
Während sie auf meinen rheumatischen Fingern herumtrommelt, bombardiert mich meine slowakische Kur-Therapeutin mit Fragen, alle das Thema Tod und Ewigkeit betreffend. Können uns unsere Toten sehen? Werden wir sie wiedersehen? Werde ich meine Mutter wiedertreffen? Dazu kann ich ihr als evangelischer Theologe keine verbindliche Zusage geben, weil uns die Bibel darüber nichts sagt.
Was aus der Ehe wird
Die Hoffnung, ihre Mutter wiederzusehen, will ich ihr nicht nehmen, aber ich kann sie mit keiner Bibelstelle belegen. Was die Ehepaare betrifft, hat sich Jesus klar geäußert (Matthäusevangelium, Kapitel 22, aber Vers 29): „Ihr irrt und kennt die Schrift nicht, noch die Kraft Gottes. In der Auferstehung werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen.“ Es gibt also keine Fortsetzung des irdischen Verheiratetseins. Als wir heirateten, wurde bei unserer Trauung das alte Traugebet der Kirche gebetet, „dass einer den anderen mit sich in den Himmel bringe“. Gemeinsam in den Himmel kommen, das ist das Ziel! Und was ist nun der Himmel? „Wir werden ihn sehen, wie er ist.“ Wir werden Jesus sehen! Das ist der Himmel, das ist das Ziel!
Eine falsche Ewigkeitshoffnung
Für die meisten Christen scheint die Ewigkeitshoffnung darin zu bestehen, ihren Ehepartner, ihre Mutter oder ihre Katze wiederzusehen. Von der neutestamentlichen Hoffnung ist das weiter entfernt als Gregor Gysi vom Urkommunismus.
Worum es wirklich nicht geht
Es geht doch nicht darum, dass wir uns wiedersehen – wogegen ja nichts zu sagen und was durchaus wünschenswert und möglich sein mag, sondern dass wir Jesus sehen. Er wird das Zentrum sein, auf ihn wird sich alles, werden sich alle Blicke konzentrieren. Der Punkt der christlichen Hoffnung ist nicht, dass ich meine Frau wiedersehe, sondern dass ich mit ihr zusammen Jesus sehe. „Wir werden ihn (nicht: uns) sehen.“ Das ist christliche Hoffnung.
Quelle: bibelpraxis.de/a1320.html
