Glaubensimpulse aus dem Hohenlied (FMN)

Lesezeit: 4 Min.

Wo lässt du lagern am Mittag? - Gemeinschaft mit dem Herrn

In Kapitel 1,7 stellt die Braut die Frage nach dem Aufenthaltsort des Bräutigams: „Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo weidest du, wo lässt du lagern am Mittag?" Die Braut möchte da sein, wo ihr Geliebter ist. Sie sehnt sich nach der Gemeinschaft mit ihm. Sie weiß, dass nur er ihre Herzenswünsche ganz stillen kann. Auch wir wollen uns diese Frage zu Herzen nehmen. Der Herr Jesus hat den Wunsch nach Gemeinschaft mit uns. Findet Er einen Widerhall in unseren Herzen? Haben auch wir ein Verlangen danach, bei Ihm zu sein? Nur bei Ihm können wir wirklich Ruhe und Erquickung finden. Nur bei Ihm können wir Unterweisung für unseren Weg und Nahrung für unsere Seele empfangen. In einer Zeit, die immer stressiger und schnelllebiger wird, ist der Platz zu den Füßen des Herrn Jesus so wichtig. Er will uns unterweisen - wie damals Maria von Bethanien (Lk 10,39). Das tut Er auch in dem Zusammenkommen als Versammlung zur Auferbauung (vgl. 1. Kor 14). Daher stellt sich ganz konkret die Frage: Liebe ich den Ort, wo Er verheißen hat, in der Mitte zu sein (Mt 18,20)? Ist es auch hierin unser Wunsch, dort zu sein, wo Er ist?

Der Antrieb für die Sehnsucht der Braut nach ihrem Bräutigam ist ihre Liebe zu ihm. Das sehen wir an den Worten: „den meine Seele liebt". Das ist bei uns nicht anders: Je mehr wir den Herrn Jesus lieben und seine Schönheit erkennen, desto stärker ist unser Verlangen nach der Gemeinschaft mit Ihm. Der Herr Jesus hat uns unendlich lieb, so sehr, dass Er sein Leben für uns gegeben hat. Geben wir Ihm eine Antwort auf seine Liebe, indem wir Ihn wiederlieben? Wie wachrüttelnd ist die Frage, die der Herr damals Petrus gestellt hat: „Hast du mich lieb" (Joh 21,17)?

„Nordwinde" in unserem Leben - mit dem Herrn durch Schwierigkeiten

In Kapitel 4,16 sagt die Braut: „Wache auf, Nordwind, und komm, Südwind: Durchwehe meinen Garten, lass träufeln seine Wohlgerüche! Mein Geliebter komme in seinen Garten und esse die ihm köstliche Frucht." Zwei Winde, sehr verschieden, aber beide notwendig. Während der Südwind warm und angenehm ist, bläst der Nordwind kalt und rau. Vielfach bringt er auch Regengüsse mit sich (vgl. Spr 25,23). Der Nordwind bringt also nach unserem Empfinden nichts Angenehmes für uns. Er steht für Schwierigkeiten und Nöte im Leben des Christen. Aber so wie der Nordwind und sein Regen notwendig sind, damit Bäume und Pflanzen wachsen und gedeihen, so sind in unserem Leben oft bittere und schmerzvolle Erfahrungen nötig, damit Frucht für Gott entstehen kann. In seiner Weisheit benutzt Er solche „Nordwinde", um daraus reichen und bleibenden Segen für uns und andere hervorkommen zu lassen. Es ist der Wunsch der Braut, dass der Geliebte „die ihm köstliche Frucht" essen kann. Die Frucht des „Nordwinds" ist nicht nur für uns zum Nutzen, sondern sie ist auch für unseren Herrn sehr wertvoll (vgl. 1. Pet 1,6.7) - ein tröstlicher Gedanke gerade in den Schwierigkeiten.

Eine wertvolle Frucht für Gott entsteht oft gerade durch oder im Leid. Oftmals erkennen wir das erst im Rückblick, wenn wir das Ergebnis sehen. Vieles werden wir jedoch erst dann völlig verstehen und erkennen, wenn wir einmal beim Herrn sind. Viele Segensabsichten Gottes bleiben uns auf dieser Erde verborgen. Aber in der Ewigkeit werden wir einmal dankbar feststellen, welche wunderbaren Auswirkungen der „Nordwind" in unserem Leben hatte. Vielleicht bläst in deinem Leben gerade ein „Nordwind". Vertraue darauf, dass der Herr Jesus damit etwas Gutes für dich im Sinn hat (Röm 8,28).

Was ist dein Geliebter ...? - unser Zeugnis für den Herrn

In Kapitel 5,9 fragen die Töchter Jerusalems die Braut: „Was ist dein Geliebter vor einem anderen Geliebten, du Schönste unter den Frauen? Was ist dein Geliebter vor einem anderen Geliebten, dass du uns so beschwörst?" Daraufhin kommt die Braut ins Erzählen. Sie bewundert ihren Geliebten und beschreibt ihn von Kopf bis Fuß (V. 10-16). In dieser Beschreibung sind viele Herrlichkeiten und Schönheiten des Herrn Jesus bildhaft enthalten. Die Braut schließt ihre Beschreibung mit den Worten: „Das ist mein Geliebter, und das mein Freund, ihr Töchter Jerusalems" (Vers 16b)! Dieser Schlusssatz zeigt, wie sehr die Braut von ihrem Geliebten gefesselt ist. Beim Lesen ihrer Beschreibung gewinnt man den Eindruck, dass sie gar nicht aufhören kann, von ihrem Geliebten zu reden und von seiner Schönheit zu schwärmen. Sie kann einfach nicht schweigen von ihm, dem ihr Herz und ihre ganze Bewunderung gehören.

Was lernen wir daraus? Ist mein Zeugnis für Christus nicht vielfach deshalb so schwach, weil ich so wenig von Ihm erfüllt bin? „Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund" (Mt 12,34). Wie schön wäre es, wenn wir glaubwürdige Zeugen wären - nicht aus einem Pflichtgefühl heraus, sondern weil wir nicht schweigen können über seine wunderbare Person. Voraussetzung ist - wie bei dieser Braut -, dass wir uns Zeit nehmen, Ihn zu betrachten. Dann gewinnt Christus Raum in unseren Herzen und unsere Zunge „löst" sich.

Das Zeugnis der Braut hat zur Folge, dass die Töchter Jerusalems sie fragen: „Wohin ist dein Geliebter gegangen, du Schönste unter den Frauen? Wohin hat dein Geliebter sich gewandt? Und wir wollen ihn mit dir suchen" (Hld 6,1). Es ist ein Interesse bei den Töchtern Jerusalems entstanden, den Bräutigam kennenzulernen. Auch unser Zeugnis für den Herrn Jesus sollte echt und „von Herzen kommend" sein. Es wird unsere Mitmenschen „anstecken" und bei ihnen den Wunsch hervorrufen, diesen Retter und Herrn kennenzulernen.

Folge mir nach - Heft 4/2015

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