Der Anblick des Dahinsiechens

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Dieser Tage las ich einen Artikel eines Theologen, dessen Freund durch starke Demenz nicht mehr in der Lage ist, sich zu orientieren, sich nachvollziehbar zu äußern ... Er ist geistig verwirrt. Einmal abgesehen von der ungöttlichen, unbiblischen These, der Mensch habe das Recht, selbst zu entscheiden, ob sein Leben noch lebenswert sei, war eine eingangs geäußerte Überzeugung von Bedeutung: „Dass das Leben eine Gabe des Schöpfer-Gottes ist, stellt für gläubige Menschen wie mich eine Selbstverständlichkeit dar. Dass das Leben aber zugleich eine gottgegebene Aufgabe des Menschen ist, die er möglichst bis zur letzten Phase seines Lebens selbstverantwortlich wahrzunehmen hat, sollten heute gerade gläubige Menschen ebenfalls nicht bestreiten."

Als Christen werden wir unser Leben hoffentlich immer als eine Gabe des Schöpfer-Gottes, unseres Herrn Jesus Christus, ansehen. Schwieriger wird ein solches Annehmen dann, wenn es sich um ein körperlich oder geistig behindertes Leben handelt. Wir wissen, dass dies nicht Gottes ursprüngliches Ziel war - Er hat alles sehr gut gemacht (vgl. 1. Mo 1,31). Es ist die Folge der von Adam begangenen Sünde, dass die Schöpfung und damit auch die Geschöpfe Krankheiten etc. erleiden müssen. Dennoch wollen wir dabei bleiben: Jedes Leben ist ein Geschenk von Gott. Jedes.

An der anderen Seite der Lebensentwicklung fällt es ebenso schwer, den Verfall des Lebens mit ansehen zu müssen. Altenpfleger in Altenheimen haben damit täglich zu tun. Und wenn man das in der eigenen Familie erlebt, so kann das im Einzelfall außerordentlich hart sein. Gerade dann, wenn man einen Menschen geliebt hat und liebt, und dann verfällt er - was will man dann sagen, wenn er geradezu „umnachtet" ist?

Wir wollen nicht vergessen, dass auch ein solcher Mensch noch immer „Gottes Bild" (1. Kor 11,7) ist. Auch wenn die Folgen der Sünde im äußerlichen Bereich dramatischer zu erkennen sind als bei einem Kind oder Jugendlichen, so bleibt der Mensch auch in diesem Zustand ein Geschöpf Gottes. Nicht, dass Gott es so gewollt hat. Er lässt es zu, damit wir uns immer bewusst bleiben, dass die Folgen der Sünde noch nicht aus diesem Universum weggenommen worden sind und daher auch noch ihre Wirkung im Leben eines erlösten Christen zeigen.

Wir dürfen dem Herrn dankbar sein, dass wir wissen, dass es diese Folgen im Himmel für uns nicht mehr geben wird. Solange wollen wir ausharren. Ausharren im Blick auf uns selbst, ausharren im Blick auf andere, gerade solche, die uns nahe stehen. Sterbehilfe kann keine Alternative sein, über die wir nachdenken, so tragisch ein unserer Pflege oder Begleitung anvertrautes Leben auch sein mag. Wir wollen das nicht herunterspielen.

Vertrauen auf den Herrn, gestützt durch das Gebet, will gelernt sein. Zuweilen werden wir darin auch besonders geprüft.

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