Todesstrafe (FMN)

Lesezeit: 3 Min.

Frage:

Hallo liebes FMN-Team,

schon seit langer Zeit beschäftigt mich die Frage, was die Bibel zum WIE des Todes sagt.

Ist es der Wille Gottes, dass Menschen vom Staat zur Todesstrafe verurteilt werden, obwohl der Mensch nicht über Leben und Tod entscheidet, sondern Gott? Könnte Gott bei einer schlimmen Strafe nicht selbst das Gericht ausüben? Und wenn Er es nicht tut, braucht der Angeklagte nicht doch eine Chance, das Evangelium zu hören?

Danke für eure Antwort, M

Antwort:

Hallo M.,

herzlichen Dank für Deine Frage.

In Römer 13,4 heißt es, dass die Obrigkeit, also die Regierung, „Gottes Dienerin ist ... Sie trägt das Schwert nicht umsonst; denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der das Böse tut". Zwar könnte Gott richtend eingreifen, Er hat aber die irdische Regierung, d.h. die Verwaltung des zwischenmenschlichen Zusammenlebens durch Gesetzgeber, Gerichte, Behörden, Polizei usw., dem Menschen übertragen. Die Obrigkeit ist insofern „Gottes Dienerin", und sie hat den Auftrag, das Böse zu verurteilen und zu bestrafen. Darum spricht der Apostel Paulus vom Schwert. Und das Schwert kann beinhalten, dass jemand für eine besonders schwere und böse Tat auch mit der Todesstrafe hingerichtet wird, wobei es natürlich auch mildere Formen des Gerichtsurteils mit einschließt. In Israel war das ja so von Gott angeordnet: Auge um Auge, Leben um Leben. Hinzu kommt, dass Gott, bevor das Volk Israel in Form des Gesetzes eine besondere Form von Geboten bekam, schon Noah in grundsätzlicher Weise eine Art Regierung übertragen hat: „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden; denn im Bild Gottes hat er den Menschen gemacht" (1. Mo 9,6).

In der sogenannten Bergpredigt (Mt 5-7) sagt der Herr Jesus zwar, dass wir so nicht handeln sollen. Aber diese Predigt richtet sich an Jünger, an uns ganz persönlich, und ist keine Handlungsanweisung einer Regierung. Als Einzelpersonen haben wir also kein Recht, anderen das Leben zu nehmen. Und ein Christ wird sich wohl kaum freiwillig in einen Beruf begeben, wo er andere (möglicherweise) töten muss bzw. das in Kauf nehmen muss - „Henker", kriegsführende Armeeteile, usw. Aber die Regierungen haben die Aufgabe sicherzustellen, dass das Böse angemessen bestraft wird, damit Gerechtigkeit und Ordnung aufrechterhalten werden kann. Übrigens schreibt auch Petrus, dass der König und die Statthalter usw. Übeltäter bestrafen sollen (1. Pet 2,14). Die Todesstrafe wird nicht ausgeschlossen.

Wir können sicher sein, dass Gott sichergestellt hat, dass einem Menschen, der zum Tod verurteilt wird, die gute Botschaft zu Ohren gekommen ist, denn Gott lässt sich an keinem einzigen Menschen unbezeugt, da Er nicht will, dass auch nur ein einziger Mensch verloren geht (vgl. 2. Pet 3,9). Ich weiß auch davon, dass zum Beispiel in amerikanischen Gefängnissen große Anstrengungen unternommen werden, um den Gefangenen und besonders solchen, die zum Tod verurteilt worden sind, das Evangelium zu verkündigen. Einer von ihnen hat eine solche Umkehr erlebt, dass er inzwischen eine Reihe sehr nützlicher Kalenderzettel verfassen konnte.

Ich hoffe, dass Dir diese Erklärungen ein bisschen weiterhelfen ...

Herzliche Grüße

Manuel Seibel

  • Im FMN Heft 3/1993 (S. 12) wurde eine ähnliche Frage bereits einmal in einem Briefwechsel behandelt und ausführlich beantwortet.
Folge mir nach - Heft 1/2014
Beitrag teilen

Verwandte Artikel

Ist die Todesstrafe christlich? (FMN) Manuel Seibel Wie müssen wir für die christliche Zeit die Todesstrafe beurteilen? Sagt Gottes Wort etwas dazu? Artikel lesen
Weizen oder Lolch? (FMN) "Während aber die Menschen schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut mitten unter den Weizen und ging weg" (Matthäus 13,25). Artikel lesen
Freiheit (FMN) Henning Brockhaus Jeder Mensch will frei sein. Unzählige Lieder, Bücher, Ideologien und Lehrsätze beschäftigen sich mit dem Thema „Freiheit“. Artikel lesen
Einen Neubruch pflügen (Die gute Saat, FMN) Die gute Saat "Pflügt euch einen Neubruch, und sät nicht unter die Dornen! (Jer 4,3). "Pflügt euch einen Neubruch, denn es ist Zeit, den HERRN zu suchen" (Hos 10,12). Artikel lesen
Bloß nicht über Sünde sprechen (Die gute Saat, FMN) Die gute Saat "Wir haben gegen den HERRN, unseren Gott, gesündigt, wir und unsere Väter, von unserer Jugend an bis auf diesen Tag, und wir haben nicht auf die Stimme des HERRN, unseres Gottes, gehört" (Jer 3,25). Artikel lesen
Wie der Adler (Die gute Saat, FMN) Die gute Saat "Wie der Adler sein Nest aufstört, über seinen Jungen schwebt, seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt, sie auf seinen Schwingen trägt; so leitete ihn der HERR allein" (5. Mo 32,11.12). Artikel lesen