Es war zu den Lebzeiten Jesu offensichtlich eine Gewohnheit, sein eigenes Wort mit einem Schwur zu verstärken und als wahr darzustellen. Aber wenn ein Mensch fast jede Behauptung mit einem Schwur bekräftigt, stellt sich damit heraus, dass seine Worte ansonsten nicht vertrauenswürdig sind. Jemand hat einmal gesagt: Bei jeder Gelegenheit Gott zum Zeugen anzurufen heißt, einen Abwesenden um Hilfe zu rufen, in dessen Gegenwart man nicht zu reden gewohnt ist.
Worin liegt nun die tiefere Belehrung des Herrn? Es wird klar, dass das Reden der Jünger immer die Wahrheit sein sollte. Ein Jünger, der sagen muss: „Ehrlich gesagt ...", stellt eigentlich sein sonstiges Reden selbst in Frage. Der Meister aber weist uns an, immer ein „ja" zu sagen, wenn wir ein „ja" meinen, und immer ein „nein" zu sagen, wenn wir ein „nein" meinen. Alles andere ist aus dem Bösen! Das heißt, man spricht nicht die Wahrheit.
Es ist im Übrigen interessant, dass genau diese Aussagen von Jakobus in seinem Brief (5,12) wiederholt werden. Er zeigt uns die Situation von Jüngern im Königreich Gottes und führt manche Anordnungen des Herrn weiter für uns aus. Auch Paulus unterstreicht diese Anordnung des Herrn in Epheser 4,25: „Deshalb, da ihr die Lüge abgelegt habt, redet Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind Glieder voneinander" (Eph 4,25). Das Christentum hat somit keinen Platz für Eide und für das Schwören.
Quelle: bibelpraxis.de/a1867.html