Taufe – Geste der Berührung von Jesus?

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Die Papst-Rede

In einer seiner vielbeachteten Reden in Bayern hat Papst Benedikt XVI, Joseph Ratzinger, in seiner Ansprache vor rund 250.000 Menschen unter anderem über die Taufe gesprochen. In der Rede, in der er von der Schwerhörigkeit Gott gegenüber sprach, sagte er dann später:

„Das Evangelium erzählt uns, dass Jesus seine Finger in die Ohren des Tauben legte, etwas von seinem Speichel auf seine Zunge gab und sagte: Ephata - tu dich auf. Der Evangelist hat uns das original aramäische Wort aufbewahrt, das Jesus gesprochen hat, und führt uns so direkt in jenen Augenblick hinein ... Jesus tut dasselbe auf neue Weise auch heute und immer wieder. In der Taufe hat Jesus an uns diese Geste des Berührens vollzogen und uns gesagt: Ephata - tu dich auf, um uns hörfähig für Gott zu machen und so auch wieder das Sprechenkönnen zu Gott zu schenken. Aber dieser Vorgang, das Sakrament der Taufe, hat nichts Magisches an sich. Die Taufe eröffnet einen Weg. Sie führt uns ein in die Gemeinschaft der Hörenden und Redenden - in die Gemeinschaft mit Jesus selber, der als einziger Gott gesehen hat und so von ihm erzählen konnte: Durch den Glauben will er uns an seinem Sehen Gottes, an seinem Hören und an Reden mit dem Vater beteiligen.“

Die biblische Tauflehre

Nun ist die Taufauffassung der Römisch-Katholischen Kirche längst bekannt. Aber immer wieder scheint es nützlich zu sein, das biblische Taufverständnis einmal gegen sakramentale Auffassungen zu stellen: „Wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln“ (Römerbrief, Kapitel 6, Verse 3 und 4).

Aus diesen Versen lernen wir nicht, dass wir durch die Taufe Leben geschenkt bekommen. Wir haben Gemeinschaft mit Christus - aber in seinem Tod! Wir berühren Christus also tatsächlich geistlicherweise. Dabei aber geht es um den Abschluss eines Lebensabschnittes - wir sind mit Christus gekreuzigt, gestorben, begraben. Das ist das Ende. Der Neuanfang, von dem Paulus dann hier spricht, ist nicht mehr Teil der Taufe. Es ist die Schlussfolgerung.

Die Taufe ist aktiv - auf etwas!

Aber tatsächlich wird zuweilen übersehen, dass die Taufe nicht einfach eine Rückwärtsbetrachtung ist. Wir lernen an keiner Stelle, dass die Taufe das Bekenntnis ist, dass wir uns bekehrt haben. Die Taufe geschieht aktiv im Hinblick auf etwas - auf den Tod Christi. Die Taufe stellt geistlicherweise ein Sterben, besser ein gestorben sein dar. Wir bekennen nicht, dass wir gestorben sind - wir werden „aktiv“ durch die Taufe mit dem Tod Christi verbunden. Daher ist die Taufe so praktisch! Denn was soll man nach der Taufe von meinem alten Menschen noch sehen? Genauso viel, wie man von einem begrabenen Toten noch sieht: nichts! Nur noch der neue Mensch soll sichtbar werden.

Taufe - ein Sakrament des Heils?

Dass die Taufe kein Sakrament des Heils ist, durch das man zu Gott kommt, um angenommen und erlöst zu werden, machen anderen Stellen klar. Zum Beispiele Markus 16,16: „Wer da glaubt und getauft wird, wird errettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.“ Es wird also nicht derjenige verdammt, das heißt in die Hölle kommen, der nicht getauft ist. Sondern der, der Jesus Christus nicht als seinen persönlichen Retter angenommen hat - aufgrund des bewusst fehlenden Glaubens!

Aber zu einer vollständigen Rettung für diese Erde (nicht für den Himmel) gehört nach den Gedanken Gottes, dass sich ein Mensch, der sich bekehrt hat, auch taufen lässt. Denn damit stellt er sich für diese Erde auf die Seite des gestorbenen Jesus Christus. Und Gott möchte, dass wir uns auch auf dieser Erde sichtbar zu diesem Christus bekennen, der von der damaligen und aktuellen Gesellschaft verworfen wird.

Die Taufe ist nicht zweitrangig!

Deshalb ist die Taufe nicht zweitrangig oder nebensächlich, sondern wichtig. Bist Du getauft? Der Herr Jesus Christus wartet darauf, dass auch Du Dich taufen lässt. Dazu solltest Du aber auch bekehrt sein, Ihm Deine Sünden ein für allemal bekannt haben und traurig darüber sein, dass Du Deinen Schöpfer durch Deine Sünden verunehrt hast. Dann nimmt Christus Dich an - von ganzem Herzen!

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