Das Recht auf andere anwenden

Lesezeit: 2 Min.

Bundeskanzlerin Angela Merkel will die Weigerung Ungarns nicht hinnehmen, auch nach einem EuGH-Urteil keine Flüchtlinge aufzunehmen. Sie sagte einer Zeitung: „Dass eine Regierung sagt, ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) interessiere sie nicht, das ist nicht zu akzeptieren.“ Auf die Frage, ob dies heiße, dass Ungarn die EU verlassen müsse, sagte die Kanzlerin: „Das heißt, dass eine sehr grundsätzliche Frage Europas berührt ist, denn Europa ist für mich ein Raum des Rechts. Wir werden beim Europäischen Rat im Oktober darüber reden müssen."

Dieser Hinweis erinnerte mich an ein Wort, dass der Herr Jesus einmal über die Schriftgelehrten und Pharisäer gesagt hat: „Alles nun, was irgend sie euch sagen, tut und haltet; aber tut nicht nach ihren Werken, denn sie sagen es und tun es nicht.“

Nun – wir sollen uns nach Römer 13 den Obrigkeiten unterordnen. Was sie sagen, wollen wir tun – nach den Gesetzen, die sie erlassen, wollen wir handeln.

Aber wir wollen nicht so tun, wie sie tun. Es ist doch bemerkenswert, dass Angela Merkel die Weigerung der Regierung von Ungarn kritisiert, aber andererseits die klaren Bestimmungen, die beispielsweise die Staatshaushalte einzelner EU-Staaten wie Griechenland oder Italien betrafen, was Strafen und Finanzierungsmöglichkeiten betraf, umging. Ist das gerecht, andere für etwas zu kritisieren, was man selbst getan hat? Natürlich, da hatte nicht der Europäische Gerichtshof „gesprochen“, sondern es geht nur um „normale“ Regelungen und Gesetze, die beispielsweise auch Frankreich betrafen.

Aber wie ist es so oft auch in unserem Leben: Bei anderen sind wir klar im Urteil, vor allem im Verurteilen. Aber wenn es um uns selbst und die eigenen Interessen geht, wenn es um solche (Staaten oder) Personen geht, die uns wichtig erscheinen, da kann das Gesetz auf einmal sehr weich und weit ausgelegt werden.

Wir wollen das auf unser eigenes Leben beziehen. Wir können den Splitter bei dem anderen nur dann mit Recht kritisieren, wenn wir zuvor den Balken aus unserem eigenen Auge gezogen haben.

Beitrag teilen

Verwandte Artikel

Bibelandacht konkret: ein Gerüst – kein Korsett Manuel Seibel Mit diesem Video schließen wir das Thema „Bibelandachten" ab. Dazu schauen wir uns an, wie eine Bibelandacht konkret ablaufen kann. Das ist ein Vorschlag, kein Gesetz. Ein Gerüst, kein Korsett! Jeder kann für sich den guten Weg finden, der für ... Video ansehen
Cannabis-Freigabe - und seine Anwendung auf das Rauchen ... Manuel Seibel Am Freitag, den 22. März, hat der Bundesrat das sogenannte Cannabis-Gesetz verabschiedet. Der Konsum, Besitz und Anbau wird ab dem 1. April in begrenzter Menge erlaubt. Das erinnert an Süchte, an das Rauchen ... Dazu ein paar Gedanken. Podcast anhören
Die Patchwork-Familie: Biologischer Vater – rechtlicher Vater: Wo aber bleibt Gott dabei? Manuel Seibel Man spricht heute von der "Patchwork-Familie". Der alleinerziehende Vater bringt Kinder in eine neue Familienbeziehung mit einer alleinerziehenden Mutter, die ebenfalls aus einer oder mehreren Beziehungen Kindern "einbringt". Das ist nicht nur zum ... Artikel lesen
Markus 16,16-20 Manuel Seibel BibelExegese Podcast anhören
Ich habe abgetrieben: Lieb-los? Hoffnung-los? Vergebungs-los? Alles aus? Manuel Seibel Gott sieht uns von Anfang an im Mutterleib als „Menschen“ an. Dennoch gibt es viele, leider auch manchmal Christen, die ein solch kleines Wesen: eine Person, ein Baby, ein Geschöpf Gottes!, abgetrieben haben. Ein echtes Wunder ... Das ist etwas ... Video ansehen
Recht auf Abtreibung bekommt in Frankreich Verfassungsrang Manuel Seibel Es ist eigentlich unfassbar: Freiheit bedeutet in Frankreich künftig mit Verfassungsrang, dass man ungeborenes Leben "beenden" kann. Was sagt Gottes Wort dazu? Was sollten wir als Christen für ein Empfinden bei solchen Entscheidungen haben? Podcast anhören