Das Opfer der armen Witwe – und unsere Bereitschaft zu geben?! – eine Andacht

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Der Herr Jesus hatte wieder einmal im Tempel in Jerusalem gelehrt und wurde dabei aufs Neue mit der ungebrochenen Herzenshärte der Führerschaft des jüdischen Volkes konfrontiert. Sie stellte seine Autorität in Frage (Lukas 20,1-8) und wollte Ihn mit Fangfragen in die Enge treiben (Lk 20,20ff). Jetzt aber rückt Er eine arme Witwe in unseren Fokus, durch die Er uns ein lehrreiches Beispiel im Umgang mit Geld gibt. Eine Frau, über die sich der Herr Jesus auf seinem letzten Weg nach Golgatha sicherlich sehr gefreut hat.

Eine kurze Randbemerkung

Wir sagen umgangssprachlich manchmal: „Über Geld spricht man nicht! Geld ist meine Privatsache." - Es ist uns fast schon unangenehm, wenn man unter Christen über den richtigen Umgang mit Geld spricht. Ein Eintritt in unsere persönliche Komfortzone - wer darf sich dazu schon ein Urteil erlauben? Der Herr Jesus verschweigt dieses brisante Thema durchaus nicht, sondern es nimmt eine wichtige Rolle in seinen radikalen Lehren für treue Jünger ein. Wir wollen deshalb gut zuhören, was Er sagt!

Gott sieht, wenn wir geben

Der Herr Jesus hatte sich im Tempel hingesetzt (Mk 12,41), um zu beobachten wie viele Menschen kamen, um etwas von ihrem Besitz für den Erhalt des Tempels zu geben. Dazu waren im Vorhof der Frauen 13 verschiedene Opferkästen aufgestellt worden, um die Spenden und Opfergaben zielgerichtet einlegen zu können. Bei der Menge der Leute kamen Reiche und Arme, solche die wohlhabend waren und es verschmerzen konnten, von ihrem Reichtum etwas abzugeben.

Wenn man den Text liest, meint man, dass die arme Witwe, die der Herr Jesus jetzt besonders hervorhebt, eigentlich in der Menge hätte untergehen müssen. Aber der Herr schenkt ihr besondere Beachtung! Sie gab auch etwas - und zwar alles was sie besaß. Zwei Scherflein!

Niemand soll es sehen (strebe auch nicht danach), wenn Du etwas von Deinem Besitz dem Herrn Jesus und seinem Werk zur Verfügung stellst (Mt 6,3) - Aber sei Dir sicher, der Herr Jesus schenkt Deiner Gabe Beachtung!

Gott sieht, wie wir geben

Der Herr Jesus sah nicht nur, wer etwas in den Opferkasten einlegte, sondern auch wie die Gaben eingelegt wurden (Mk 12,41) - Er erkannte die Motive und den Antrieb der Menschen. Auch über unsere Motive weiß der Herr Jesus ganz genau Bescheid - Er weiß, warum wir Ihm etwas geben und auch warum wir Ihm genau soviel geben, wie wir es tun.

Die Schriftgelehrten benutzten die Religion, um ihren Egoismus und ihre Habgier zu verdecken, selbst die Häuser der Witwen, die in der damaligen Zeit oft sehr arm waren, verschonten sie dabei nicht (Lk 20,47). Oftmals verwalteten die Schriftgelehrten das Eigentum der Witwen und wussten es ihnen plausibel zu machen, dass es ein Gottesdienst sei, den Tempel oder ihr eigenes Werk zu unterstützen (vgl. 1. Tim 6,5) Die arme Witwe, von der wir lernen wollen, gab ihr Geld für Gott! Der Betrag, den sie gab, wäre viel zu gering gewesen, um damit vor den Menschen groß rauszukommen. Ihr aber ging es um das Haus Gottes.

Was treibt Dich an, wenn Du dem Herrn Jesus etwas von Deinem Besitz zur Verfügung stellst?
Anerkennung, das erwartete Lob der Anderen oder Habsucht, indem Du Ihm (fast) nichts geben möchtest? - Dankbarkeit, Liebe zu Deinem Retter und der Wunsch ein treuer Verwalter zu sein (Lk 16,1-12)?

Ein jeder, wie er sich in seinem Herzen vorsetzt: nicht mit Verdruss oder aus Zwang, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb." (2. Kor 9,7)

Die Witwe gab alles und behielt nichts zurück

Der Herr Jesus bemerkt über die arme Witwe mit Nachdruck: „Diese arme Witwe hat mehr eingelegt als alle." Erst einmal mag uns das verwundern, denn die zwei Scherflein, die sie gab - in unserer heutigen Zeit vielleicht ein paar wenige Euros, um einen nötigen Einkauf zu erledigen - waren eine verschwindend geringe Summe, im Vergleich zu den Geldsummen, die die Reichen einlegten.

Der Knackpunkt der Belehrung des Herrn Jesus ist, dass die arme Witwe alles gab, Ihren ganzen Lebensunterhalt und NICHTS für sich zurückbehielt. Deshalb war es weit mehr als das, was die Reichen einlegten. Sie gab das, was sie gerade zum Leben brauchte, die Reichen gaben das, was sie gar nicht benötigten.

Wir sollen treue Verwalter dessen sein, was der Herr Jesus uns anvertraut hat. Wenn wir jetzt etwas für Ihn geben, dann schaut Er nicht so sehr darauf, wie viel wir geben, sondern auf das, was wir für uns zurückbehalten! Ist meine Gabe ein Opfer für Ihn? Schmerzt es mich loszulassen und mich vielleicht einzuschränken, gebe ich aus meinem Überfluss?

Jeder kann geben

Abschließend wollen wir aus dieser Begebenheit lernen, dass wirklich jeder von uns geben kann. Die Witwe in unserer Begebenheit war ganz verarmt - menschlich gesprochen, wäre es wohl verständlicher gewesen, sie hätte um Almosen gebeten als selbst zu geben - aber sie gab alles. Wir leben im Allgemeinen gut situiert und haben Möglichkeiten, dem Herrn etwas von unserem Besitz aus Liebe und Dankbarkeit zur Verfügung zu stellen, denn Er gab sich selbst für uns! (Gal 2,20) Was machst Du mit Deinem Gehalt, Taschengeld oder BAföG? Wenn wir uns Gottes Blick über das behandelte Thema zu eigen machen, stolpern wir dann nicht manchmal über unsere Sparkonten, Bausparverträge und Versicherungen?

Es geht nicht darum, alles wegzugeben, sondern Ihm alles zur Verfügung zu stellen!

„Des Wohltuns aber und Mitteilens vergesset nicht, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen." (Heb 13,16)

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