seiner Frage, wann „genau die Zeit der Erscheinung des Sternes“ gewesen ist. Er will das genaue Alter des Kindes erfahren. Wenn man Vers 16 mit einbezieht, so wird deutlich, dass der Herr Jesus sich in dieser Zeit in einem Alter zwischen ein und maximal zwei Jahren befand. Das zeigt deutlich, dass die sogenannte Weihnachtsgeschichte und die Weihnachtsfeiertage, die seit 336 nach Christus belegt sind, mit der damaligen Realität nichts zu tun haben. Die in Lukas 2,8–38 genannten Begebenheiten fanden vermutlich in unmittelbarer Verbindung mit der Geburt Christi statt.

Der eigentliche Wohnort von Joseph und Maria war Nazareth (Lk 2,4). Wegen der Einschreibung, die durch Kaiser Augustus verordnet worden war (Vers 1), gingen Joseph und Maria nach Bethlehem, um sich dort einzuschreiben. Zwar fand die tatsächliche Einschreibung erst verspätet statt (Vers 2), aber die Verordnung es Augustus führte dazu, dass der Herr Jesus tatsächlich in Bethlehem geboren wurde. Aus Kapitel 2,39 wissen wir, dass Joseph, Maria und ihr Kind, Jesus, nach den Pflichten, die ihnen vom Gesetz auferlegt wurden, wieder zurück nach Nazareth in Galiläa gingen.

Wie aber kam es, dass sie jetzt auf einmal wieder in Bethlehem waren? Die Antwort auf diese Frage findet sich in Lukas 2,41: „Und seine Eltern gingen alljährlich am Passahfest nach Jerusalem.“ Offenbar sind sie – vielleicht in dem Bewusstsein, dass ihr Kind der angekündigte Messias ist, auch immer wieder in seiner Geburtsstadt Bethlehem eingekehrt.

Exkurs: Weihnachten und die Geburt Jesu

An dieser Stelle möchte ich in einem Exkurs kurz auf die Geburt Christi eingehen, die seit langer Zeit als „Weihnachten“ gefeiert wird.

Man kann relativ leicht erklären, dass diese Geburt nicht Ende Dezember – oder wie ursprünglich gefeiert, Anfang Januar – stattgefunden haben kann. Es ist wohl kaum daran zu denken, dass in einer solchen Winterzeit eine Volkszählung durchgeführt werden konnte (vgl. Lk 2,1–7), für die viele Menschen größere Reisen im gesamten Römischen Reich hätten unternehmen müssen (Vers 1: „den ganzen Erdkreis“). Genau in Verbindung mit der Einschreibungsreise fand nach Lukas 2,6.7 die Geburt Jesu in Bethlehem statt.

Können wir wissen, wann Christus geboren wurde?

Es gibt noch einen zweiten deutlichen Hinweis auf das ungefähre Datum der Geburt. Aus 1. Chronika 24,1–19 wissen wir, dass David den Dienst der Priester in 24 aufeinanderfolgende Abteilungen einteilte. Diese 24 Priesterklassen wurden – so wird es verschiedentlich überliefert – zweimal im Jahr jeweils für eine Woche in den Dienst gestellt. Bei bestimmten Festwochen wie zum Beispiel bei dem Passah und dem Laubhüttenfest waren alle Priesterklassen gefordert, weil mit großen Besuchermengen zu rechnen war, die jeweils priesterlich zu bedienen waren.

Zacharias gehörte zu der Abteilung Abias (Lk 1,5), deren Dienst der achten Abteilung zugerechnet wurde (1. Chr 24,10). Da das jüdische Jahr im Monat Abib bzw. Nissan begann (vgl. z. B. 2. Mo 13,4; 5. Mo 16,1) – das ist ungefähr unser März/April [Fußnote 24] – hatte Zacharias wohl Mitte Juni seinen einwöchigen Dienst. [Fußnote 25] Die Woche danach war dann wieder ein gemeinsamer Dienst aller Priester bei dem Pfingstfest, so dass Zacharias vermutlich Ende Juni nach Hause kam. Die Erscheinung des Engels muss am Anfang seines Dienstes gewesen sein (vgl. Lk 1,23).

[Fußnote 24: Das Passahfest des Jahres 8 v. :Christus begann am 4. April (7 v. Chr.: am 25. März, 6 v. Chr.: am 12. April). Ende der Fußnote]

[Fußnote 25: Das ist die 9. Woche, weil in der Passahwoche alle Priesterklassen Dienst hatten. Die 10. Woche – also die Woche nach dem Dienst von Abia – war die Woche des Wochenfestes (Pfingstfest), bei der wieder alle Dienst hatten, also auch Zacharias. Ende der Fußnote]

Seine Frau Elisabeth wurde unmittelbar nach seinem Dienst schwanger (Lk 1,24), also Anfang Juli. Somit wurde Johannes der Täufer ungefähr Mitte April geboren. Als Elisabeth im 6. Monat schwanger war (Lk 1,26), kam der Engel Gabriel zu Maria – also im Dezember – um ihr die Geburt von Christus anzukündigen. Die Geburt unseres hochgelobten Herrn dürfte somit neuneinhalb Monate später – also im Oktober des Folgejahres stattgefunden haben. Unser Retter ist somit vermutlich im Oktober geboren worden – nicht im Dezember oder Januar, wenn wir diesem Bericht des Evangelisten Lukas folgen.

Fehlte uns etwas, wenn die Geburt Jesu im Oktober wäre?

Fehlt uns denn etwas, wenn die Geburt Jesu nicht „an Weihnachten“, sondern in den Herbsttagen des Oktobers stattgefunden hat? Natürlich nicht. Abgesehen davon fällt die Einführung des Weihnachtsfestes, das sich ja erst seit 336 als kirchlicher Feiertag in Rom nachweisen lässt, in die kirchengeschichtliche Zeit, die in Offenbarung 2 durch die Versammlung (Gemeinde, Kirche) Pergamos dargestellt wird. Wie heißt es dort: „Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du solche dort hast, welche die Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, einen Fallstrick vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben“ (Off 2,14). Pergamos war da, „wo der Thron des Satans ist“ (Vers 13).

Die Krippenspiele und der Adventskranz sind seit dem 11. Jahrhundert und das Beschenken seit dem 16. Jahrhundert bzw. später bekannt. Das 11. Jahrhundert fällt in die Zeit des Mittelalters, die in Offenbarung 2 durch die Versammlung Thyatira repräsentiert wird. Das ist die Zeit, in der die Römisch-Katholische Kirche ihre Hochzeit hatte und die Päpste zu Weltherrschern aufstiegen. Wie wird diese Epoche charakterisiert? „Aber ich habe gegen dich, dass du die Frau Jesabel duldest, die sich eine Prophetin nenn, und sie lehrt und verführt meine Knechte, Hurerei zu treiben und Götzendopfer zu essen“ (Off 2,20).

Nicht immer kann man sagen, dass eine falsche Entstehung auch dauerhaft negativ auf einer Sache lastet. Ein Beispiel sind die Entstehung von „Städten“ und von Kultur. Aber jeder muss für sich selbst die Frage beantworten, ob Weihnachten, mal abgesehen davon, dass es das falsche Datum trifft, nicht doch nach wie vor etwas von Götzendienst enthält. Es ist bemerkenswert, dass es gerade diese Tage sind, wo die Kirchen von Menschen gefüllt sind, die mit einem persönlichen Glauben an Jesus Christus oft nicht viel zu tun haben.

Für uns Christen ist es wichtig, an dem tatsächlichen biblischen Bericht festzuhalten. Letztlich ist das spezielle Datum – wir wissen es ohnehin nicht ganz genau – nicht entscheidend. Aber es hat doch den Anschein, dass die Geburt Jesu im Oktober oder in dieser Zeit stattfand.

Dies passt auch in wunderbarer Weise zu einem Vorbild, das wir durch ein Fest des Alten Testamentes dargestellt finden. Denn im Oktober fand in Israel das sogenannte Laubhüttenfest statt. Wir wissen, dass dieses Fest als ein Hinweis auf das 1000-jährige Reich zu verstehen ist, in dem der Friede Gottes durch die Person des Herrn Jesus hier auf dieser Erde herrschen wird.

Jesus – die Erfüllung des Laubhüttenfestes

Aber dieses Fest des Laubhütten darf uns zunächst daran erinnern, dass der Herr Jesus auf diese Erde kam, um hier zu wohnen. „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater) voller Gnade und Wahrheit“ (Joh 1,14). Tatsächlich steht für das Wort „wohnen“ wörtlich im Grundtext: zelten. So zeltete der Schöpfer der Welt als Mensch hier auf der Erde – beginnend mit dem Fest der Laubhütten.

Können wir so nicht auch gut verstehen, dass es keinen Platz in der Herberge keinen Platz gab? Es war ja das Laubhüttenfest, an dem das ganze Volk nach Jerusalem gehen musste (5. Mo 16,13–16). Daher werden wohl alle Herbergen in der näheren Umgebung Jerusalems belegt gewesen sein.

Herodes’ Lüge

Damit kehren wir wieder zurück zu Matthäus 2. Herodes wollte die Erscheinung des Sternes wissen, um das Alter des Kindes zu kennen. Denn er interessierte sich nicht dafür, warum die Magier auf den Stern gewartet hatten Er interessierte sich auch nicht dafür, was es mit dem Stern überhaupt auf sich hatte. Er wollte schlicht den Zeitpunkt der Erscheinung kennenlernen, um daraus auf den Zeitpunkt der Geburt des Messias schließen zu können.

Im folgenden achten Vers fordert er die Magier zur genauen Erforschung auf. Das verbindet er mit einer Lüge: „damit auch ich komme und ihm huldige.“ Das Gegenteil war in seinem Herzen; aber er wollte es noch verbergen. Tatsächlich wäre die Huldigung sein persönliches Lebensglück gewesen! Aber er wollte das Kind umbringen lassen, statt es anzubeten – um den Preis seines Lebens.

Bis heute kann sich jeder Mensch vor dem Herrn Jesus niederwerfen, um Ihm zu huldigen. Natürlich ist Christus jetzt nicht auf der Erde. Aber wer sich innerlich vor dem Christus der Schriften verbeugt und Ihn als Retter annimmt, bekommt ewiges Leben geschenkt (vgl. 1. Joh 5,12.13).

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