Petrus und die Zahl drei

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Drei Begegnungen vor der Nachfolge

Petrus begegnet dem Herrn Jesus dreimal, bevor er in die direkte Nachfolge des Herrn als einer der 12 Apostel und Jünger eintrat. Zunächst brachte Andreas seinen Bruder Simon zum Herrn Jesus (vgl. Joh 1,41.42). Vielleicht kann man diese Begegnung mit der Bekehrung eines Menschen vergleichen, auch wenn man bei den elf Jüngern (nicht bei Judas) davon ausgehen kann, dass sie zu den gläubigen Übriggebliebenen in Israel gehörten, die auf den Messias warteten und daher schon neues Leben besaßen.

Bei einer zweiten Gelegenheit benötigte der Herr Jesus ein Schiff, um ein wenig herauszufahren, damit Ihn die Menschen am Ufer besser verstehen konnten. Er bat Petrus um ein solches Schiff, und dieser stellte es Ihm bereitwillig zur Verfügung (vgl. Lk 5,4-11).

Bei der dritten Begegnung rief der Herr Jesus Petrus und drei andere Jünger in seine Nachfolge. Die vier Männer verließen ihre Schiffe und Netze und folgten dem Herrn Jesus nach (Mk 1,16-22).

Drei besondere Begebenheiten

Bei drei besonderen Begebenheiten nahm der Herr Jesus drei seiner Jünger mit. Johannes, Jakobus und eben Petrus. Diese besonderen Gelegenheiten haben Petrus mit Sicherheit für sein weiteres Leben geprägt.

Bei der Auferweckung der Tochter des Jairus durfte Petrus als einer der drei genannten Jünger mit dabei sein (Lk 8,49-52). Wie mag er dort einen Eindruck von dem mitfühlenden und vertrauenerweckenden Verhalten und von der Allmacht des Herrn Jesus bekommen haben!

Als der Herr Jesus auf dem sogenannten Berg der Verklärung war um zu beten, war Petrus wieder als einer der drei dabei (Lk 9,28-36). Bei dieser Begebenheit sah er den Herrn Jesus in einer ganz besonderen Erscheinung. Das hat ihn so beeindruckt, dass er Jahre später in 2. Petrus 1,17.18 davon in einer Weise berichtet, als sei es gerade erst gestern gewesen.

Auch im Garten Gethsemane war Petrus mit Johannes und Jakobus bei den drei besonderen Gebeten des Herrn zu seinem Vater dabei. Weil er aber schlief, konnte er den Herrn Jesus nicht im Gebet sehen. Wie mag ihm später diese verpasste Gelegenheit und die daraus resultierenden Folgen, auf die wir gleich noch eingehen, Leid getan haben.

Drei Fehler - vor denen wir auch nicht gefeit sind

Selbstvertrauen: Petrus kannte sich nicht richtig: Er überschätzte sich. In Markus 14,29 widerspricht er sogar dem Herrn Jesus, der gesagt hatte: „Ihr werdet alle Anstoß nehmen" (V. 27). Petrus nicht - so sicher war er sich. „Petrus aber sprach zu ihm: Wenn auch alle Anstoß nehmen, ich aber nicht." In Vers 31 heißt es, dass er über die Maßen beteuerte, den Herrn Jesus nicht zu verleugnen. Das Ergebnis seines Selbstvertrauens kennen wir.

Fehlendes Gebet: In Markus 14 schläft Petrus, anstatt zu beten (V. 37.38). Er hätte beten sollen, um nicht in Versuchung zu kommen.

Falscher Ort: Welche Beweggründe Petrus dazu brachten, dem Herrn Jesus in den Hof des Hohenpriesters zu folgen, wissen wir nicht. Aus Johannes 19,15 kann man schließen, dass Johannes dabei mithalf. Auf jeden Fall war das Kohlenfeuer mit den Dienern des Hohenpriesters nicht nur der falsche Ort, sondern auch eine große (zu große) Gefahr für Petrus.

Wir wollen uns durch diese drei Fehler des Petrus warnen lassen. Wenn wir nur einen bei uns feststellen, ist größte Vorsicht, nein, Umkehr erforderlich.

Drei Hinweise des Herrn Jesus

Es war ja nicht so, dass Petrus die oben beschriebenen Fehler gemacht hat, weil er den Situationen hilflos gegenüber stand. Ganz im Gegenteil. Vorher hatte der Herr Jesus ihm drei Hinweise gegeben, die Petrus innerlich hätten aufrütteln sollen.

Warnung: Der Herr Jesus hat Petrus nicht „ins offene Messer laufen lassen". Er hat ihm im Vorhinein gesagt - und ihn damit letztlich auch gewarnt: „Wahrlich ich sage dir, dass du heute, in dieser Nacht, eher der Hahn zweimal kräht, mich dreimal verleugnen wirst" (Mk 14,30). Geht es noch präziser? Hätte Petrus durch diese Vorhersage des Herrn nicht wachrütteln lassen sollen?

Gebet: „Ich habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht aufhöre" (Lk 22,32). Durch das Verleugnen stand das praktische Glaubensvertrauen von Petrus auf dem Spiel. Ja, der Herr Jesus hat für Petrus gebetet. Das nimmt allerdings nichts von der Verantwortung des Petrus weg. Für das, was er getan hat, war er voll und ganz verantwortlich. Der Herr Jesus verwendet sich auch für uns (Heb 4,14.15). Es ist aber nicht so, dass wir einen „Freifahrtschein" haben, weil wir wissen, dass der Herr Jesus für uns tätig ist.

War das Gebet des Herrn Jesus denn umsonst, wenn Petrus trotzdem gefallen ist? Anders gefragt: Warum hat der Herr Jesus gebetet, obwohl Er doch genau wusste, dass es nichts an der Tat seines Jüngers änderte? Der Herr Jesus ist auch als Sachwalter (Fürsprecher) für uns (und damals für Petrus) tätig (vgl. 1. Joh 2,1). In diesem Sinn ist hier das Beten des Herrn Jesus zu verstehen. Er hatte ja dafür gebetet, dass sein Glaube trotz des Versagens nicht Schaden litt.

Fragen: Der Herr Jesus hat Petrus gewarnt, und Er hat ihm spezielle Fragen gestellt, die ihm hätten deutlich machen müssen, wie es bei ihm aussah. „Simon schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen?" (Mk 14,37). Manchmal stellt der Herr Jesus auch uns Fragen, die mitten in Herz und Gewissen treffen. Durch einen Vers in der Bibel, durch ein Wort in den Zusammenkommen als Versammlung (Gemeinde). Aber der Herr kann auch die Morgenandacht, einen Nachbarn, ein Gespräch mit einem Gläubigen oder einen Kalenderzettel benutzen. Wenn wir uns so einer Frage ausgesetzt sehen, dann heißt es wachsam sein. Achtung, Gefahr im Verzug!

Dreimaliges Kümmern um Petrus

Die Warnungen und die drei Hinweise haben Petrus nicht abhalten können zu sündigen. Petrus hat den Herrn Jesus drei Mal verleugnet. Und jetzt? Lässt der Herr Jesus ihn fallen? „Ich habe es Dir doch vorher gesagt, aber Du wolltest ja nicht hören. Jetzt sieh mal zu, wie Du klar kommst." So würden wir uns vielleicht anhören. Nicht so der Herr Jesus!

Blick: Der Blick, der Petrus traf, ging direkt ins Herz und löste eine sofortige Reaktion aus. „Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an; und Petrus erinnerte sich an das Wort des Herrn, dass Er zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich" (Lk 22,61.62).

Treffen unter 4 Augen: Doch der Herr Jesus ließ Petrus nicht allein mit seinen Tränen. Sobald Er auferstanden war, ging Er zu Petrus, um die Angelegenheit unter vier Augen zu klären (vgl. Lk 24,34 und 1. Kor 15,5).

Öffentliche Wiederherstellung: Petrus hatte den Herrn Jesus öffentlich verleugnet, also musste die Angelegenheit auch öffentlich wieder in Ordnung gebracht werden. Bei der Begebenheit in Johannes 21 stellt der Herr Jesus Petrus drei Fragen, auf die wir gleich noch näher eingehen. Er gibt Petrus vor den Ohren der anderen Jünger Aufträge und zeigt damit, dass die Angelegenheit in Ordnung gebracht war.

Drei herzerforschende Fragen

„Simon, Sohn Jonas, liebst du mich mehr als diese?"( Joh 21,15). Das hatte Petrus quasi behauptet, als er gesagt hatte: „Wenn dich alle verlassen, ich aber nicht." Jetzt wusste er es besser.

„Simon, Sohn Jonus, liebst du mich?" (Joh 21,16). Der Herr Jesus kannte die Antwort auf seine Frage, wollte es aber aus Petrus' Mund hören, wie es in seinem Herzen aussah.

„Simon, Sohn Jonas, hast du mich lieb?" (Joh 21,17). Petrus „traute" sich nach diesen herzerforschenden Fragen des Herrn nicht einmal mehr, von seiner Liebe zu sprechen, sondern „warf sich ganz auf den Herrn" und seine Allwissenheit: „... du erkennst, dass ich dich lieb habe."

Drei große Reden

Nachdem zu Pfingsten der Heilige Geist in den Gläubigen Wohnung genommen hatte, konnte Petrus drei gewaltige Reden an seine Brüder halten. Das Ergebnis war, dass sich viele Menschen bekehrten:

Apostelgeschichte 2,14-41: Dreitausend bekehren sich (V. 41).

Apostelgeschichte 3,12-26: Fünftausend Männer bekehren sich (4,4).

Apostelgeschichte 4,8-12: Scharen von Männern und Frauen bekehren sich (5,14).

Es lohnt sich, sich diese drei Reden einmal im Einzelnen anzusehen. Ihr werdet staunen, mit welcher Freimütigkeit und mit welcher Überzeugung Petrus spricht. Nur ein Beispiel: „Der Gott Abrahams... hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr freilich überliefert und angesichts des Pilatus verleugnet habt" (Apg 3,13). Wir würden sagen: „Petrus, merkst Du noch was? Denk doch mal daran, was Du getan hast. An Deiner Stelle würde ich lieber den Mund halten." Aber so groß ist die Gnade und so vollständig die Wiederherstellung!

Hilfe - drei Mal zur Festigung

Petrus brauchte in seinem weiteren Glaubensleben noch weitere Hilfestellungen. Manchmal hat man eine dreimalige Bestätigung oder Festigung in einer Sache nötig. Das gilt insbesondere in der Übergangszeit vom Juden- zum Christentum.

In Apostelgeschichte 10 bekommt er eine Lektion, die ihm zeigte, dass das Gnadenangebot Gottes sich nicht auf das Volk der Juden beschränkte. Es gilt allen Menschen. Diese Lektion wurde noch zwei Mal wiederholt, dann hatte Petrus es verstanden: „In Wahrheit begreife ich, dass Gott die Person nicht ansieht, sondern dass in jeder Nation, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, ihm angenehm ist" (Apg 10,34).

Aber auch eine dreimalige Wiederholung reicht nicht zwangsläufig aus für immer. In Galater 2,11-21 bekam Petrus eine nochmalige „Auffrischung", als Paulus seinen Mitapostel Petrus zur Rede stellen muss, weil dieser auf einmal die Gläubigen aus den Nationen mied. Auch wir brauchen manchmal eine mehrmalige Ansprache mit späterer Auffrischung, damit wir eine Sache wirklich verstanden haben und umsetzen.

Petrus ist uns in vielen Dingen ein Vorbild, zugleich aber auch ein warnendes Beispiel. Auf jeden Fall wünsche ich mir für mein eigenes Leben etwas von der Liebe des Petrus zu seinem Herrn, die immer wieder in seinem Leben herauszuspüren ist.

(aus: Folge mir nach - Heft 5/2010)

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