Der Sohn des Menschen

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© Geburtskirche in Bethlehem

Warum nennt sich der Herr Jesus selbst bevorzugt mit dem Namen „Sohn des Menschen“? Folgende Punkte verbinden sich mit diesem Ausdruck:

  1. Der Titel „der Sohn des Menschen“ weist mehr als jeder andere Titel darauf hin, dass Jesus wirklich Mensch ist. Er wird nicht Sohn eines Menschen oder Sohn der Menschen genannt, sondern der Sohn des Menschen. Damit ist nicht so sehr gemeint, dass Er in Wahrheit nur eine Person als Mutter hatte, nicht jedoch einen menschlichen Vater, obwohl das wahr ist und vielleicht ebenfalls in diesem Ausdruck (wegen der gewählten Einzahl „des“) steckt. Aber Er ist nicht einfach Sohn von Menschen. Sohn des Menschen heißt, dass Er der Inbegriff dessen ist, was „Mensch“-Sein bedeutet. Davon spricht nämlich das Wort „Sohn“. Wenn von Sohn die Rede ist, ist damit nicht das Kind von jemand gemeint, sondern derjenige, der exakt den Charakter der Person trägt, deren Sohn er ist. Jesus ist nicht einfach Sohn irgendeines Menschen. Er ist der Sohn des Menschen schlechthin. Wenn man jemanden sucht, der Mensch ist, so wie Gott ihn geschaffen hat und wie Gott ihn wollte, dann Er! Wobei wir immer zu berücksichtigen haben, dass Er im Unterschied zu uns kein Geschöpf ist.
    Das unterscheidet Christus auch von Daniel und Hesekiel, die im Alten Testament jeweils als „Menschensöhne“ bezeichnet werden. Sie waren Söhne von Menschen. Auch da war es ein besonderer Titel, aber nicht in dieser Exklusivität, wie wir es hier bei dem Herrn finden. So finden wir in diesen Bezeichnungen dieser beiden Propheten – wie im Deutschen – keinen Artikel, wie er bei dem Herrn verwendet wird, um ganz speziell auf Ihn hinzuweisen.
  2. Durch diesen Titel wird der Herr nicht mit dem irdischen Volk Gottes in Israel verbunden, sondern der Horizont ist viel weiter gefasst und schließt alle Menschen ein. Gerade dieser Gedanke ist im Zusammenhang von Matthäus 16 von großer Bedeutung. Denn der Herr hatte sich soeben von den Führern des Volkes Israel und damit vom Volk insgesamt abgewandt. Er stand unmittelbar davor, eine Offenbarung vorzunehmen, die sich auf die Versammlung bezog, die mit dem Beiseitesetzen der Vorzugsstellung des Volkes Israel verbunden war. Der Sohn des Menschen öffnet den Blick für alle Nationen, für alle Menschen.
  3. Als Sohn des Menschen ist Jesus ein leidender Mensch (vgl. Vers 21; vgl. Mt 8,20; 12,40), aber auch ein danach verherrlichter Mensch, wie ebenfalls Vers 21 zeigt (vgl. Mt 16,27; 19,28). So steht dieser Titel mit den Leiden am Kreuz und mit der Herrlichkeit danach in Verbindung. Nicht von ungefähr finden wir direkt im Anschluss an diesen Abschnitt die erste Ankündigung des Herrn, dass Er leiden und sterben müsse, aber auch auferweckt werden würde.
  4. Der Sohn des Menschen ist auch der Richter der Menschen. Das wird aus Stellen wie Matthäus 25,31; Johannes 5,27; Offenbarung 1,13 und 14,14 deutlich. Derjenige, der hier auf der Erde gelitten hat, ist zugleich derjenige, der das Gericht an denjenigen ausführen wird, die Ihn hier haben leiden lassen. Schon in unserem Kapitel (in Mt 16,27) wird dieser Charakterzug des Sohnes des Menschen aufgegriffen. Er kommt, um Vergeltung im Positiven und im Negativen zu üben.
  5. Der Titel „Sohn des Menschen“ spricht auch von der Herrschaft, die der Herr Jesus über alles Geschaffene ausüben wird. Diesen Gedanken findet man schon im Alten Testament in Psalm 8: „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, dass du auf ihn achthast? Denn ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt; und mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände; alles hast du unter seine Füße gestellt“ (Ps 8,5-7; vgl. auch Ps 80,18). Auch der Prophet Daniel spricht von dieser Herrschaft (vgl. Dan 7,13.14). Matthäus greift diesen Gedanken auf; er spricht zum Beispiel in Matthäus 24,30 von dieser Herrschaft. In Hebräer 2 wird dieser Gedanke noch einmal bestätigt.
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