Mt Matthäusevangelium (29)

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Kapitel 2: Christus ist da – und wie wird Er aufgenommen?

Der angekündigte König ist geboren. Das erste Kapitel hat bewiesen, dass Er Anspruch auf den Thron Davids hat, da Er das Siegel Gottes und das Siegel der alttestamentlichen Schriften besitzt. Wie wird Er von seinem Volk empfangen werden?

Wenn heute eines der Königshäuser Nachwuchs erwartet – ganz besonders, wenn es um den Thronfolger geht – wird dies gebührend gefeiert. Sogar viele Gäste werden zu der ersten größeren Feier eingeladen, um den Thronfolger zu hofieren, zu begutachten und zu empfangen. Wie war das bei dem höchsten Thronerben, den diese Welt je gesehen hat und sehen wird? Wie würde ihn sein Volk empfangen?

Verse 1–12: Die Magier und ihre Geschichte

In den ersten zwölf Versen dieses Kapitels lesen wir die Geschichte der Magier. Es ist bemerkenswert, dass Gott diesen Menschen aus dem fernen Orient solche Aufmerksamkeit widmet, wo wir doch gerade gesehen haben, dass der Messias zu seinem Volk, zu Israel, kam, es um von ihren Sünden zu retten!

Sicher ist dieses Ereignis zugleich ein Hinweis darauf, dass – wie die Königin von Scheba in salomonischer Zeit (1. Kön 10) – auch in zukünftiger Zeit, wenn das 1000-jährige Reich beginnen wird, viele Menschen aus dem Heidentum nach Israel kommen werden, um dem Messias zu huldigen. Dann allerdings werden sie einem Volk Israel begegnen, das aus Gerechten bestehen wird (vgl. Jes 59,21; 60,21.22) und das nicht, wie zur Zeit der Geburt Jesu, in Sünde lag.

Verse 1.2: Nicht Juden, sondern Heiden machen sich auf den Weg

Man hätte eigentlich erwarten können, dass die Juden den lange erwarteten und erhofften Messias mit offenen Armen empfangen würden. War Er nicht angekündigt worden als der Kommende?

Es ist ernüchternd zu lesen, dass nicht Juden, sondern Heiden aus einer ganz entfernten Region die ersten und (hier im Matthäusevangelium) die einzigen sind, die sich aufmachen, den König Israels zu empfangen. Damit beginnen die Leiden des Herrn – nicht erwünscht, nicht wirklich erwartet zu werden von dem Volk, zu dessen wahrer Rettung Er gekommen war. Unser Heiland hat das in seinem Leben sofort tief empfunden – denn auch als Kind war Er derjenige, der als Gott alles überblickte.

Doch Gott gab seinem Sohn auch solche, die Ihm zur Freude und Erfrischung dienten: Johannes der Täufer zeigt später, dass es wirklich manche gab, die auf den „Kommenden“ gewartet haben: „Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ (Mt 11,3). Dies hatte seine Berechtigung, denn Daniel und andere hatten konkret von dem Kommen des Messias gesprochen: „So wisse denn und verstehe: Vom Ausgehen des Wortes, Jerusalem wiederherzustellen und zu bauen, bis auf den Messias, den Fürsten, sind 7 Wochen und 62 Wochen“ (Dan 9,25; vgl. auch Stellen wie Jes 32,1; 33,17.22; Jer 23,5; usw.). Hätten die Schriftgelehrten in Israel nicht, wenn sie ein echtes Interesse an dem wahren König und innere Gottesfurcht gehabt hätten, wissen können, wann der Messias kommen würde.

Manche hatten auf Ihn gehofft und gewartet: „Wir aber hofften, dass er der sei, der Israel erlösen solle“ (Lk 24,21) sagten seine Jünger beispielsweise – aber diese Hoffnung war offenbar mehr wage und nicht konkret in den Herzen der meisten im Volk Israel gewesen. Dennoch gab es vereinzelt treue Herzen in Israel, die – wenn auch mit wenig Verständnis – doch den Herrn Jesus erwartet hatten.

Dies enthält auch für uns eine Belehrung. Ist es nicht auch eine Gefahr für uns Christen, was die angekündigte, baldige Wiederkunft unsers Herrn und Retters, Jesus Christus, betrifft? Ja, wir erwarten Ihn aus den Himmeln (1. Thes 1,10). Aber ist diese Erwartungshaltung wirklich konkret in unser Herz, in unser Leben eingraviert?

In der Stadt Davids geboren: Bethlehem

„Als aber Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen Herodes, des Königs, siehe, da kamen Magier vom Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen“ (Verse 1.2).

Im ersten Kapitel haben noch nicht gehört, wo Jesus geboren wurde – hier finden wir das: in Bethlehem. Und das ist wunderbar! Denn genau auf diesen Ort hin gab es viele Weissagungen im Alten Testament. Die erste finden wir vielleicht in Ruth 4,11 – diesem Segenswunsch für Ruth und Boas: „Der HERR mache die Frau, die in dein Haus kommt, wie Rahel und wie Lea, die beide das Haus Israel erbaut haben; und werde mächtig in Ephrata und stifte einen Namen in Bethlehem!“ Mit Bethlehem wird „der Name“ verbunden, der Israel erbauen sollte, der zur wahren Hilfe werden sollte. Wir denken zurück an die Worte, dass der Herr Jesus sein Volk erretten soll.

Aus Lukas 2,4 und Johannes 7,42 wissen wir, dass Bethlehem auch die Stadt Davids war, wo dieser große König geboren worden ist. Und genau in dieser Stadt, nach der Weissagung Michas, die später noch angeführt wird von den Schriftgelehrten in Jerusalem, wird auch Jesus geboren. Er erfüllte die Weissagungen des Alten Testaments Punkt für Punkt!

Das Volk Israel sucht seinen König nicht

Es waren die Tage Herodes’, in denen der Messias geboren wurde. In der Einleitung haben wir schon gesehen, dass es sich bei diesem König Herodes um einen gottlosen, brutalen Mann handelte, der keine Skrupel besaß, auch Familienangehörige zu ermorden, wenn er es für die Festigung seines eigenen Throns für opportun hielt. Herodes war ein Edomiter und hatte damit überhaupt keinen Anspruch auf den Königsthron in Israel. Wie würde dieser König reagieren, wenn der wahre, rechtmäßige König zur Welt kam?

Zunächst einmal erkennen wir, dass er überhaupt nicht reagierte, weil er von der Geburt Jesu nichts wusste und keine Notiz nahm. Dabei müssen wir berücksichtigen, dass Matthäus keine Angaben über die ersten Stunden, Tage und Monate nach der Geburt des Herrn macht. Jedenfalls nicht, was nationale Geschehnisse in Israel selbst betreffen. Das wird durch Kapitel 2,16 deutlich. Diese Verse spielen sich also nicht direkt nach der Geburt Jesu ab, sondern deutlich später, als Jesus zwischen einem und zwei Jahren alt war. Insofern müssen wir – wie schon erwähnt – die Begebenheiten aus Lukas 2 zwischen Matthäus 1 und 2 einordnen.

Simeon und Anna im Unterschied zu den Führern des Volkes Israel

Man könnte sich darüber wundern, dass wir gerade im Matthäusevangelium von niemandem aus dem irdischen Volk Gottes lesen, der sich für den menschgewordenen Sohn Gottes interessierte. Dies fällt auf, weil wir dies im Gegensatz dazu bei Lukas finden, der den Herr Jesus besonders als den wahren Menschen darstellt. , Lukas erzählt nämlich, dass es doch gläubige Menschen in Jerusalem gab, die dem Herrn die Ehre erwiesen (Simeon und Anna), die sozusagen die Übriggebliebenen (Überrest) des Volkes Juda repräsentieren, die auf den Messias wirklich gewartet hatten.

Ein Grund hierfür mag sein, dass wir in Matthäus die Repräsentanten des Volks als solches finden – das sind die Führer. Diese wollten von ihrem verheißenen König nichts wissen. Für sie war er eher eine Bedrohung. Aber in dem Evangelium, das unseren Meister in seiner Menschheit zeigt, lernen wir, dass doch einige auf Ihn warteten und die so eine Freude für das Herz dessen waren – selbst wenn Er dort noch Baby war – der gekommen war, eine ewige Errettung zu vollbringen.

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