Die Speisung der 5.000 Männer zuzüglich Frauen und Kinder ist das einzige Wunder, das uns in allen vier Evangelien berichtet wird. Wir wissen, dass die Gefangennahme des Herrn, die Verhöre, die Kreuzesleiden, der Tod und die Auferstehung in allen vier Evangelien einen breiten Raum einnehmen. Von den Taten des Herrn aber wird ansonsten immer nur in bestimmten Evangelien berichtet. Daher dürfen wir schließen, dass in dieser Begebenheit, die viermal erzählt wird, eine ganze besondere Bedeutung liegt.
Wir dürfen nicht meinen, dass die Speisung der 5.000 in allen vier Evangelien mit derselben Botschaft verbunden wird. Und dennoch gibt es eine Grundaussage in diesem Wunder, die bei allen Evangelisten dieselbe ist. Gott ist zu seinem Volk gekommen, um diesem sowohl die äußerlichen als auch die innerlichen Bedürfnisse zu stillen.
Wenn man die Person unseres Retters in diesem Wunder betrachtet, wird Er im Matthäusevangelium als Messias gezeigt, der dem Bedürfnis seines Volkes vollkommen zu begegnen weiß, zugleich aber seine Jünger als seine Untertanen im Königreich in die Pflicht nimmt, sich um das Wohl der Menschen zu kümmern (Mt 14,16).
Im Markusevangelium sehen wir Ihn mehr als den vollkommenen Diener, der seine Jünger anhand dieses „Falles“ zu besseren und einsichtsvolleren Dienern erziehen will, damit sie lernen, wie man die Bedürfnisse anderer stillt, denn der Herr fordert seine Jünger immer wieder auf, tätig zu werden und nach den Broten zu sehen (Markus berichtet uns ausführlicher über die Unterhaltung des Herrn mit seinen Jüngern, Mk 6,35-38).
Im Lukasevangelium finden wir Ihn als den vollkommenen Menschen, der die Bedürfnisse der Menschen aus eigener Erfahrung als Mensch kennt. Diesen Bedürfnissen entspricht Er im Aufblick zu seinem Gott und in Abhängigkeit von Ihm. Lukas gibt den kürzesten Bericht (nur sechs Verse berichten über diese Begebenheit), weil bei ihm die Fürsorge im Mittelpunkt steht.
Im Johannesevangelium schließlich finden wir das vom Himmel gekommene Wort Gottes, Christus Jesus, den Sohn des Vaters, der selbst alles in die Hand nimmt und den Bedürfnissen der Volksmenge auf göttliche Weise begegnet. Der Herr selbst fordert die Jünger auf, sich um die Versorgung zu kümmern – Er muss nicht von seinen Jüngern daraufhin angesprochen werden (Joh 6,5). Diese Art der Betrachtung könnte man in gleicher Weise auf die Sicht der Jünger, der Volksmenge und der Umstände in allen vier Evangelien anwenden.
Quelle: bibelpraxis.de/a2921.html