Antwort: Dass diese entschlafenen Heiligen vor dem Herrn Jesus auferweckt wurden, ist nach dem Bericht von Matthäus 27 keineswegs sicher. Vielmehr scheint der Heilige Geist hier auf zwei Gruppen von Ereignissen anlässlich des Todes des Herrn hinzuweisen: Als Christus starb, zerriss der Vorhang des Tempels, erbebte die Erde, zerrissen die Felsen und taten sich die Grüfte auf. Aber dann wurden auch viele Leiber der entschlafenen Heiligen auferweckt, die nach seiner Auferweckung aus den Grüften hervorkamen und in die heilige Stadt gingen und vielen erschienen. Das jedenfalls scheint der Sinn dieser bemerkenswerten Stelle zu sein. Bei aller Kürze der Berichterstattung scheint sie zwei Brennpunkte anzudeuten, die zeitlich nicht zusammenfallen: zuerst die Sprache Gottes in gewaltigen Naturereignissen und dann die Auferweckung gewisser Heiliger. Durch beides gab Gott dem Werk seines Sohnes Zeugnis.
Wir können davon ausgehen, dass die Auferweckung dieser Heiligen nicht unmittelbar nach dem Tod des Herrn stattfand: Erst nach Seiner Auferweckung kamen sie aus den Gräbern hervor und gingen nach Jerusalem hinein, wo sie von vielen gesehen wurden. Christus ist der Erstling der Entschlafenen (1. Kor 15,20), diese Heiligen konnten Ihm nicht zuvorkommen. Wer diese Heiligen waren, wem sie erschienen, mit welchen Leibern sie erschienen, wie und wann sie die Erde wieder verließen - auf all diese Fragen gibt Gottes Wort keine Antwort, und wir wollen darüber nicht spekulieren. Auf jeden Fall ist ihre Auferweckung ein deutlicher Hinweis darauf, dass Christus durch den Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hat (Heb 2,14), und dass nun für die Gläubigen der Tod in Sieg verschlungen ist (1. Kor 15,54.55).
Erschienen in: Ermunterung und Ermahnung, 1995, S.90
Quelle: bibelpraxis.de/a134.html