Pilgerreise zur seligen Ewigkeit von John Bunyan (Buchbesprechung)

Lesezeit: 7 Min.

Das Buch „Pilgerreise“ ist vielen Christen bis heute ein Begriff. Auch mit dem Namen John Bunyan können viele noch etwas anfangen. Aber in welchen Umständen lebte dieser Schriftsteller eigentlich?

John Bunyan 1

1628 wurde Bunyan in der Nähe von Bedford in Elstow (England) geboren. Er kam in ärmlichen Verhältnissen zur Welt: Sein Vater war ein umherziehender Kesselflicker und Pfannenschmied. Als Jugendlicher scheint John der Rädelsführer seiner Altersgenossen in Streichen wie Beraubung der Obstgärten und Wilddieberei gewesen zu sein.

Mit 10 Jahren ...

Mit Gott hatte er in dieser Zeit nichts zu tun. Aber schon in seinem 10. Lebensjahr wurde er von schreckhaften Träumen und vom Gedanken an die Qualen der Hölle geängstigt. Aber zur Bekehrung führte ihn das nicht. Zwar bewahrte ihn Gott verschiedentlich auf eindrückliche Weise – zweimal war er dem Ertrinken nahe. Eines Tages schlug er sogar in Selbstüberschätzung eine Giftschlange, die über den Weg glitt. Da sie durch den Schlag wie betäubt war, riss er ihr mit einem Stock den Rachen auf und brach mit bloßer Hand die Giftzähne aus, ohne sich zu verletzen.

Mit 17 Jahren ...

Mit ungefähr 17 Jahren ließ er sich als Soldat anwerben. Auch dort bewahrte ihn Gott auf bemerkenswerte Weise. Einmal bat ihn ein Kamerad bei der Belagerung von Leicester, an seiner Statt den Posten beziehen zu dürfen. Kurz nach der Ablösung wurde dieser von einer Kugel getötet. John hatte zwar den Eindruck, dass Gott etwas mit ihm vor hatte – aber noch immer bekehrte er sich nicht.

Mit 20 Jahren ...

Als er 20 Jahre alt war, heiratete er auf den Rat seiner Freunde hin ein armes Waisenmädchen. Die Freunde meinten, dass diese Veränderung eine günstige Wirkung auf seinen bisher weltlichen Lebenswandel ausüben würde. Und tatsächlich, durch das einzige, was sie mit in die Ehe brachte, zwei Bücher, fand er zu Gott: „Des gewöhnlichen Mannes Fußpfad zum Himmel“ und „Die Übung in der Gottseligkeit“. Zwar hatten diese Bücher zunächst nur die Wirkung, dass Bunyan sonntags Gottesdienste besuchte. Aber eine dort gehörte Predigt traf sein Gewissen. Dennoch blieb er bei einem ausgelassenen Leben, bis ihn eines Tages, als er in der Straße wild herum fluchte, eine Nachbarin, die selbst in einem schlechten Ruf stand, ernst zurechtwies. Nun fing Bunyan tatsächlich an, in der Bibel zu lesen.

Auch drei Frauen, die er einmal durch eine berufliche Aufgabe in Bedford traf und die von der neuen Geburt und dem Werk Gottes sprachen (all das war ihm zu hoch, machte ihn aber fragend), brachten ihn dazu, die Bibel ernsthaft zu lesen. Aber es dauerte noch zwei weitere Jahre, bis er Frieden mit Gott fand. Die genannten Frauen brachten ihn dann mit dem Seelsorger John Gifford zusammen, der selbst einen ähnlichen Weg von Sünden und Verirrungen und inneren Kämpfen zur Buße und zum Glauben gegangen war.

In dieser Zeit fiel ihm ein Buch von Martin Luther in die Hände: die Erklärung des Briefes an die Galater. Dadurch bekam er Heilsgewissheit und konnte von nun an ein freudiges Leben mit Gott führen.

1660 begann in England eine Reihe von Verfolgungen gegen Christen, die nicht dem anglikanisch-katholischen Glauben anhingen, so dass Bunyan, inzwischen ein begabter und engagierter Prediger, ins Gefängnis kam. 12 Jahre war er insgesamt im Gefängnis. In dieser Zeit schrieb er die Pilgerreise. Auch wenn er danach wieder frei kam und weiter für Gott wirken konnte, wurde er auch in der folgenden Zeit nochmals gefangengenommen. Immer wieder setzte er sich für andere Christen ein.

Mit 60 Jahren ...

In Verbindung mit einem Besuchsdienst – er versöhnte einen Vater mit seinem Sohn – kam John Bunyan in einen heftigen Regen und erkältete sich so stark, dass er starkes Fieber bekam. Davon erholte er sich nicht mehr, so dass er schon im Jahr 1688 zu seinem Herrn und Retter heimging.

Die Pilgerreise

In dem Buch „Pilgerreise zur seligen Ewigkeit“ schildert John Bunyan einen fiktiven Traum. Da er mit einer Höhle beginnt – seinem Gefängnis zu Bedford, in dem er diese Pilgerreise verfasste – sollte es sozusagen ein Traum als Bild seiner eigenen Geschichte sein.

Der Traum

Er „träumt“ von einem Mann, der aus der Stadt Verderben kommt und durch die Botschaft des Evangelisten zur Umkehr geführt wird. Sein Name: Christ. Von dieser Stadt ausgehend beginnt seine Pilgerreise, die ihn über die enge Pforte zum Kreuz führt. Dort verliert er seine schwere Last, die seine Reise bis zu diesem Punkt sehr erschwert hat. Über den Berg der Beschwerde, das Tal der Demütigung und des Todesschattens, den Markt der Eitelkeiten, eine Silbergrube, liebliche Berge, einen bezaubernden Grund führt sein Weg zuletzt durch die Fluten der letzten Trübsal zur himmlischen Stadt. Immer wieder kann er in Gasthäusern der Ruhe und des Friedens auftanken, wo er Gläubige findet, die ihn ermuntern.

Während seiner Pilgerreise trifft er die unterschiedlichsten Gestalten. Es sind gläubige, treue Leute wie Beistand, Gutwillig, Ausleger, Geduld, Gottesfurcht, aber auch ungläubige und untreue Menschen, die unter anderem die Namen Störrisch, Willig, Weltklug, Höflich, Gesetzlich, Begierde, Misstrauisch, Furchtsam, usw. tragen. Darunter sind auch positive Eigenschaften wie Höflichkeit und Willigkeit – aber weil diese nicht mit Glauben verbunden sind, handelt es sich um Ungläubige. Die Gläubigen ermutigen ihn, treu zu bleiben bis zum Schluss, um das Ziel der himmlischen Pforte zu erreichen. Die anderen versuchen, ihn von diesem geraden und schmalen Weg abzubringen.

Auch wenn sich Christ immer mal wieder von dem richtigen Weg abbringen lässt und dabei schwere, aber hilfreiche Prüfungen erlebt, erreicht er am Ende doch die himmlische Pforte, um dort ewiges Glück zu genießen. Während sich seine Frau und seine Kinder zu Beginn nicht entschließen konnten, mit ihm zu gehen und sich zu bekehren, kann man dann im zweiten Teil nachlesen, dass sie diesen Schritt doch noch getan haben, nachdem sie gehört haben, dass er diese himmlische Pforte erreicht hat. Die Durchquerung der Fluten der letzten Trübsal stellt dabei den Tod dar, durch den ein Gläubiger die Herrlichkeit erreicht.

Aufruf zu einem Leben in Gottesfurcht und Heiligung

Dieses Buch soll uns Christen aufrütteln, dass wir ein Leben in Gottesfurcht und Heiligung führen sollen, wenn wir uns bekehrt haben. Wir können nicht einfach so weiterleben wie vorher, sondern müssen ein Leben der Weihe für Gott führen. Bunyan zeigt deutlich, dass viele Einflüsse auf uns einwirken, die uns von diesem Weg der Nachfolge Jesu abbringen wollen und können.

Er warnt uns eindringlich davor, den Weg der Enthaltsamkeit und Hingabe für Christus aufzugeben. Diese Mahnung ist von unschätzbarem Wert, weil gerade in der heutigen Zeit zuweilen der Gedanke vorherrscht: einmal bekehrt, immer bekehrt, also kann ich in meinem Leben tun und lassen, was ich will.

Gnade und Verantwortung nicht vermischen!

Allerdings überzieht John Bunyan das Bild und geht über die Lehre der Schrift hinaus. Das mag der Kenntnis der damaligen Zeit geschuldet sein, in der er lebte. Denn in dieser nachreformatorischen Zeit kannte man nicht die Belehrungen, die wir im Wesentlichen aus der gewaltigen Erweckungszeit des 19. Jahrhunderts bis heute kennen. Dadurch ist sein Buch zum Teil leider irreführend. Das Bild der engen und breiten Pforte ist der Bergpredigt (Mt 7) entlehnt. Dieses Bild aber spricht von Jüngerschaft, nicht von Bekehrung. Beides ist ein Teil der Wahrheit Gottes. Wer aber beide Bereiche miteinander vermischt, kommt wie Bunyan zu falschen Schlussfolgerungen.

Das Evangelium der Gnade Gottes ...

Gott lässt sein Evangelium bis heute verkündigen, damit Menschen sich bekehren. Wer sich bekehrt hat und den Herrn Jesus als Retter angenommen hat, besitzt ewiges Leben (Joh 3,16). Dieses Leben kann er nie wieder verlieren.

... und Jüngerschaft

Darüber hinaus ruft uns der Herr zur Jüngerschaft auf. Als Jünger kann man versagen und das von Gott vorgestellte Ziel verfehlen. Dadurch verunehren wir Gott. Das aber bedeutet nicht, dass man vom Glauben abgefallen ist und verloren geht. Natürlich ist fraglich, ob jemand, der sich komplett von Gott und dem Weg des Glaubens abwendet, jemals bekehrt war. Wer aber wie Demas (2. Tim 4,10), der auch in der Pilgerreise vorkommt, den jetzigen Zeitlauf liebgewinnt, ist damit nicht vom Glauben abgefallen, wie John Bunyan es ausdrücklich sagt. Auch wenn der Autor des Buches daran festhält, dass man nur aus Gnade gerettet wird, verbindet er die Pilgerreise doch damit, dass nur derjenige im Himmel ankommen wird, der bis zum Ende treu bleibt. Dann aber würde unsere Errettung der Seele doch von uns abhängen, was das Werk des Herrn Jesus entwertet, ja ungültig macht.

Bibelverse im Kontext lesen!

Ein zweiter Schwachpunkt dieses Buches ist die Weise, wie viele Bibelstellen zitiert werden. So schön es ist, dass man in diesem Buch mit vielen Bibelversen konfrontiert wird, so muss man leider feststellen, dass manche aus ihrem Zusammenhang gerissen und auf Christen angewendet werden, obwohl sie mit uns Christen und unserer Zeit nichts zu tun haben. So tritt beispielsweise ein Engel des Abgrunds, Apollyon, auf (Off 9,11), der mit der christlichen Zeit überhaupt nichts zu tun hat. Das ist nur ein Beispiel von vielen, wo Verse aus dem Alten Testament ohne Einschränkungen auf uns bezogen werden.

Trotz Schwächen: Es lohnt sich!

Trotz dieser Schwächen ist das Buch „Pilgerreise“ auch heute noch sehr lesenwert. Denn wir alle haben nötig, motiviert zu werden, dem Herrn Jesus treu und gehorsam zu dienen. Vielleicht wird man als Leser manchmal denken: Hier wiederholt sich aber manches. Dennoch sind die vielen guten Eigenschaften und die in zumindest gleichem Maß genannten negativen Eigenschaften der handelnden Personen, aber auch die lehrreichen Gespräche, die sie miteinander führen, ein guter Anlass, unser eigenes Leben zu überprüfen. Wenn wir uns durch die genannten Fehler des Buches nicht irritieren lassen, kann man großen Gewinn daraus ziehen.

(aus: Folge mir nach - Heft 2/2012)

Fußnoten

  • 1 Die meisten Einzelheiten des Lebens Bunyans hat wohl Pfarrer Wilhelm Busch zusammengesucht.
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