Priester dürfen Abtreibung vergeben!?

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Das Gebot von Franziskus

Der aktuelle Leiter der Römisch-Katholischen Kirche hat katholischen Priestern erlaubt, Frauen, die Abtreibungen vorgenommen haben, zu vergeben. Das Oberhaupt der Kirche erklärte, es habe entschieden, während des im Dezember beginnenden Heiligen Jahres allen Priestern zu erlauben, Frauen von der Sünde der Abtreibung loszusprechen - sofern die Betroffenen Reue tun und um Vergebung bitten.

Franziskus begründet das damit, dass Frauen, die abgetrieben haben, "die Vergebung Gottes nicht verweigert werden" könne. Damit erhalten katholische Priester ein Privileg, das sonst nur einem Bischof oder einem von ihm eingesetzten Vertreter zusteht.

Das Heilige Jahr beginnt am 8. Dezember 2015 und endet am 20. November 2016. Es steht unter dem Titel: "Jubiläum der Barmherzigkeit". Bereits 2013 hatte Franziskus in einem Interview mit der italienischen Zeitschrift "Civiltà Cattolica" um Vergebung für Frauen gebeten, die abgetrieben haben.

Das Motiv ist wichtig

Was kann man anhand von Gottes Wort zu diesem Themenkomplex sagen? Zunächst einmal gilt es immer zu unterscheiden, aus welchem Motiv heraus eine Frau ein Kind abgetrieben hat. Abgesehen davon kann sich der Mann, der für das neu entstandene Leben zumindest dieselbe Verantwortung trägt, aus dieser nicht herausstehlen. Womöglich war er sogar die treibende Kraft hinter dieser Tat, die in Gottes Augen „Mord" ist - Mord an einem Menschen, der sich nicht wehren kann.

David spricht in Psalm 139 davon, dass dieses Leben nicht erst ein „Mensch" ist, wenn es geboren wird. Schon längst im Leib der Mutter handelt es sich um einen Menschen, übrigens um ein Kind, für das der Herr Jesus am Kreuz gestorben ist (Mt 18,10 ff.).

Sünde gegen wen - wer hat die Kompetenz zu vergeben?

An wem hat man sich dann aber verschuldet, wenn man ein kleines Baby abgetrieben hat? An Gott (vgl. Apg 5,4)! Er ist der Schöpfer des Lebens und des Menschen. Also kann nur Er vergeben. Kann ein Mensch sich anmaßen, anstelle Gottes zu vergeben? Das ist Hochmut, weil er sich zu Gott macht, also Abgötterei! Das ist in diesem Fall die Sünde des „Papstes" genauso wie die der Priester und Bischöfe.

Dann gibt es natürlich auch eine Seite, dass wir dann, wenn wir gegen Menschen gesündigt haben, auch diesen unsere Sünden bekennen sollen: „Bekennt nun einander die Sünden" (Jak 5,16). Aber hier gibt es für Menschen keinen Stellvertreter. Der Mensch, gegen den wir gesündigt haben, ist durch unsere Sünde gestorben, ja ermordet (im biblischen Sinn)) worden. Mit anderen Worten: Wir können es ihm nicht mehr bekennen. Auch hier gibt es keinen Stellvertreter.

Administrative Sündenvergebung

Tatsächlich gibt es im Neuen Testament noch eine administrative Sündenvergebung der Gemeinde (Versammlung, Kirche). Davon spricht der Herr Jesus in Matthäus 18,15 ff. Aber auch hier kann die Versammlung nicht durch Stellvertreter ersetzt werden. Es ist die örtliche Gemeinde, die vergibt - nicht ein Papst, der diese „Vollmacht" anderen delegieren könnte.

Das zeigt: Diese ganze Aktion ist unbiblisch, widergöttlich und damit ein Gräuel in den Augen Gottes.

Heiliges Jahr?

Hinzu kommt, dass jeder Tag für uns „heilig" sein sollte. Denn wir sind in Gottes Augen „Heilige", wie die Gläubigen im Neuen Testament immer wieder genannt werden. Kein Jahr ist heiliger (für Gott abgesonderter) als ein anderes. Das würde ja bedeuten, dass ein Jahr wichtiger wäre als ein anderes. Wer nimmt sich überhaupt das Recht, das zu entscheiden? Auch dies ist Anmaßung! Sollen wir nicht immer barmherzig sein?

Vor solchen „Aktionen" kann also nur gewarnt werden.

Vergibt denn Gott diese Sünde der Abtreibung? Unbedingt! Wer in aufrichtiger Buße und mit einem ehrlichen Bekenntnis zu Gott kommt, der erhält Vergebung. Wer Ihm seine Sünden bekennt, bekommt nach 1. Johannes 1,9 Vergebung und wird gereinigt von aller Ungerechtigkeit. So barmherzig ist Gott, weil Er seinen eigenen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, für unsere Sünden gerichtet hat. Aber ohne Bekenntnis und Glauben an Christus gibt es für niemand Vergebung. Das ist die andere Seite der Medaille.

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