Die Passion Christi von Mel Gibson: Warum schaue ich mir diesen Film nicht an – ein paar Gedankensplitter

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Gestern, am 25. Februar 2004, war in Amerika die Premiere des Films „Die Passion Christi“ (The Passion of Christ). Am 8. April (dem Gründonnerstag) kommt er in die deutschen Kinos. Hollywood-Star und Oscar-Preisträger Mel Gibson hat einen Film über die letzten 12 Stunden des Lebens Jesu gemacht - von Gethsemane bis zum Tod am Kreuz. Obwohl biblische Themen eigentlich nicht als populär gelten, mussten zum Start die Zahl der Filmkopien von 2.800 auf 4.000 erhöht werden. Nicht einmal der Kassenschlager „Herr der Ringe“ hat eine solche Zahl erreichen können. Mel Gibson ist römisch-katholisch und gehört in seiner Kirche einer streng konservativen Gruppe an, die beispielsweise die Reformen des II. Vatikanischen Konzils ablehnt.

Ein Jesus-Film, der gepriesen wird, weil er auf einzigartige Weise für missionarische Zwecke einsetzbar sein soll. Andere meinen, dass er zu einer Erweckung ersten Ranges führen werde. Muss man in einen solchen Film nicht hineingehen? Ich behaupte: Nein. Ein paar Begründungen für dieses Handeln mögen in einem ersten, kurzen Gedankensplitter diese Überzeugung nachvollziehbar machen.

1. Ist es statthaft, den Tod Christi zu spielen? Manche mögen sich diese Frage nicht stellen, weil sie die Passionsspiele in Oberammergau oder andere Jesus-Filme konsumiert haben. Aber letztlich handelt es sich bei einer Verfilmung der letzten Leiden unseres Herrn um nichts anderes als Blasphemie - Lästerung des Herrn. Davon spricht Paulus an mehreren Stellen, unter anderem in Kolosser 3,8 und 2. Timotheus 3,2.

2. Welcher Mensch wollte es wagen, „Jesus“ zu sein, zu spielen? Das betrifft nicht uns Zuschauer, sondern den, der diese Person im Film spielt. Aber als Zuschauer akzeptieren wir diese „Rolle“ eines Menschen. Die Bibel dagegen lehnt es ab, dass wir eine andere Person sind oder spielen. Wir sollen in unserem Leben aufrichtig und transparent sein.

3. Der Tod des Herrn, der für den Herrn wirklich tödlich war, wird in dem Film logischerweise „gestellt“. Die Bibel verhüllt die drei Stunden der Finsternis vollständig vor dem Auge des Menschen, selbst vor den Augen des Gläubigen. Nur der eine Ausruf des Herrn wird fünfmal genannt. Kann es dann ein Gläubiger wagen, sich diese Szenen mit offenen Augen anzuschauen, die Gott selbst dem geistigen Auge des Menschen versagt?

4. Wenn die Beschreibung der Leiden des Herrn in der Bibel einen Charakterzug trägt, dann ist es Schlichtheit. Schon immer hat der natürliche Mensch (und auch mancher Gläubige) besonders die Ausschmückung dieser Szenen verehrt. Gott hat seine Gründe, dass Er dies in der Bibel nicht getan hat. Das Schminken des Hauptdarstellers war dagegen angabegemäß derart aufwendig, dass es seinesgleichen sucht.

5. Ist es nicht ekelhaft, dass rote Schminke (und welches Material auch immer) zur Darstellung des buchstäblich geflossenen Blutes des Herrn benutzt worden ist?

6. Welche Gedanken hat Gott, wenn Er einen sündigen Mensch sieht, der seinen sündlosen, vollkommenen Sohn, Jesus Christus, spielt, dort in den entscheidenden Stunden der Menschheit? Welch eine Anmaßung eines Menschen, an die Stelle Christi zu treten. Und das ist nichts anderes als die Übersetzung des Titels „Antichrist“! Wenn man kein anderes Argument akzeptieren wollte, was uns als Menschen betrifft - Gottes Ehre wird - menschlicht gesprochen - gekränkt und in den Dreck gezogen!

7. Der „Katholizismus“ von Mel Gibson hat „die Passion Christi“ gefärbt. Eine Reihe an Ausschmückungen des Leidens Christi gehen auf Veröffentlichungen der deutschen Mystikerin „Anna Katharina Emmerick“ (1774-1824) zurück: eine Frau, die der Überlieferung nach die Wundmale Christi am eigenen Körper empfing. Allein das - und eine über die Schrift hinausgehende Ausschmückung der Leiden (vgl. Offenbarung 22,18) stellen eine blasphemische Sünde gegen Gott und seinen eingeborenen Sohn, Jesus Christus, dar.

8. Mel Gibson besaß die Anmaßung, von sich und seinem Film zu behaupten: „Der Heilige Geist hat durch mich an diesem Film gearbeitet.“ Wenn ein gläubiger Mensch auch sein Leben und Wirken unter die Leitung des Heiligen Geistes stellen möchte, wer würde von sich solch anmaßende Worte behaupten? Andere mögen das Wirken des Herrn in meinem Leben sehen. Es von sich selbst zu behaupten ist geistlicher Hochmut oder ebenfalls Blasphemie!

9. Den ersten Kritiken des Filmes nach zu urteilen spricht dieser Film in erster Linie die Emotionen an. Diese sollen sicher nicht unberührt bleiben, wenn es um den Tod unseres Retters geht! Aber die Entscheidung der Buße und des Bekenntnisses der Sünden funktioniert nicht allein über unsere Emotionen. Der Herr Jesus selbst macht in dem Gleichnis vom Sämann deutlich, dass es gerade eine große Gefahr ist, emotional beeindruckt zu sein. Denn wenn es keine Wurzel im Herzen des Menschen fasst, das Werk des Herrn, ist es fruchtlos und nutzlos.

10. Ein volles Evangelium hat als Zentrum das Kreuz Christi, zweifellos. Es geht um das „Wort vom Kreuz“ (1. Korinther 1,18). Aber es bleibt nicht dabei stehen, von Szenen des Leidens beeindruckt zu sein. Das sind wir auch von anderen Personen, die leiden müssen. Es muss deutlich gemacht werden, dass wir SÜNDER sind, die ewig verloren gingen, wenn Christus nicht am Kreuz gestorben wäre; die ewig verloren GEHEN, wenn wir uns nicht bekehren. Diese Botschaft scheint in diesem Film einfach zu fehlen. Es geht nicht um Bekehrung, es geht um das Lebenswerk eines Menschen, der sich selbst verewigen will.

Kann Gott?

Kann durch eine solche, ungöttliche, unbiblische Sache eine Erweckung entstehen? Gott ist souverän. Kann durch einen solchen, ungöttlichen und blasphemischen Film ein Mensch zur Errettung geführt werden? Gott ist souverän und kann auch das bewirken.

Aber wir - wir sollten nicht auf diesen Film starren und Menschen dazu einladen, ihn sich anzusehen. Wir sollten Menschen auf ihre verlorene Seele ansprechen und Christus predigen - allein den Christus der Schriften. Wenn dieser Film dazu ein Anstoß sein könnte in unserem Leben, dann hat Gottes souveränes Wirken wenigstens in unserem Leben etwas bewirkt!

Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der da richten wird Lebendige und Tote, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich: Predige das Wort, halte darauf zu gelegener und ungelegener Zeit … Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tu das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst“ (2. Timotheus 4,1-5).

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