Wir möchten Jesus sehen - In den Schriften (Teil 1)

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Als er noch in Bethanien blieb, kam eine große Anzahl von Juden, um ihn und Lazarus zu sehen. Am nächsten Tag, als das Wunder überall bekannt geworden war, ging ihm eine große Volksmenge entgegen, als er aus Bethanien nach Jerusalem kam. Ein wahrhaftiger Wald von Palmzweigen wurde vor ihm ausgebreitet. Gewaltige Rufe wurden laut: „Hosanna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König Israels!“ Dann kam er. Sie sahen ihren König auf einem jungen Esel reiten. Die Juden von Bethanien, die ihn begleiteten, und die von Jerusalem, alle sprachen von dem großen Wunder. Hier und dort, in kleinen Gruppen, standen die Pharisäer, Schriftgelehrten und Priester, knirschten mit den Zähnen und sagten zueinander: „Siehe, die Welt ist ihm nachgegangen.“.

Suchende Menschen

In der großen Menge waren gewisse Griechen. Sie waren Heiden, die aus ihrem Heimatland gekommen waren, um auf dem Fest anzubeten. Ermüdet von der verdorbenen Philosophie Griechenlands, unbefriedigt in ihrer heidnischen Religion, suchten sie nach Licht, nach der Erkenntnis des wahren Gottes, nach Frieden und Sicherheit. So wurden sie Proselyten der jüdischen Religion. Das Alte Testament wurde in ihre Sprache übersetzt. Sie wussten wahrscheinlich, dass die Hoffnung Israels der verheißene Messias war, und so kamen sie zu Philippus, als sie von diesem wunderbaren Mann hörten, den die Menge als den König Israels feierte, und baten ihn: „Herr, wir möchten Jesus sehen.“ Aber als Andreas und Philippus dies dem Herrn sagten, hatte dieser keine Antwort für die suchenden Griechen. Statt erfreut zu sein über die große Kundgebung seines eigenen Volkes und über die Heiden, die ihn suchten, sprach er von der Stunde, in der er, der Sohn des Menschen, verherrlicht werden sollte. Er meinte die Stunde seines Todes gefolgt von seiner Auferstehung und Erhöhung. Seine heilige Seele war bestürzt, weil das Kreuz vor seinen Augen stand. Da gab es keine Antwort für die suchenden Heiden. Die Zeit seiner vollen Offenbarung als dem Retter der Welt war noch nicht gekommen.

Aber nun, nachdem Christus gestorben, auferstanden und aufgefahren ist in die Höhe, und nachdem der Heilige Geist herabgekommen ist, um von Christus zu nehmen und uns zu verkündigen (Joh. 16,15), kann der Wunsch eines jeden Herzens, ihn zu sehen und ihn zu erkennen, im Überfluss befriedigt werden. „Wir möchten Jesus sehen“ sollte der Ruf des Herzens von jedem Kind Gottes sein. Der Geist Gottes wird diesen Ruf beantworten.

Und wie erkennen wir ihn?

Wir erkennen ihn in den Schriften.

Von den Schriften sagt unser Herr: „Sie sind es, die von mir zeugen.“ Immer, wenn wir unsere Bibel nehmen, um das Wort Gottes zu lesen, sollte unser erster Gedanke sein: „Wir möchten Jesus sehen.“ Im Ansehen seiner Person werden alle unsere Bedürfnisse, ja, wirklich alle Bedürfnisse gnädig gestillt. Alles, was Gott ist, und alles, was Gott offenbart hat, ist wie er selbst unerschöpflich. All unser Suchen kann niemals die Offenbarung seiner Person erschöpfen. Es bleibt immer etwas Neues zu entdecken über seine unvergleichliche Person, wie sie im Alten Testament offenbart wird. Die Schriften bezeugen seine Gottheit. Der kommende Erlöser ist der HERR, dessen Ausgänge von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her sind. Er ist der Heilige Israels, der Himmel und Erde geschaffen hat. Er ist Emmanuel, der Wunderbare, Berater, starke Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst.

Die Schriften zeugen von seiner Menschwerdung und seinen Leiden

Die Schriften zeugen zuvor von seiner Menschwerdung. Er sollte kommen als der Same der Frau, geboren von einer Jungfrau. Heilige Seher gaben, hunderte von Jahren bevor er auf diese Erde kam, ein Abriss seines Lebens, beschrieben sein Wesen und die Werke, die er tun würde. Doch vor allem kündigen die Schriften ihn an als den Sündenträger, das Lamm Gottes, und künden von dem großen Erlösungswerk, das er durch seinen Tod vollbringen würde, und von den Ergebnissen dieses segensreichen Werkes. Neben den direkten Prophezeiungen über sein sühnendes Werk - wie der Psalm 22 und das 53. Kapitel des Propheten Jesaja - wurde sein Opfertod durch die Opfer in den verschiedenen Phasen des levitischen Dienstes, durch das von Gott eingesetzte Priestertum und durch geschichtliche Ereignisse - wie das Durchziehen des Roten Meeres und die in der Wüste erhöhte, eherne Schlange - angedeutet. Dann finden wir in den Schriften seine Erhöhung; der Eine, der von den Menschen verworfen wurde, der litt und starb, würde auferstehen und sich zur Rechten Gottes setzen. Der erhabenste Ausblick darauf im Alten Testament ist der Ausblick auf sein Königtum und das Königreich, dessen Herrschaft er antreten wird an dem Tag seines zukünftigen, herrlichen Erscheinens. Wir sehen ihn in vielen Prophezeiungen in seinem königlichen Glanz, als der König der Könige und Herr der Herren. Er empfängt die Enden der Erde als Erbteil, und die Königreiche dieser Erde als sein Besitztum.

Forschen wir nach ihm - in den Schriften!

Auf solche Weise sehen wir ihn in den Schriften. Welch eine wunderbare Tatsache ist dieses harmonische Zeugnis der Schriften über die Person unseres göttlichen Retters. Menschliche Schreiber, die in verschiedenen Zeitaltern leben und unabhängig voneinander schreiben, könnten niemals ein solches Zeugnis hervorbringen. Es ist das Werk des einen großen Autors der Schriften, dem Heiligen Geist. Es sollte für alle Gläubigen die glückseligste Tätigkeit sein, die Schriften zu erforschen, die Fundgrube göttlicher Reichtümer, und mehr von ihm zu lernen, in dem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis Gottes verborgen sind. Wenn wir lesen und erforschen und ihn vor unseren Augen haben, dann wird Freude unsere Herzen erfüllen. Wenn wir von seiner Herrlichkeit und Macht lesen, die schon vor seiner Menschwerdung offenbar wurde, bekommen wir einen flüchtigen Einblick darin, wie sehr wir gesegnet sind, indem wir in seine Gemeinschaft berufen wurden. Dann sollten unsere Herzen in uns brennen wie die Herzen der beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus, als er, „von Moses und von allen Propheten anfangend“ ihnen in allen Schriften das erklärte, was ihn betraf. (Lk 24,27)

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