Aktive Sterbehilfe – kein Ausweg!

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Es gibt scheinbar ausweglose Situationen im Leben von Menschen. Über viele Monate begleiten wir in unseren Gedanken und mit unseren Gebeten die Entwicklung des kleinen Fabian, der an Leukämie erkrankt ist. Wenn man die Leiden und Qualen eines kleinen Kindes und seiner Eltern miterlebt, kommen Fragen auf.

Und wenn man zu diesem Thema einen klaren, biblischen Standpunkt formuliert, hat man innerlich Sorge, dass Gott diesen Standpunkt einmal prüft oder prüfen wird, ob man ihn auch in schweren Tagen beibehält. Denn es ist leicht, eine Überzeugung zu äußern, wenn man selbst nicht betroffen ist. Aber es ist nicht mehr so leicht, bei dieser Überzeugung zu bleiben, wenn man auf einmal selbst betroffen ist. Dann zeigt sich, ob es ein angelernter Standpunkt ist, oder ob er zu einer inneren, gefestigten Überzeugung geworden ist.

Die Familie Schneider ist bereits zum zweiten Mal betroffen. Als ihre Tochter krank wurde, hat die Mutter Anne in einer selbstaufopfernden Weise um ihre Tochter und für diese gekämpft, dass man großen Respekt davor hat. Nun ist sie selbst von Krebs betroffen. Sehr ehrlich geht sie mit ihren Empfindungen und Gedanken um. Das nötigt jeden Respekt ab. In zwei Interviews mit dem „Stern" und der „Zeit" schloss Anne Schneider für sich nicht aus, eine Fahrt in die Schweiz zu unternehmen, wo man sich durch die Einnahme von Gift das Leben nehmen darf. In Deutschland ist das - Gott sei Dank - noch immer verboten.

Ihr Mann, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Nikolaus Schneider, hat in diesem Gespräch gesagt, dass er seine Frau „aus Liebe begleiten" würde, auch wenn er ihren Standpunkt nicht teilt, was den „Ausweg" der aktiven Sterbehilfe betrifft.

Nun ist das eine, was man persönlich tut, etwas anderes, was man vor den Augen der Öffentlichkeit sagt! Natürlich kann man menschlich gut verstehen, dass ein Ehemann seine Ehefrau auch in diesen schweren Stunden nicht im Stich lassen möchte. Aber wenn er um diese Einstellung seiner Frau weiß - warum lassen sie dies vor den Augen und Ohren der Öffentlichkeit aus? Beide müssen wissen, dass sie damit diese unsägliche Debatte um aktive Sterbehilfe wieder anstoßen. Wollen sie das wirklich?

Dem Menschen steht es nicht zu, das letzte Wort über sein Leben zu haben. Wir haben vor einiger Zeit von einem Mann berichtet, der sich dieses Recht zuschrieb und am Ende zu schwach war, um sich selbst zu töten. So griff in DIESEM Fall Gott ein. Das tut Er nicht immer. Wir kennen die Fälle von Saul und Ahitophel. Gott ließ es zu. Und die Tatsache, dass Er uns in der Bibel nur Fälle von offensichtlich ungläubigen Menschen nennt, zeigt, was Er von Selbstmord (Suizid) hält.

Gott ist unser Schöpfer. Ihm allein steht die Autorität über unser Leben zu - uns nicht. Es gibt nur EINEN, der sagen konnte: „Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse" (Joh 10,17). Er hatte nicht nur als der ewige Sohn Gottes, sondern auch als Mensch Macht über sein eigenes Leben (und das von anderen). Das lesen wir in Johannes 5,26. Und Petrus nennt Ihn zu Recht den „Sohn des lebendigen Gottes" (Mt 16,16). Er ist derjenige, der Leben gibt und nimmt.

Uns steht das nicht zu. Auch nicht in schwersten Umständen. Wir sind Geschöpfe, nicht der Schöpfer. Unser Leben ist in seiner Hand, nicht in unserer. Wir haben keine Gewalt über unser Dasein - das ist und bleibt allein unserem Schöpfer und Herrn vorbehalten.

Wir wollen als Christen dabei bedenken, dass keiner von uns über Vermögen versucht wird (1. Kor 10,13). Gott weiß, was wir zu tragen haben. Es ist wahr - der Herr kommt oft „erst" in der vierten Nachtwache (Mt 14,25) - aber Er kommt. Er hilft uns. Lasst uns das eigene „Schicksal" nicht in die eigene Hand nehmen, sondern auf Gott vertrauen. Und lasst uns gegenseitig eine Hilfe sein - dem Ehepartner, den Kindern, den Eltern. Wir haben einander nötig. Und Gott hat uns nicht umsonst einander als Familie, als Glaubensgeschwister, als Freunde geschenkt.

Wir sollten äußerst zurückhaltend sein, andere in Notsituationen zu verurteilen. Das steht uns nicht zu. Aber wir wollen an den Grundsätzen des Wortes Gottes festhalten, unabhängig von den Umständen, in denen wir leben. Dazu schenke Gott uns das nötige Vertrauen, auch Entschiedenheit und jede Gnade.

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