Der Film „Die Passion Christi“ – ein Briefwechsel zum Artikel im FMN-Heft 3/2004

Lesezeit: 8 Min.

Frage/Kritik

Sehr geehrter, lieber Bruder Seibel,

zu Ihrem Kommentar zum Film „Die Passion Christi“ möchte ich Ihnen Folgendes schreiben. Zuerst die Bibel! - Galater 3,1: „Euch ist JESUS CHRISTUS als Gekreuzigter vor die Augen gemalt worden.“ - Urton des Apostels Paulus. Nichts anderes will dieser Film in einem bisher nicht erreichten, ausdrucksstarken Gemälde!

Ich finde es als eine engstirnige, vorverurteilende Besserwisserei, einen Film analysieren zu wollen, ohne ihn gesehen und gelesen zu haben! Denn alle Bilder und biblischen Szenen werden eben mit klaren biblisch-zentralen Worten kommentiert und untertitelt. Es stimmt, dass Regisseur und Hauptdarsteller römisch-katholischer Konfession sind, der Hauptdarsteller übrigens sogar jüdischer Abkunft, ebenfalls die Darstellerin der Mutter JESU. Sie ist rumänische Jüdin.

Es stimmt keinesfalls, dass Maria als Mutter Gottes verherrlicht, sondern als still und schlicht um ihren Sohn leidende Mutter dargestellt wird. Dass Jesu Blut etwas einmalig Wertvolles ist, stellt die Schrift klar fest. Wie man das würdigt, dies kann jeder Christ auf seine Weise ausdrücken!

Es ist legitim, JESUS in Bildern darzustellen, ohne das Bildverbot zu verletzen, denn JESUS wurde ganz Mensch und verdient ebenfalls im Fleisch dargestellt und angebetet zu werden, wie er ebenfalls als Fleisch und Blut gegessen und getrunken werden will.

Es gibt genug Bildzeugnisse von der Passion Christi, etwa der Isenheimer Altar von Matthias Grünewald oder die Berufung des Nicolaus von Zinzendorf (Herrnhuter Brüdergemeinde) vor einem Passionsgemälde und den Worten: „Das tat ich für dich, was tust du für mich?“

Es gibt jetzt schon erstaunliche Reaktionen auf den Film wie zum Beispiel: Ein Mörder stellt sich der Polizei und bekennt seinen Mord, ein Rechtsradikaler bekennt seine doppelte Brandstiftung und stellt sich der Polizei in Oslo. Menschen verlangen nach Bibeln, um es genauer wissen zu wollen (erlebt in unserer christlichen Bücherstube), und vieles andere mehr.

Dr. Billy Graham bezeichnete in der jüngsten idea-Ausgabe diesen Film als so stark, dass dieser wahrscheinlich mehr bewirke als seine lebenslange Evangelisationsarbeit! Wahrscheinlich erfüllt sich mit diesem Film wie durch die Evangelien über JESU Passion erneut die Prophetie des alten Simon in Lukas 2,34.35. Die Widerspruchsäußerungen eines Fritz May oder Friedrich Schorlemmer sind einfach erschütternd und zeigen, welches Geistes Kind sie (geworden) sind!

Lieber Bruder Seibel, hier irren Sie in Ihrer zu gesetzlichen Ansicht an der Bibel vorbei, ohne die vielen Bildbeispiele JESU aus seiner Predigt und die bildlichen Darstellungen der Evangelisten in der am ausführlichsten behandelten Passionsbildgeschichte und ebenfalls die evangelische Passionslieddichtung mit ihren vielen Bildern, sowie Wort und Geist, logos und rhema, ausgewogen zu beachten!

Anbei lege ich Ihnen eine prägnante Predigtkopie des Evangelisten Theo Lehmann bei, die zeigt, wie treffsicher man Bild und Wort evangelistisch verbinden kann!

Über zwei Sequenzen des Films kann man unterschiedlicher Meinung sein, der mit dem Kind im Arm Satans und der mit der Krähe. Das tut aber der Botschaft des Films keinen Abbruch.

Mit brüderlichem Gruß
C.W.

Antwort
Lieber Bruder W.,

„Predige das Wort, halte darauf zu gelegener und ungelegener Zeit“ (2. Timotheus 4,2). Bis heute dürfen wir das Wort Gottes weitergeben, predigen und festhalten, selbst wenn viele Menschen es ablehnen. Aber es gibt nichts Besseres, als dieses Wort zu predigen. Während wir fehlerhaft sind in unserem Leben, in unserer Verkündigung, so bleibt das ewige Wort Gottes vollkommen. Und es ist das Wort, nur dieses Wort, das Menschen errettet.

Herzlichen Dank für Ihren Brief zu der Ausgabe von „Folge mir nach“ und zu dem Artikel über „Die Passion Christi“.

Wie malte Paulus Christus den Galatern vor die Augen?

Gerne gehe ich auf Ihre Kritik an dem kritischen Artikel über den Passionsfilm ein. Der von Ihnen zitierte Vers aus Galater 3 („denen Jesus Christus als gekreuzigt vor Augen gemalt wurde“) zeigt auf beeindruckende Weise, wie unsere Verkündigung sein sollte. Paulus hatte den Galatern ja kein Bild gemalt, auf das er jetzt verwies. Nein, seine mündliche Verkündigung war so lebendig, so zu Herzen gehend gewesen, dass die Galater wirklich „das Bild gesunder Worte“ (2. Tim 1,13) besaßen. Paulus hatte den Herrn Jesus und sein Werk so geschildert, wie Er und es wirklich waren. Dazu benutzte er keine Bilder, sondern eine bilderreiche Sprache. Dadurch konnte er einen ursprünglichen, glaubwürdigen Eindruck über die Person des Herrn vermitteln.

Es wäre ja auch eigenartig, wenn Paulus im Widerspruch zu seiner eigenen Aufforderung („Predige das Wort“) im Sinne von „Predige durch Bilder (Filme)“ gehandelt hätte. Und die Schrift sagt deutlich, dass wir allein durch das lebendige und bleibende Wort Gottes wiedergeboren sind: „Dies aber ist das Wort, das euch verkündigt worden ist“ (1. Pet 1,23.25).

Urteil ohne Kenntnis des Films?

Es mag engstirnig und besserwisserisch wirken, wenn man einen Film beurteilt, den man nicht gesehen hat. Aber durch Filmgesellschaft und manche Kritiken gibt es inzwischen einen solch reichen Fundus, der eine Beurteilung möglich macht. Hinzu kommt die Frage: Müssen wir eine Sache durch und durch studiert haben, um sie beurteilen zu können? Der Herr Jesus sagt einmal in einem Gleichnis: „Einem Fremdem aber werden sie [die Schafe] nicht folgen, sondern werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen … Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir“ (Joh 10,5.27). Die Schafe, mit denen wir Menschen verglichen werden, folgen dem Herrn Jesus deshalb, weil sie seine Stimme kennen. Aber sie folgen den falschen Hirten nicht deshalb nicht, weil sie die falschen Hirten durch und durch kennen und als falsche Hirten entlarvt haben. Nein, die Schafe erkennen den falschen Hirten allein an seiner Stimme - sie ist nicht von ihrem eigenen, guten Hirten.

So ist es auch im geistlichen Bereich. Wir müssen das Falsche nicht kennen. Wenn wir feststellen, dass daraus nicht die Stimme des guten Hirten spricht, können und müssen wir es als falsch ablehnen. Dieser Grundsatz wird auch durch andere Stellen gestützt, z.B. 1. Joh 4,3; 2. Joh 10.

Wie ist der Filminhalt aus biblischer Sicht zu beurteilen?

Ist es wirklich biblisch, dass irgendjemand den sündlosen und vollkommenen Menschen, Jesus Christus, der zugleich Gott ist, spielt (1. Pet 2,22; 1. Joh 5,20)? [1] Ist es biblisch, das einzigartige Werk Christi, das nicht wiederholt werden kann, zu spielen (Heb 9,26; 10,12; vgl. auch 2. Kön 18,4)? Ist es biblisch, dass die Mutter Jesu das durch die Geißelung vergossene Blut (vergessen wir nicht, dass es im Film roter Farbstoff oder Ketchup ist!) mit einem Lappen aufsammelt, an ihre Lippen drückt und trinkt (obwohl das Trinken von Blut ausdrücklich verboten ist, im Alten und im Neuen Testament; 1. Mo 9,4; 3. Mo 7,27; Apg 15,20; 21,25)? Warum schreibt die Bibel kein Wort von einem Stöhnen oder Röcheln während der Geißelungsszenen (Apg 8,32; Joh 19,1), dieser Film aber ist voll davon?

Fußnote [1]: Diese Frage betrifft natürlich jeden Film, der über den Herrn Jesus gedreht wird, und auch jedes Bild von seiner Person. Hinzu kommt, dass wir nicht mit dem hier auf der Erde damals lebenden Messias verbunden sind, sondern mit dem gestorbenen und auferstandenen Christus: „Wenn wir Christus dem Fleisch nach gekannt haben, kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr so“ (2. Kor 5,16). Aus diesen Gründen halte ich jeden „Jesus-Film“ für unehrerbietig, irreführend und unbiblisch. Ende der Fußnote

Was hat uns gerettet: Waren es die Leiden vonseiten der Menschen oder vonseiten Gottes in den drei Stunden der Finsternis (2. Kor 5,21; Heb 10,14)? Ist es biblisch, dass der Teufel im Garten Gethsemane mit Jesus verhandelt (Lk 22,41-44)? Ist es biblisch, dass der Herr Jesus auf dem Weg zum Haus des Hohenpriesters von einer Brücke gestürzt wird und neben Judas landet? Ist es biblisch, dass Maria dem Herrn Jesus auf dem Weg zum Kreuz hilft (Lk 23,26)? Ist es wirklich egal (oder dämonisch), dass bei der Geißelung im Film der Teufel (von einer Frau gespielt) mit einem Baby auf dem Arm erscheint, das sich als Wesen entpuppt, das Jesus verspottet? Ist es biblisch, dass Maria den Körper des gestorbenen Jesus in ihren Armen hält (Joh 19,38-41)? - Die anderen Punkte meines Artikels möchte ich nicht wiederholen.

Wie sind die positiven und negativen Reaktionen von Zuschauern zu bewerten?

Tatsächlich kann man sich über die von Ihnen genannten Reaktionen auf den Film nur freuen! Aber ist es ehrlich zu verschweigen, dass es auch Beispiele sehr negativer Art gibt? Dass Menschen beim Anschauen des Films gestorben sind? Dass Medien über einen Mord berichteten, der im Anschluss an einen Filmbesuch begangen worden sei? Dass manche Filmbesucher ihren Besuch rückgängig machen würden, wenn es möglich wäre, weil das Geschehen sie im Traum verfolge? Oder weil sie jetzt immer das Gesicht des Schauspielers, nicht jedoch die Person des Herrn vor Augen hätten? … Aber selbst wenn es „nur“ positive Folgen gäbe: Heiligt der Zweck die Mittel, wenn es um das Evangelium Gottes geht? Ist Segen der Maßstab, um die zugrunde liegende Sache zu beurteilen (Röm 3,8)? In der Zeit des Königs Jerobeam II wurde durch Jona Segen verheißen. Und dennoch war dieser König ein durch und durch gottloser Mann (2. Kön 14,24.27).

Das von Ihnen zitierte Urteil des von Gott begnadeten Evangelisten Billy Graham ist wirklich erschreckend! Es steht im Widerspruch zu Gottes Wort (2. Tim 4; 1. Pet 1; Röm 10). Und wenn Sie auf ideaSpektrum verweisen, empfehle ich Ihnen, in Heft 12/2004, S. 17 (rechte Spalte) die dort geäußerten Gedanken noch einmal zu lesen. Wie dort ausgeführt, ist zu befürchten, dass sich die Menschen zwar wie in Lukas 23,48 an die Brust schlagen, aber dann ihr eigenes Leben weiter ohne Gott führen. Es ist das Bewusstsein der eigenen Sünde, des Verlorenseins vor Gott, das uns zur Bekehrung treibt. Diese Predigt fehlt leider zunehmend in unserer Zeit! Eine Predigt, die Menschen zu ihrem Retter führen kann! Eine Predigt in Worten. So hat übrigens auch der von Ihnen genannte und von mir geschätzte Evangelist Theo Lehmann seine Predigt anlässlich dieses Films in Worte (und nicht in Bilder!) gefasst.

Welche Bedeutung hat das Blut Jesu?

Vergessen wir nicht, wenn es um das Blut Jesu geht: Nicht das Blut, das durch die Geißelung aus den Wunden des Herrn hervorkam, hat uns retten können. Nur sein Opfertod, sein dahingegebenes Leben - das ist gemeint, wenn es um das vom Herrn Jesus vergossene Blut geht - hat Sühnung getan und uns retten können. Und wenn der Herr Jesus sagt, „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage“ (Joh 6,53), widerspricht Er nicht den alt- und neutestamentlichen Verboten, Blut zu trinken. Die ganze Rede des Herrn ist voll von Bildern und Symbolen. Denn Jesus bezeichnet sich dort zum Beispiel als das Brot vom Himmel. Wir essen sein Fleisch und trinken sein Blut, wenn wir im Glauben annehmen, dass Er für uns am Kreuz gestorben ist, indem Er stellvertretend für uns die Strafe über die Sünden auf sich nahm. Mit einem buchstäblichen Trinken des Blutes oder Körpers des Herrn hat dieser Vers nichts zu tun.

Abschließend kann ich daher nur meine Warnung vor dem Film aus dem Artikel wiederholen. Das Lesen der „Passion“ im Lukasevangelium (oder in einem der drei anderen Evangelien) dagegen empfehle ich von ganzem Herzen!

Mit herzlichen Grüßen in unserem Herrn Jesus Christus

Ihr Manuel Seibel

CD-Angebot
Über die „Christliche Schriftenverbreitung“ (www.csv-online.de) kann für 2,50 Euro ein evangelistischer Vortrag zur „Passion Christi“ bestellt werden, der als Kassette und CD-Rom zur Verfügung steht (ab 10 Stück: 2 Euro; ab 50 Stück: 1,50 Euro).

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