Das ist doch deine Geschichte!

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Vor einer Reihe von Jahren hatten sich einige Gitarrenspieler auf einem Dorfplatz niedergelassen. Mit ihren rhythmischen Liedern zogen sie rasch Neugierige an. Nach der Vorstellung ging einer von ihnen herum, um Spenden zu sammeln. Er klopfte auch an das Fenster eines angrenzenden Hauses. „Junger Mann", sagte man dort zu ihm, „Sie haben eine schöne Stimme. Hier ist ein Neues Testament und ein 5-Mark-Stück. Es gehört Ihnen, wenn Sie den Leuten daraus die Geschichte vom verlorenen Sohn vorlesen."

„Das Geld kann man sich leicht verdienen!", dachte der junge Mann erfreut. „Meine Damen und Herren", rief er den Umherstehenden zu, „ich habe ihnen etwas vorzulesen." ER schlug, wie ihm gezeigt worden war, das 15. Kapitel des Lukasevangeliums auf: „Ein gewisser Menschen hatte zwei Söhne; und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt. Und er teilte ihnen die Habe ..."

Hier machte der Vorlesende eine Pause. Dann fuhr er, weniger selbstsicher als vorher, fort: „Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in eine fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er ausschweifen lebte ..." Da schoss dem jungen Mann der Gedanke durch den Kopf: „Das ist doch deine Geschichte!"

Verstört und überwältigt zugleich las er die Geschichte - die Zusammenfassung seines eigenen Lebens - weiter bis zu den Worten: „... ich aber komme hier um vor Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen ..."

Ein heimlicher Kampf spielte sich in der Seele des jungen Mannes ab. Diese Geschichte vom verlorenen Sohn ließ in ihm die Erinnerung an die Tage, die er zu vergessen gesucht hatte, wieder aufkommen.

In Gedenken sah er seine Eltern vor sich und auch die Liebe, mit der sie ihn umgeben hatten. War es doch bloß eine „fixe Idee" gewesen, für die er das Elternhaus verlassen hatte? Er hatte gesehen, dass den Eltern seine Lebenswiese wehtat. Und als er dann wählte - zwischen Gott und den Eltern einerseits und seinem eigenen „freien" Leben andererseits - da hatte er die verkehrte Wahl getroffen. Jetzt war er bemüht, seine traurige Lage und seine innere Einsamkeit zu verbergen und anderen Unterhaltung zu bieten, um sein Leben fristen zu können.

Mit dem kleinen Neuen Testament ging er wieder zum Haus des Christen. Dort erfuhr er, dass der Weg zurück auch ihm offen stand. Nicht nur zurück zu seinen Eltern, sondern auch zurück zu Gott. Er war bereit, Gott seine Schuld zu bekennen und Jesus Christus im Glauben als Retter anzunehmen.

Dann erging es ihm auch wie dem verlorenen Sohn, von dem er vorgelesen hatte: Gott nahm ihn an, so wie er war und wie er kam. Er machte ihm keine Vorhaltungen. Gott vergab ihm die Schuld und schenkte ihm die Gewissheit der Vergebung. Durch Jesus Christus und sein Sühnungswerk hatte er nun Frieden mit Gott.

(aus: Folge mir nach - Heft 9/2009)

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