Leitung des Gottesdienstes?

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In einem Beitrag für ideaSpektrum wirbt der Professor für Neues Testament und der frühere Bischof in Holstein, Ulrich Wilckens, dafür, dass Gottesdienste geleitet werden, und zwar von dafür ordinierten Personen. „Der tiefe Sinn dahinter ist, dass durch die Ordination auf ein Bekenntnis hin die Einheit in der Wahrheit besser gewährleistet ist."

Dass die Schrift, das Wort Gottes, kein Wort von „Ordination" und schon gar nicht von Leitung des Gottesdienstes enthält, findet Wilckens beim Lesen der Bibel nicht heraus. Ja, es ist die Rede von Ältesten, die Apostel und ihre Gesandten angestellt haben. Aber ihre Aufgabe wird nicht damit verbunden, zu lehren und Gottesdienste zu leiten.

In seiner Verteidigung von Laien versus Ordinierte bezieht sich Wilckens auf das Augsburger Bekenntnis. Vergeblich sucht man Hinweise auf Gottes Wort ...

Leitung von Gottesdiensten

Auch wenn in Korinth vieles schiefging, führt der Apostel Paulus dort keine Leitungsfunktionen ein. 1. Korinther 14, wo man Belehrungen über die Wortverkündigung findet, gibt in einem gewissen Rahmen viel Freiheit. Der Apostel schließt aus, dass Frauen an der Wortverkündigung teilnehmen als Redende. Er beschränkt das damals existierende Sprachenreden. Aber ansonsten sagt er nicht: Es gibt bestimmte Personen, die dürfen reden, andere nicht. Schon gar nicht wird das Zusammenkommen von irgendjemand bestimmt.

Dasselbe gilt für den eigentlichen Gottesdienst, also das Zusammenkommen zum Brotbrechen. Darüber spricht Paulus in den Kapitel 10 und 11. Aber es gibt keinen Hinweis auf irgendjemand, der hier eine Führung innehat.

Doch - es gibt einen: den Heiligen Geist. Aber genau den beschränkt Ulrich Wilckens, wenn er Menschen in die Führung ruft. Und genau das ist eines der großen Kennzeichen der heutigen Kirchen, dass sie ein wesentliches Kennzeichen der christlichen Zeit zerstören. Zu keiner anderen Zeit war der Heilige Geist als Person in den Gläubigen persönlich und in der Versammlung (Gemeinde, Kirche) Gottes kollektiv auf der Erde wohnend, als nur in der heutigen Zeit. Aber der Geist Gottes darf nicht frei wirken in den Kirchen heute, sondern muss sich Bischöfen und anderen Ordinierten unterordnen.

Dass Bischöfe in der heutigen Form unbiblisch sind, haben wir schon an anderer Stelle dargelegt.

Ordination

Wer ordiniert eigentlich wen? In den Lehrbriefen des Neuen Testaments finden wir, dass Autorität immer von „oben nach unten" stattfindet. In der ersten Zeit gab es Apostel. Diese haben Älteste angestellt, manchmal mittels eines Abgesandten (wie Timotheus und Titus). Weder die Apostel noch die Abgesandten gibt es heute noch. Daher gibt es keine Autorität über der Versammlung als nur den Herrn Jesus, der durch sein Wort wirkt. Also hat auch niemand das Recht zu ordinieren.

Nicht nur das. Die Aufteilung zwischen Ordinierten und Laien ist typisch jüdisch. Im Judentum hatte Gott Priester, Leviten und das Volk aufgeteilt. Und genau solch eine Unterteilung finden wir in den heutigen sogenannten Kirchen wieder. Dabei ist das Judentum etwas völlig anderes als das Christentum. Und Paulus warnt im Galater- und Kolosserbrief eindrücklich vor jüdischen Einflüssen im Leben der Christen.

Sind wir noch bereit, Gottes Wort in allem zu akzeptieren? Diese Frage müssen sich nicht nur diejenigen stellen, die in solch eklatanten Punkten von Gottes Wort abweichen. Diese Frage müssen wir selbst uns ebenfalls stellen, wo wir uns gerne Nischen lassen, in denen wir selbst ebenfalls Abstriche machen (wollen).

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