Lehrmäßig – praktisch

Lesezeit: 2 Min.

Es gibt zwei Arten von Verfehlungen, die ein Gläubiger in seinem Leben zulassen kann. Auf der einen Seite kann man sich einer falschen Lehre über die Person des Herrn Jesus, sein Werk, die Glaubensfundamente und auch über die Versammlung (Gemeinde, Kirche) anhängen. Oder man kann in moralische Sünden abgleiten, was Unzucht, Habsucht, Mord, Drogen, Rauchen usw. betrifft. Leider stellt sich immer wieder heraus, dass zwar moralische Sünden leichter von uns als solche erkannt und gravierend beurteilt werden, lehrmäßige dagegen nicht. Das mag auch daran liegen, dass lehrmäßige Verfehlungen zum Teil sehr subtil sind. Oftmals aber kennen wir uns in der Lehre des Wortes Gottes nicht so gut aus, und wir empfinden Abweichungen hier nicht als so gravierend.

Das war schon immer so. Es gibt die traurige Geschichte am Ende des Buches der Richter. In den Kapiteln 17 und 18 finden wir die Einführung des Götzendienstes, sozusagen eine religiöse und lehrmäßige Verfehlung. Erstaunlicherweise schien das niemanden im Volk Gottes zu beeindrucken. Jedenfalls lesen wir von keiner Reaktion vonseiten der anderen Stämme, als Dan diesen Götzendienst einführte.

In den Kapiteln 19 bis 21 finden wir dann die Sünde der Homosexualität und der Einsmachung damit. Hier erleben wir einen Aufschrei in ganz Israel. Sofort erkannte das Volk, dass hier Sünde vorlag. „Und das ganze Volk stand auf wie ein Mann und sprach: Wir wollen nicht gehen, jeder zu seinem Zelt, und nicht einkehren, jeder in sein Haus" (Ri 20,8). Und wie heißt es bei der Einführung des Götzendienstes: „Und sie stellten sich das geschnitzte Bild Michas auf, das er gemacht hatte, alle Tage, da das Haus Gottes in Silo war" (Ri 18,31). Niemand reagierte darauf.

Wir wollen uns fragen, was gravierender ist in den Augen Gottes. Die Lehre ist das Fundament für die Praxis. Wenn das Fundament kaputt ist, kann darauf gar keine gute Praxis mehr sein. Wenn die Praxis in einem bestimmten Bereich verkehrt ist, bleibt das immer Sünde. Aber man kann in anderen Bereichen noch richtig handeln, da das Fundament noch da ist. In aller Regel kommt auch aus lehrmäßiger Verfehlung früher oder später eine böse Moral hervor.

Noch einmal: Beides ist Sünde. Daher wollen wir sowohl unsere Überzeugungen als auch unsere Praxis immer an Gottes Wort prüfen. Aber wir sollten nicht übersehen, dass die lehrmäßige Verfehlung viel weiter geht, natürlich ganz besonders, wenn die Person unseres Retters davon betroffen ist.

Beitrag teilen
Stichwörter

Verwandte Artikel

Zuchtausübung setzt wahre Gottesfurcht voraus Praktische Lehren für das Volk Gottes aus Richter 19 - 21 Manuel Seibel Es kommt im Versammlungsleben nicht nur darauf an, was man tut, sondern ganz entscheidend auch, wie man es tut. Selbst wenn man in der Sache zu 100% im Recht wäre - wer könnte das heute von sich behaupten? - kann unsere Haltung ungöttlich sein. ... Artikel lesen
Die biblische Lehre in der Praxis verwirklichen (Römer 12) Manuel Seibel Es kommt auf die Lehre an. Und es kommt auf die Praxis an. Man kann und darf beides nicht voneinander trennen! Es lohnt sich die Beschäftigung mit beiden Aspekten. Podcast anhören
Klimawandel und die Rivalität der Großmächte Manuel Seibel In der Arktis kann man unter anderem zwei Phänomene nebeneinander erleben: Einerseits finde dort sichtbar der Klimawandel statt. Andererseits kämpfen dort zwei rivalisierende Parteien um die Vorherrschaft: USA und Russland. Übersehen wird leicht, ... Podcast anhören
Es mangelt an … Charles H. Mackintosh Der Dienst des Evangeliums und der Hirtendienst scheinen nicht diejenigen Aufgaben zu sein, nach denen man sich ausstreckt. Öffentliche Auftritte vor Gläubigen, ein Lehrdienst, vielleicht auch ein schriftlicher Dienst (wie www.bibel-forum.de) mag ... Artikel lesen
Richtige Fußballfans – können wir Christen von ihnen lernen? Klaus Brinkmann Die Fußball-WM zog viele in ihren Bann. Christen hoffentlich nicht, denn Fußball in dieser Form - das ist Teil des Systems dieser Welt. Aber es gibt doch ein paar Phänomene im Leben von Fußball-Fans, die uns aufhorchen lassen. Nicht, dass wir ... Artikel lesen
Fauler Friedenskompromiss - oder Friede auf Basis von Gottes Wort? Manuel Seibel Gottes Wort nennt verschiedene Arten von Frieden. Wichtig ist, dass der Friede nicht als oberstes Ziel verstanden wird. Sonst wird man leicht faule Kompromisse eingehen. Nein, der Friede braucht eine solide Basis: Gehorsam, Heiligkeit, Gottesfurcht, ... Podcast anhören