Sportliche Auszeit (FMN)

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Gerade in der heutigen Zeit, in der viele eine „sitzende“ Tätigkeit ausüben, ist Bewegung gut und nützlich. Auch die Bibel spricht über dieses Thema. Paulus schreibt an Timotheus, dass Sport einen gewissen Nutzen stiftet, wenn er auch nicht hoch ist. Eine nützliche Aktivität ist beispielsweise, sich körperlich fit zu halten (1.Tim 4,8). Gott möchte, dass wir Verantwortung für unseren durch ein ausgewogenes Leben übernehmen – soweit wir das können. Es ist durch Studien wissenschaftlich belegt, dass körperliche Fitness die geistigen Fähigkeiten unterstützt. Sport kann uns helfen, Trägheit abzulegen und körperlich in der Lage zu sein, bestimmten Anforderungen und Belastungen – auch in der Tätigkeit für den Herrn – besser entsprechen zu können. Dadurch kann auch schulischer oder beruflicher Stress abgebaut werden.

Erlaubt, aber zu wenigem nützlich

Heißt das nun, dass die Bibel Sport insgesamt gutheißt? Paulus schreibt an die Korinther: „Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist nützlich; alles ist erlaubt, aber nicht alles erbaut“ (1. Kor 10,23). Sportliche Betätigung ist erlaubt, aber ist er in jedem Fall nützlich und wenn ja, in welchem Maß?

Paulus schreibt an Timotheus, dass Sport nur „zu wenigem nützlich, die Gottseligkeit aber zu allen Dingen nützlich ist, da sie die Verheißung des Lebens hat, des jetzigen und des zukünftigen“ (1. Tim 4,8). Er empfiehlt Timotheus sportliche Aktivität nicht, aber erkennt einen gewissen Nutzen für den Körper an. Gleichzeitig zeigt er, dass im Gegensatz zum Sport die Gottseligkeit – die Ausrichtung des Lebens auf Gott – zu allen Dingen nützlich ist. Wenn wir unsere Zeit intensiv mit Sport verbringen, werden wir zwar körperlich fit, dies führt uns aber nicht dazu, Gott zu dienen. Dazu aber ist die Gottseligkeit nützlich. Sie hat eine Verheißung, nicht nur für heute, sondern auch für morgen. Wenn wir gottselig leben wollen, müssen wir auf den Herrn Jesus sehen. Seine Person ist der Schlüssel zu einem gottseligen Leben (vgl. 1. Tim 3,16).

Biblische „Leitplanken“

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie wir für uns alleine oder gemeinsam mit anderen Sport treiben können und wo die Grenzen liegen. Gottes Wort zeigt uns „Leitplanken“, an denen wir uns orientieren können.

Jede sportliche Aktivität, ob wir sie nun alleine oder gemeinsam ausüben, benötigt Ressourcen: Zeit, körperliche Kraft, in vielen Fällen auch Geld. Wir sind vor Gott dafür verantwortlich, wie wir diese Ressourcen einsetzen.

Zeit, Kraft und Geld – wofür setzen wir unsere Ressourcen ein?

Zeit ist kostbar – wie setzen wir sie ein? Wenn wir von Paulus gelernt haben, dass Sport zu wenigem nützlich ist, erklärt sich von selbst, dass wir auch nur wenig Zeit darauf verwenden sollten. Wenn wir unseren Aufgaben, die der Herr uns vor die Füße gelegt hat (Schule, Ausbildung, Beruf, ggf. auch Ehe und Familie, Dienst an Gläubigen oder am Evangelium …), nicht mehr gewissenhaft nachkommen können, weil wir zu viel Zeit mit Sport verbringen, haben wir das zeitliche Maß überschritten. Es begegnet uns aber hin und wieder auch das andere Extrem. Mancher Christ nimmt jede sich bietende Aufgabe an, ohne zu fragen, ob dies überhaupt die Aufgabe des Herrn für ihn persönlich ist und macht sich damit buchstäblich „kaputt“ – körperlich, geistig und geistlich. Wir merken: Hier ist Ausgewogenheit gefragt!

Unser Körper ist wertvoll. Paulus schreibt in 1. Korinther 6: „Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? … Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlicht nun Gott in eurem Leib“ (1. Kor 6,13.19.20). Diese Stelle zielt zwar nicht auf sportliche Aktivität ab, zeigt uns aber doch den Wert unseres Körpers. Der Heilige Geist wohnt in ihm, in Gottes Augen ist unser Körper also wertvoll und er sollte es auch in unseren Augen sein.

Zugleich sagt Gottes Wort, dass der Körper der „Leib der Niedrigkeit“ (Phil 3,21) ist, den wir nur für diese Erde haben. Wir sollen verantwortungsbewusst mit ihm umgehen. Es mag aus medizinischen oder ähnlichen Gründen notwendig sein, regelmäßig den Körper „in Schwung zu bringen“ (vielleicht auch unter Anleitung eines Therapeuten). Doch ist es angemessen, diesen vergänglichen Körper im Fitnessstudio mit großem zeitlichen, körperlichen und finanziellen Aufwand regelrecht zu „stählen“? Sicherlich nicht. Was die körperlichen Ideale dieser Welt angeht, sind wir schnell Getriebene unserer Zeit: Es besteht die Gefahr, dass wir uns davon anstecken lassen und daraus eine Sucht entsteht, die dann alle unsere Ressourcen auffrisst. Unsere Kapazitäten sollten wir besser im Dienst für den Herrn Jesus verwenden.

Überdies kostet Sport auch häufig Geld. Wie bei vielen anderen Themen geht es nicht um Gebot oder Verbot. Die Bibel gibt uns da keine konkreten Hinweise, außer, dass Gott einen fröhlichen Geber liebt (2. Kor 9,7). Somit ist es eine Frage der Prioritäten. Wieviel „erlaube“ ich mir und wie viel gebe ich dem Herrn? Und noch ein Grundsatz sollte uns jederzeit leiten: zu prüfen, „was das Vorzüglichere ist“ (Phil 1,9).

Gemeinsam Sport treiben

Sport kann man gemeinsam treiben – dies macht häufig auch viel mehr Spaß. Wie sieht es nun aus mit Sport als gemeinsamer Aktivität unter Christen?

Grundsätzlich ist das eine schöne Sache. Ich spiele gerne gemeinsam mit meinen Glaubensgeschwistern Fußball. Für mich ist das ein Ausgleich zu meiner „sitzenden“ beruflichen Tätigkeit. Aber ist es mehr als das? Ist Sport mit Christen anders zu beurteilen und zu bewerten als Solo-Sportarten, weil ich ja dabei Gemeinschaft mit Christen habe?

Echte christliche Gemeinschaft haben wir, wenn der Herr Jesus die Ausrichtung und die Grundlage der Gemeinschaft ist. Die höchste Form christlicher Gemeinschaft haben wir in den Zusammenkünften als Versammlung. Mindestens ist sie aber gekennzeichnet durch Erbauung „auf unseren allerheiligsten Glauben“ (Jud 20), um uns gegenseitig zu ermutigen „durch den Glauben, der in dem anderen ist“ (Röm 1,12).

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass Sport als gemeinsame Aktivität unter Christen in erster Linie eine irdische Form der Gemeinschaft ist. Wenn wir die Gelegenheit des Zusammenseins für einen geistlichen Austausch oder eine gemeinsame Andacht nutzen, kann sie uns darüber hinaus dazu führen, gemeinsam dem Herrn zu dienen und zu Ihm hin zu wachsen. Natürlich bereitet gemeinsamer Sport mit Gleichgesinnten Freude, die wir genießen dürfen. Und es ist besser, zusammen mit Gläubigen Sport zu treiben als mit Ungläubigen. Doch sollten wir damit zurückhaltend sein, den Sport mit Gläubigen ohne weiteres zu „vergeistlichen“.

Es gibt gute Möglichkeiten, gemeinsame sportliche Aktivität und echte christliche Gemeinschaft miteinander zu verbinden. So können wir im Rahmen von Jugendkonferenzen und Bibelfreizeiten Sport sehr gut als Ausgleich zu unserer „geistlichen Aktivität“ nutzen. Doch auch hier ist wieder Ausgewogenheit gefragt.

Wettkampf unter Christen oder Versammlungen?

Gerade im Mannschaftssport liegt ein besonderer Reiz, eine gegnerische Mannschaft zu besiegen, denn das Spiel lebt durch diese Motivation. Aber auch hier können wir übertreiben und so verbissen den Sieg erzwingen wollen, dass wir die Mitspieler rücksichtslos oder unangemessen behandeln.

Wenn auch der Sport als gemeinsame Aktivität unter Christen überwiegend eine irdische Form der Gemeinschaft ist, bleibt dennoch bestehen, dass „wir, die Vielen, ein Leib in Christus, einzeln aber Glieder voneinander sind“ (Röm 12,5). Und das sollte in unserem Verhalten untereinander erkennbar sein. Gottes Wort zeigt uns auch hier wieder „Leitplanken“, die wir nicht durchbrechen sollten.

  • „… in der Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst; ein jeder nicht auf das Seine sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen“ (Phil 2,1-4).
  • „Lasst eure Milde kundwerden allen Menschen“ (Phil 4,5).
Unangemessene Sportarten

Gibt es für den Christen auch grundsätzlich unangemessene Sportarten? In der Bibel wird an manchen Stellen Sport als Illustration gebraucht, um zu erläutern, dass bestimmte Eigenschaften im Sport zugleich Kennzeichen eines Christen sein sollten: Konzentration auf das Ziel, Disziplin, Ausdauer, Regeltreue, Zielstrebigkeit (1. Kor 9,24.26; 2. Tim 2,5). Sport wird allein zu diesem Zweck angeführt. Die Erwähnung des Kämpfens in 1. Korinther 9,26 ist also keine Werbung für den Boxsport und auch kein Freibrief, Kampfsport zu treiben. In dem Bewusstsein, das unser Körper der Tempel des Heiligen Geistes ist (s.o.), sollten wir als Christen auch Abstand von anderen, sogenannten „Risikosportarten“ nehmen: Viele werden für die meisten Leser kaum in Frage kommen, einige andere sind vielleicht schon verlockender – das Wort Gottes gibt uns auch an dieser Stelle keinen „Du darfst nicht“-Katalog vor, sondern appelliert an unsere geistliche Einsicht und Entschiedenheit, unser Leben für den Herrn Jesus und eben nicht für einen kurzen Adrenalin-Kick zu leben.

Die „Sonntagsfrage“ – unangemessener Zeitpunkt?

Gott lässt uns Freiheit, Sport zu treiben, aber zeigt auch Grenzen auf. „Gebrauchen wir nicht die Freiheit zu einem Anlass für das Fleisch“ (Gal 5,13). Sport kann nie erste Priorität in unserem Leben haben und darf nicht im Wege stehen, wenn der Herr etwas anderes von uns erwartet.

Es gibt Tage oder Momente, in denen Sport keine Rolle spielen darf. Wenn wir als Versammlung zum Namen des Herrn zusammenkommen, wird der Gläubige nach Möglichkeit dort sein, wo der Herr verheißen hat, in der Mitte zu sein (Mt 18,20).

Das betrifft besonders auch den Sonntag, den Auferstehungstag unseres Retters (vgl. Joh 20,1; Mk 16,2). Es ist der Tag, an dem wir uns mehr als an jedem anderen Tag der Woche fragen sollten, wie wir ihn nach seinen Gedanken verleben können. Und dabei geht es nicht nur darum, die Zusammenkünfte als Versammlung zu besuchen – der ganze Tag gehört in einer besonderen Weise Ihm. Gottes Wort nennt den ersten Tag der Woche den „dem Herrn gehörenden Tag“ (vgl. Off 1,10) und gibt ihm damit eine gewisse Sonderstellung. Auch wenn wir im Neuen Testament nicht dazu aufgefordert werden, diesen Tag zu „heiligen“ (wie es den Juden für den Sabbat vorgeschrieben war), wollen wir uns gut überlegen, welche (sportlichen) Aktivitäten wir auf einen Sonntag legen. Gehört der Tag wirklich dem Herrn Jesus, wenn wir die Zusammenkünfte „abhaken“ und hauptsächlich dem Fußballspiel am Nachmittag oder Abend entgegenfiebern?

Fazit

Diese Gedankenanstöße sollen dir nicht die Freude am Sport nehmen, sondern dich anspornen, auch in die Planung deiner sportlichen Aktivitäten den Herrn und seine Interessen einzubeziehen. Dies wird dem Sport den richtigen Stellenwert geben und dir helfen, die biblischen Grenzen zu beachten. Abschließend ein hilfreicher Satz aus Gottes Wort dazu: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder irgendetwas tut, tut alles zur Ehre Gottes“ (1. Kor 10,31).

Folge mir nach – Heft 2/2017

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