Drei Herausforderungen in der aktuellen Zeit

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1. Angriffe gegen den Herrn Jesus, sein Werk und die biblische Wahrheit

Immer wieder müssen wir erleben, dass die herrliche Person unseres Retters und Herrn, Jesus Christus, angegriffen wird. Seine ewige Gottheit oder sein wirkliches Menschsein wird sogar von Menschen, die sich Christen nennen, in Frage gestellt. Das Werk Jesu am Kreuz von Golgatha und seine Auferstehung werden geleugnet oder angezweifelt. Schließlich verändert man Teile der biblischen Wahrheit, zum Beispiel über die Rechtfertigung, über die Stellvertretung oder auch über die Versammlung Gottes, und legt sie nach eigenen, unbiblischen Überzeugungen aus.

Wie reagieren wir auf diese Angriffe? Indem wir Stellung beziehen. Jemanden, der nicht die Lehre des Christus bringt und nicht in ihr bleibt, nehmen wir nicht ins Haus auf und grüßen ihn nicht (2. Joh 7-11). Wenn solche bösen Dinge über die Person und das Werk unsers Herrn gelehrt werden, widerstehen wir direkt, und falls nötig, öffentlich (vgl. die öffentliche Zurechtweisung der Galater durch Paulus). Einen sektiererischen Menschen weisen Brüder nach einer ein- und zweimaligen Zurechtweisung ab und geben ihm keinen Raum, sich inmitten der ihnen anvertrauten Gläubigen zu entfalten (vgl. Tit 3,10.11). Ähnliches gilt für solche, die entgegen der biblischen Lehre Zwiespalt und Ärgernis anrichten (vgl. Röm 16,17).

Wenn es um die Person unsers Herrn und um sein Werk geht, wenn es sich um die grundlegende Wahrheit des Wortes Gottes handelt, gibt es für uns keine Kompromissbereitschaft. Wir wollen uns immer wieder gegenseitig ermahnen, in Demut und Sanftmut, verbunden mit echter Liebe zu handeln. Nur so werden wir mit moralischer Autorität auftreten können. Wir dürfen uns jedoch den klaren Blick nicht verdunkeln lassen und sollten mit Entschiedenheit die Seite dessen wählen, der sein Leben für die Versammlung und auch für uns ganz persönlich hingegeben hat.

2. Zunehmende Weltförmigkeit

Neben Angriffen gegen die Wahrheit stellen wir zunehmend fest, dass die Welt mit ihren Einflüssen im Leben der Erlösten Fuß fasst. Das ist allerdings nichts Neues. Anders können wir die Ermahnung des Apostels schon in der Anfangszeit des Christentums nicht begreifen: „Seid nicht gleichförmig dieser Welt" (Röm 12,2). Dennoch scheint es manchmal so, als seien Gottesfurcht und Gottseligkeit Gesinnungen, die man heute immer weniger antrifft. Wir wollen uns selbst im Blick darauf prüfen.

Wie reagieren wir, wenn wir weltliche Einflüsse in Gedanken, Worten, Benehmen, Lebensausrichtung und Kleidung feststellen müssen? Wir könnten geneigt sein, mit Strenge zu reagieren und vielleicht in einer gesetzlichen Art Dinge verbieten wollen, um den Niedergang einzudämmen. Das aber ist nicht die Weise, die uns der Geist Gottes im Neuen Testament vorstellt. Hier finden wir besonders zwei Antworten auf dieses Problem:

  1. Vorbild sein: „Sei ein Vorbild der Gläubigen in Wort, in Wandel, in Liebe, in Glauben, in Keuschheit (Reinheit)" (1. Tim 4,12). Wer im Blick auf sich selbst einen schmalen Weg mit seinem Herrn geht, wird ein weites Herz für andere bewahren. So kann er ihnen zu einem Beispiel werden.

  2. Christus und die Gnade predigen: Was tat Paulus, als er feststellen musste, dass die Kolosser die richtige Blickrichtung für ihr Leben verloren hatten? Er predigte nicht in gesetzlicher Weise, sondern stellte Christus (und die Wahrheit) vor. Was tat er, als er die Römer vor einem weltförmigen Lebenswandel bewahren wollte? Er stellte ihnen die gewaltige Vielfalt eines christlichen Lebens vor die Herzen (vgl. Röm 12). Es mag zeitweise scheinbar hilfreich sein, Schranken zu predigen, wenn wir sehen, dass es bergab geht. Mit Schranken werden wir aber früher oder später Widerstand und innere Auflehnung bewirken, wie wir das beim Volk Israel im Blick auf das Gesetz sehen. Die Gnade dagegen befestigt das Herz, weil sie einen Gläubigen zum Herrn Jesus und zu biblischem Selbstgericht führt. Diese Gnade weist niemanden auf einen fleischlichen Weg, sondern richtet sich an unser Herz und unser Gewissen.

Es gibt für einen Gläubigen nichts Besseres als das Bewusstsein der Gnade. In der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Retters, Jesus Christus, zu wachsen, war der abschließende Wunsch von Petrus. Diese Gnade und diese Art der Erkenntnis bewahren uns auch heute noch.

3. Gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen

Wir haben nicht nur mit Angriffen gegen die Person des Herrn und die Wahrheit des Wortes Gottes sowie mit geistlichem Niedergang zu tun, sondern auch mit gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen. Früher war es zum Beispiel üblich, dass ein Arbeiter in einer Fabrik eine große Vielfalt von Aufgaben übernahm. Dann kam die Arbeitsteilung, so dass viele Arbeiter nur noch einen einzigen Arbeitsschritt ausführten. Früher war es unüblich, dass junge Frauen eine Ausbildung oder ein Studium absolvierten, um dann eine Arbeitsstelle außerhalb des Elternhauses anzutreten. Heute ist das dagegen normal. Auch die Sprache, Lieder, Gewohnheiten, Kleidung, Medien usw. verändern sich. Man mag an früheren Zeiten hängen - sie werden nicht wiederkommen. Der Apostel Paulus hat seine Briefe nicht auf steinerne Tafeln geschrieben, sondern auf Pergamentpapier. Wir schreiben heute vielfach keine ausgedruckten Briefe mehr, sondern E-Mails. Von diesem Fortschritt, in manchen Bereichen mag man auch nur neutral von Veränderungen sprechen, werden sich auch Christen nicht abkoppeln können.

Um ungläubige Menschen unserer Zeit erreichen zu können, werden wir uns nicht mehr nur auf das Schreiben von Büchern beschränken können. Wir werden junge Menschen vielfach nur über das Internet erreichen können. Es hilft nichts, an der Sprache des 18. Jahrhunderts zu hängen, wenn wir uns heute noch verständlich machen können. Man mag auch über aktuelle, christliche Lieder so oder so denken - und ich spreche nicht von Produkten, die wir von Text, Art oder Rhythmus als unbiblisch ablehnen - junge Menschen empfinden heute anders, als wir das vor 20 oder mehr Jahren getan haben. Das trifft auf viele Bereiche unseres Lebens zu.

Wichtig ist, dass wir bei allen diesen Veränderungen prüfen, inwieweit man diese übernehmen kann und zugleich im Einklang mit Gottes Wort dabei steht. Wenn das so ist, dürfen wir sie im Aufblick zu unserem Herrn im Guten benutzen, selbst wenn sie - wie das Internet - mit großen Gefahren verbunden sind oder bei ihrer Einführung mit unbiblischen, zum Teil emanzipatorischen Bewegungen verbunden waren (wie z.B. die berufliche Gleichstellung von Mann und Frau).

Absonderung vom Bösen ist nicht in erster Linie ein an Äußerem wie Sprache und Kleidung ablesbar, obwohl wir es auch davon nicht trennen können. Absondern von der Welt, hin zu unserem Herrn Jesus, ist besonders mit einer inneren Heiligung verbunden, die sich dann auch nach außen zeigt. Wir sollen nicht um der Absonderung willen leiden, sondern um der Gerechtigkeit und des Herrn willen (vgl. Mt 5,10-12).

Es ist nicht immer leicht, zwischen Weltförmigkeit und gesellschaftlich-kulturellen Veränderungen zu differenzieren. Wir wollen es uns hier nicht zu leicht machen. Wir wollen aber auch anderen nicht leichtfertig unterstellen, sie seien weltförmig, wenn sie sich im besten Sinn des Wortes modern verhalten. Und wir wollen die Messlatte von Paulus gerade in diesem Bereich an unser Leben anlegen: „Im Übrigen, Brüder, alles, was wahr, alles, was würdig, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was lieblich ist, alles, was wohllautet, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, dies erwägt" (Phil 4,8).

Erschienen in: Ermunterung & Ermahnung 4/2009, Monatszeitschrift des www.csv-online.de

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