Tabu Trennung von Daniel Schneider – eine Buchbesprechung

Lesezeit: 12 Min.
Das Thema „Scheidung" wird auch im christlichen Bereich zunehmend bedeutsam. Immer mehr Ehen stehen vor dem „Aus". Während man in früheren Jahrzehnten oft „unter einem Dach" geblieben ist, auch wenn man nebeneinanderlebte, trennt man sich heute schneller. Sicherlich ist das auch dem Zeitgeist und der Emanzipation geschuldet. Aber die Ursachen dafür sind vielfältig. Daher ist es gut, sich diesem Thema zu stellen, wie es das vorliegende Buch tut.

Das Buch

In seinem Buch „Tabu Trennung - ein Journalist sucht Antworten" interviewt Daniel Schneider fünf Personen bzw. Ehepaare. Sie alle haben mit Eheproblemen zu tun. Zum Teil erst im Verlauf des jeweiligen Gesprächs hat der Autor erfahren, dass seine Gesprächspartner mindestens einmal geschieden waren. Ein Paar hat sich nach der Scheidung wieder versöhnt und geheiratet.

Schneider versucht, aus den jeweiligen Interviews (neue) Erkenntnisse daraus zu ziehen, was der Grund für das Scheitern von Ehen ist, wie man damit als Christ umgehen kann und wie man solche „Fallen" möglichst vermeidet, bevor es zu einer Trennung kommen muss. Er fragt, wie wir Menschen mit dem Thema „Scheidung" am gesündesten umgehen.

In Zwischenschritten fasst er seine Gesprächserkenntnisse zusammen und leitet aus ihnen Handlungsmöglichkeiten ab. Manches kommentiert er, einzelne Punkte vergleicht er mit Familiengeschichten in der Bibel, anderes wiederum gleicht er mit Auffassungen von Buchautoren ab.

Die beiden ersten Gesprächspartner - Manu sowie Rita und Björn - sind Ehepaare bzw. Personen aus dem christlichen Umfeld mit einer „alltäglichen" Biographie. Reiner Knieling war Theologie-Professor von Daniel Schneider, Silke Bolduan und Mickey Wiese sind Berater im Ehe- und Familienumfeld - wie gesagt alle mit mindestens einer Scheidungsgeschichte „im Gepäck". So sprechen sie alle aus eigener Erfahrung (und nicht nur aus einem Beratungshintergrund) über Gründe für das Scheitern von Ehen.

Der Autor

Daniel Schneider ist Jahrgang 1979, verheiratet und Vater von drei Kindern. Er versteht sich als Journalist und Theologe. Beispielsweise ist er als Fernseh- und Radioautor tätig (Kirche in 1LIVE (WDR), Planet Wissen), auch bei BibelTV. Er ist Autor von mehreren Büchern.

Das Thema

Das Thema „Trennung" bzw. „Scheidung" ist in christlichen Kreisen in doppelter Hinsicht ein Tabu-Thema:

  1. Für Christen, welche die Bibel als wörtlich inspiriert anerkennen, ist klar, dass Scheidung gegen Gottes Gedanken ist. An mehreren Stellen hat Er sich dazu in seinem Wort deutlich geäußert. Was nicht sein darf, auch nicht sein kann - was aber leider immer öfter der Fall ist. Wie soll man damit umgehen? Man versucht, das Thema zu unterdrücken.
  2. Ehepaare, die miteinander Probleme haben, fühlen sich unter Christen, bei denen scheinbar (!) alles mehr oder weniger glatt läuft, nicht gut aufgehoben mit ihren Problemen. Die anderen können einen doch gar nicht verstehen, meint man. Dadurch verschweigt man die Probleme, selbst auf Nachfrage, weil Probleme in Ehe und Familie mit einem negativen Image verbunden sind. Und dann, wenn es zu spät ist und man sich trennt, stehen dann alle Beteiligten (die betroffenen Eheleute, die Kinder, aber auch die örtliche Gemeinde) vor einem Scherbenhaufen.

Vor diesem Hintergrund kann man nur begrüßen, dass dieses Thema einmal „offen" angegangen wird. Denn Totschweigen hat noch nie geholfen.

Nun stellt sich die Frage, in was für einer Weise Daniel Schneider in diesem Buch eine hilfreiche Antwort auf diese Herausforderungen gibt. Hilft dieses Buch, die Klippen zu umschiffen, die einen auseinandertreiben in einer Ehe und früher oder später zu einer Trennung führen? Gibt es (ausreichend) Ratschläge, um als Eheleute positiv miteinander verbunden zu bleiben?

Leider lautet die Antwort (dieses Rezensenten), womit ich das Resümee vorwegnehme: Nein, der Autor scheitert mit dem auf dem Buchrücken herausgestellten Anspruch.

Positive Impulse

Bevor ich darauf in einigen Details eingehe, möchte ich einige positive Impulse des Buches voranstellen.

  • Auf S. 11 weist Schneider mit Recht daraufhin, dass gerade in christlichen Kreisen Probleme in Beziehungen und Ehekrisen als Tabuthema behandelt werden. Das darf so nicht weitergehen, wenn man Betroffenen wirklich weiterhelfen möchte.
  • Auf S. 122 gibt der Autor den Hinweis seiner Gesprächspartnerin weiter, dass ein großer Trennungsgrund darin besteht, dass man sich gegenseitig überfordert und viele Paare zu viel voneinander erwarten.
  • Auf S. 124 warnt Schneider vor der Haltung, die besonders bei Christen anzutreffen ist, dass in Sachen Beziehung alles vom Himmel fällt, wenn man nur genug dafür betet. Tatsächlich ein großer Irrglaube!
  • Auf der gleichen Seite spricht der Autor davon, dass man als Mensch zur Veränderung selbst aktiv werden muss, eigenverantwortlich.
  • Auf S. 131 weist der Buchautor darauf hin, das Ehe Hingabe bedeutet. Leider ein Hinweis, den wir viel zu selten bedenken ...
  • Auf den Seiten 134 ff. zeigt Schneider, wie sehr Filme - selbst wenn wir sie als Fiktion erkennen - unser Denken und Empfinden prägen. Das ist aus meiner Sicht ein ganz erhebliches Problem heute. Denn Filme zeigen die (Familien- und Ehe-) Welt nach Maßstäben heutiger Gesellschaftsprägungen. Dadurch werden wir schleichend an unbiblische aber heute akzeptierte Beziehungsmodelle herangeführt, die uns nicht mehr so seltsam erscheinen, weil wir sie in Spielfilmen etc. ja ständig „erleben". Die Abwehrkraft gegen Unbiblisches geht uns dadurch verloren.
  • Auf S. 141 macht der Autor sehr deutlich, dass Sex nicht losgelöst von einer Ehebeziehung gesehen werden darf.
  • Auf S. 148 beklagt Schneider mit Recht, dass es viele Ehevorbereitungskurse in christlichen Gemeinden gibt, dass aber dann, denn „der Ring am Ringfinger steckt", kaum noch Unterstützung erlebbar ist. Das muss uns zu denken geben.
  • Auf den Seiten 149-150 beschreibt der Journalist ein anschauliches und sehr passendes Beispiel, wie das unterschiedliche Erleben von bestimmten Ereignissen zu Konflikten führt, wenn man nicht vertrauensvoll und offen darüber spricht. So entstehen Distanzen, die immer stärker werden, wenn nicht beide Seiten aufeinander zugehen und offen ihre Gefühle beschreiben.

Die Kritik

Im Folgenden nenne ich einige Gründe dafür, warum ich dieses Buch nicht für empfehlenswert halte, ja geradezu davon abrate, sich anhand dieses Werkes mit diesem an sich wichtigen Thema zu beschäftigen.

  • Gottes Wort spielt nur eine Nebenrolle: Man sollte denken, dass in einem Buch für Christen über ein Thema, zu dem Gott in seinem Wort sehr viel zu sagen hat, das Wort der entscheidende, ja alleinige Beurteilungsmaßstab ist. Dabei ist nicht so sehr entscheidend, ob viele Bibelstellen genannt werden (was in diesem Buch auch nicht der Fall ist). Wichtig aber ist, dass Gottes Beurteilungsmaßstab gilt. Das tut er in diesem Werk leider nicht. Im Gegenteil. Der Leser wundert sich, dass einzelnen Kapiteln Zitate von Nicht-Christen vorangestellt werden (um nur zwei zu nennen: Mahatma Gandhi und Berthold Brecht). Er wundert sich, dass die Recherche zum Thema das Buch eines Professors und nicht die Bibel voranstellt (S. 18). 1
  • Herangehensweise: Auf S. 12 meint der Autor: „Ich bin überzeugt: Durch persönliche Erfahrungsberichte werde ich diesem Thema viel besser gerecht als durch jede andere Herangehensweise." Das kann für einen Christen nicht stimmen. Es gibt keine bessere Herangehensweise, als Gottes Wort zu befragen, um zu erkennen, was Gott zu einem solchen Thema sagt. Nichts gegen Erfahrungsberichte! Sie können helfen, manches besser zu verstehen. Aber wenn wir wissen wollen, wie Gott die Dinge beurteilt und wie Er weiterhilft in Schwierigkeiten, können uns Erfahrungsberichte nicht weiterhelfen.
  • Biblisches Überzeugung als fromme Prägung abtun: Auf S. 31 ärgert sich Schneider über sich selbst, dass er den Gedanken hat, dass zwei, die sich voneinander getrennt haben, vielleicht doch einander innerlich nähergekommen wären, wenn sie beisammengeblieben wären. „Das liegt zum großen Teil an meiner frommen Prägung, die da vorsieht, dass Ehen für immer halten, und wenn etwas nicht funktioniert, dann sollen sich die beiden Ehepartner doch gefälligst zusammenreißen ... Und wenn es nicht klappt. Uiuiuiuiui. Dann ist irgendetwas faul." Es macht traurig, dass der sich selbst Theologe nennende Autor so über Gläubige lächelt, die Gottes Wort ernst nehmen. Er macht sich mit diesen Worten letztlich lustig über Gläubige, die Gott in allem gehorsam sein wollen.
  • Wörtliche Auslegung von Gottes Wort wird als verkehrt beschrieben: In diesem Zusammenhang (S. 32) offenbart Schneider seine Sicht von Gottes Wort: „‚Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.' Dieser Vers aus der Bibel, (Markus 10,9), kommt mir unweigerlich in den Sinn. Er ist ein wie so oft aus dem Kontext gerissener Wortfetzen von Jesus, der Menschen in Beziehungskrisen um die Ohren gehauen wird ... Ich glaube aber nicht (mehr), dass eine Ehe, koste es, was es wolle, aufrechterhalten werden muss. Das ist sogar relativ unbiblisch. Denn in Gottes Wort geht es in erster Linie um Wertschätzung und Liebe. In allen Facetten." Wer Gottes klare Anweisungen aufgibt, die Gott ja nicht nur einmal in seinem Wort verankert hat, wer Christen, die dieses Wort in seiner ganzen Autorität aufrechterhalten, vorwirft, sie würden Wortfetzen von Jesus aus dem Zusammenhang reißen, wendet sich von einer wörtlichen Inspiration des Wortes Gottes ab. Daher führt eine solche Auslegung von Gott weg und muss daher zu falschem Verhalten führen. Genauso falsch ist die auf S. 100 ausgeführte Überzeugung des Dozenten von Schneider, die Schneider gutheißt, dass es um den gesamten Duktus der Bibel und nicht um einzelne Aussagen gehe. Natürlich müssen wir immer den Zusammenhang einer Stelle berücksichtigen. Aber mit einem pauschalen Gesamtduktus, mit dem wir alle Ermahnungen und klaren Beurteilungen einebnen können, relativieren wir das einzelne Wort in der Bibel und damit auch die wörtliche Inspiration.
  • Perfektes Timing: In diesen Kontext gehört auch ein vom Autor positiv aufgenommenes Zitat eines Interviewpartners, der sich zu einem bestimmten Zeitpunkt scheiden ließ und das als „perfektes Timing" ansah, als Führung. Was ist für diese konkrete Beurteilung ein wesentlicher Grund gewesen? Dass er, wenn er sich früher oder wenn er sich später getrennt hätte, nicht seine neue Partnerin kennengelernt hätte. Wie nennt Gott eine solche „Partnerschaft"? Hurerei (Mt 19,9; Mk 10,11.12; Röm 7,1-3; 1.Kor 7,11). Das ist Sünde. Mir ist klar, dass Schneider das Anführen dieser vielfältigen Beweisstellen als aus dem Zusammenhang gerissene Wortfetzen betrachtet. Gerade das macht sein Buch so gefährlich, weil es Gottes Beurteilung aufgibt und durch humanistische, dem Menschen angenehme Überlegungen ersetzt.
  • Banalisierung der Scheidung: Ein Ehepaar mit Kindern sah keinen Ausweg mehr, als sich scheiden zu lassen. Dennoch waren sie der Meinung: „Ihre Tochter durfte auf keinen Fall leiden", unter der Scheidung (S. 27). Deshalb wollten sie keinen Rosenkrieg. Diese Überzeugung (?), dieser Wunsch spricht der Realität Hohn. Jedes Kind leidet unter der Scheidung der Eltern, die Kinder leiden am meisten darunter. Sie leiden immer! Dies Beschönigung findet sich auch auf S. 30 wieder: „Wir haben ihr [der Tochter] gesagt, dass wir immer eine Familie bleiben, aber nicht mehr zusammenwohnen werden." Diese Definition von Familie habe ich in der Bibel noch nicht gefunden. Sie ist auch nicht wahr, selbst wenn geschiedene Eltern versuchen, dem Kind die gegenseitigen Besuche zu ermöglichen.
  • Unbiblisches: In dem Interview mit seinem Dozenten lässt sich Schneider überzeugen, dass sich das Evangelium gerade in der Scheidung bewähren kann. „Und es hat sich bewährt" (S. 92.93). Im Sündigen bewährt sich das Evangelium und offenbart seine Herrlichkeit? Um zu einer solchen Aussage zu kommen, muss man Gottes Wort verbiegen.
  • Alles getan: Verschiedene Male wird im Blick auf gescheiterte Ehen gesagt, dass der eine oder beide Seiten alles getan hätten, um die Ehe zu retten. Zum Beispiel: „Mehr ging in dem Moment nicht." (S. 26; vgl. S. 91 ff.; S. 98). Nun gibt es wirklich Fälle, wo man sehr viel versucht hat. Aber konnte man tatsächlich nicht noch mehr versuchen? Wenn Gott in seinem Wort sagt, dass Er Entlassung (Scheidung) hasst (Mal 2,16). Dass es nach Matthäus 19,9 nur einen einzigen Ehescheidungsgrund gibt (Hurerei), dann sagen wir mit dem „alles getan", wir wüssten es besser als Gott. Offensichtlich haben beide Seiten noch nicht alles getan. Denn es gibt immer einen Weg der Umkehr, der Buße, eines neuen Miteinander, jedenfalls dann, wenn beide Betroffenen wirklich wollen.
  • Blasphemie: Auf S. 76 macht der Buchautor Gott mitverantwortlich („Mitschuld") für das Scheitern von Ehen. Das ist Lästerung!
  • Falsche Haltung: Auf S. 81 ff. beschreibt Schneider die sich heute unter Christen breitmachende Haltung des „Liebe dich selbst". Dazu werden wir im Neuen Testament an keiner Stelle aufgefordert. Natürlich ist es wahr, dass wir uns selbst annehmen sollen. Und dass es hier falsche Verkrampfungen und sogar chronische Krankheiten und Verletzungen gibt. Aber das sich selbst in den Mittelpunkt stellen finden wir im Neuen Testament nicht. Es führt in die Irre.
  • Unbiblisches: Auf S. 98 kommentiert der Autor positiv, dass Trennungen (Scheidungen) „richtig waren. Oder besser: dass sie das geringe Übel waren." Mit anderen Worten: Gott hasst Scheidung, aber für uns Menschen können sie richtig oder besser sein? Sagen wir damit nicht, das wir die Dinge besser wissen als Gott?
  • Biblische Ethik hinderlich: Auf S. 156 nimmt der Buchautor aus einem Gespräch mit, dass die christliche Ethik manchmal hinderlich sein kann. Mit anderen Worten: Besser die Bibel in ihrer christlichen Ethik beiseitelassen und menschliche Ratgeber konsultieren, das hilft Menschen besser - so Schneider. Wie kann man angesichts einer solchen Haltung Gottes Gedanken über eine Situation und seine Hilfe erwarten? Es wundert daher nicht, dass der Autor auf derselben Seite die Frage „Was ist richtig und falsch?" zur Seite legt und den individuellen Menschen in den Mittelpunkt stellt (Humanismus).
  • Lästerlicher Rat: Auf S. 157 gibt eine Therapeutin den Rat, den Schneider positiv weitergibt: „Gehen sie raus und sündigen Sie bewusst und erfahren Sie dadurch, dass Gott sie trotzdem liebt." Natürlich dürfe kein anderer zu Schaden komme, ergänzt Schneider. Was der Gott des Lichts, der heilig ist, dazu denkt, ist anscheinend nebensächlich. Was für eine Lästerung!
  • Allversöhnung: Auf S. 158 schreibt Schneider, dass man den Tod von Jesus am Kreuz, „stellvertretend für alle Menschen", als Grundlage nehmen sollte. Das ist Allversöhnung. Wenn der Herr Jesus wirklich am Kreuz stellvertretend für alle Menschen gestorben wäre, würden auch alle gerettet werden und in den Himmel kommen. Das lehrt Gottes Wort an keiner Stelle.
  • Unbiblisches: Auf Seite 160 resümiert Schneider, dass eine Ehe für ihn nicht am Trauschein hänge. Natürlich ist eine Ehe mehr als ein Trauschein. Aber nach Gottes Gedanken ist der Trauschein (in welcher Form dieser in unterschiedlichen Kulturen auch „ausgestellt" wird) die formale Grundlage einer Ehe. Und damit hängt die Ehe eben doch daran, weil sie in Gottes Augen unauflösbar ist.
  • Unbiblisches: Auf S. 163 (S. 96) schreibt Schneider in seinem Resümee: „Allein schon den Gedanken des ‚gesegneten Beziehungssterbens' denken zu dürfen, macht dieses Buch um einiges wertvoller." Gott kennt kein gesegnetes Beziehungssterben. Er kennt Scheitern beim Menschen, und ja, Er gibt uns auch im Scheitern einen Weg. Aber dieser Weg ist immer mit Buße, Bekenntnis und Änderung unseres Lebens verbunden. Nie ein Banales: Nicht gelungen, aber das nächste Mal wird es besser. Was für ein Segen, dass es etwas Neues gibt!
  • Wortwahl: Leider versteigt sich Schneider teilweise (durchaus nicht durchgehend!) zu einer unangemessenen Wortwahl. An dieser Stelle nur ein Beispiel: „Schei|ße!!!" Da hilft es auch nicht, dass er lang und breit zu erklären versucht, warum die erste Zwischenüberschrift so heißt (S. 9.15).
  • Evolutionistische Sichtweise des Autors: Auf S. 13 zeigt dem Autor „ein Blick in entwicklungsreiche Jahrmillionen von Mensch und Materie" ... Ein Christ, der die Bibel als Gottes inspiriertes Wort akzeptiert, wird sich der Evolutionshypothese verschließen. Aus dieser wird er sicherlich keine Hinweise für die Beratung von „Ehen in Not" bekommen.
  • Fehlende Hilfestellungen: Man erhofft sich, wenn man den Titel des Buches und seine Ankündigung liest, Neues zu lernen über Scheidungsgründe. Tatsächlich erschöpft sich der Inhalt auf Aspekte, die man letztlich schon lange wusste. Wo findet das Erarbeiten der wirklichen Probleme statt? Dass man in eine Ehe investieren muss, weiß heute (fast) jeder. Dass es oft Kommunikationsprobleme gibt, hat sich auch herumgesprochen. Aber eine tiefgründige Hilfestellung wäre wirklich nützlich. Dieses Buch gibt viel Bekanntes und Banales weiter. Zu wirklich neuen Einsichten führt es nicht.
  • Albernheiten: Im Verlauf des Buches spricht der Autor davon, dass er seinen Kaffeebecher irgendwohin stellt; dass eine Züge unpünktlich waren, dann wieder pünktlich; dass er überlegt, ob er jetzt im Sommer eine Kerze anzünden soll, was er erst nicht tut, später dann aber doch; dass ein kleines Kind mal so und dann mal so durch das Zimmer springt und tanzt; dass er, während der Leser sich fünf Minuten Gedanken machen soll, einen anderen Artikel durchliest (was so albern ist, weil das Buch längst geschrieben worden ist ...), usw. Es mag Leser geben, die solche Passagen nett finden. Jemand, dem es um die ernsthafte Auseinandersetzung mit Scheidungsgründen geht, wird solche Wendungen im besten Fall als albern empfinden.

Fazit

Ich könnte noch länger fortfahren, weitere Punkte zu nennen. Aber ich hoffe, dass diese Sammlung bereits ausreichend deutlich macht: Dieses Buch führt von Gott weg und nicht zu Gott hin. Es hilft nicht, sondern relativiert. Es zieht nicht zu wahrer Liebe und Gottesfurcht in Ehen und Familien, sondern zu einer gewissen Beliebigkeit. Wer auf dieser Basis seine Beziehung ansieht, mag interessante und vermutlich unter vielen Christen akzeptierte Beurteilungen lesen. Was aber Gott von uns möchte, wird man in diesem Buch vergeblich suchen. Man kann - leider - nur vor der Lektüre dieses Werkes abraten. Zwar besteht bei solchen Negativ-Empfehlungen gerade unter gläubigen Christen die große Gefahr, dass man genau das Gegenteil auslöst. Aber die Verantwortung dafür trägt jeder für sich selbst.

Fußnoten

  • 1 Wenn man dann noch ein Zitat dieses Autors auf S. 20 liest: „Es gibt im Grunde keine wirklich zerbrochenen Ehen, die einstige Verliebtheit ist der Garant, es gibt nur nicht gelungene.", kann man diese Herangehensweise noch weniger verstehen. Damit wird Verliebtheit mit Liebe gleichgesetzt und auf euphemistische Weise eine Scheidung als „nicht gelungen" bezeichnet. Das sagt „der verstorbene Psychoanalytiker, der eine Koryphäe ist und als ‚der Papst der Paare' gilt'", Michael Lukas Moeller.
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