Simson – ein Selbstmord?

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Richter in Israel

Simson war ein Richter in Israel: „Er hatte aber Israel zwanzig Jahre gerichtet" (Ri 17,31). Das heißt, er war der Vertreter Gottes inmitten des Volkes und war für eine Art Rechtsprechung zuständig. Das Volk kam zu seinen Richtern - wir kennen besonders Samuel, Debora, Gideon, usw. -, wenn es Fragen hatte oder den Willen Gottes erfragen wollte.

Wahrscheinlich fällt es vielen von uns schwer, das mit Simson in Verbindung zu bringen, der alles in allem ein ziemlicher Einzelgänger war. Gott aber sagt, dass er ein Richter war. Und Er wiederholt das in Hebräer 11,32, wo Er Simson neben Gideon, Barak, David und Samuel stellt.

Das Leben Simsons

Simson war kein vollkommener Richter. Darin gleicht er seinen Vorgängern und Nachfolgern. Aber bei ihm sehen wir besonders, dass er in moralisch-sexueller Hinsicht versagte. Obwohl Gott ihn zu einem Nasir machte (Ri 13,5), lebte er ganz anders. Sicher - er ließ seine Haare frei wachsen. Aber dieser lange Haarwuchs war ein Zeichen bewusster Abhängigkeit von Gott. Diese scheint bei ihm vielfach gefehlt zu haben. Vor allem aber hatte er ein Problem mit seinen sexuellen Begierden. Dreimal lesen wir davon, dass er sich mit Frauen in ungöttlicher Weise abgab (Ri 14,1; Ri 16,1; Ri 16,4).

Seine Frauen wurden ihm zum Verhängnis. Die dritte Frau, Delila, wieder eine Philisterin, also zu den Feinden des Volkes Israel und damit Gottes gehörend, erpresste das Geheimnis seiner sprichwörtlichen Kraft aus ihm: seine langen Haare. Als er eingeschlafen war, schnitt sie ihm diese Haare ab. Dadurch konnte er von den Philistern gefangen genommen werden. In dieser Verbindung wurden ihm sogar die Augen ausgestochen, so dass er blind wurde.

Damit kommen wir zu der Begebenheit, wo er selbst sein Leben aufgab. Bei einem Fest der Philister musste er vor ihnen - vermutlich Musik - spielen. Da seine Haare wieder angefangen hatten zu wachsen, kehrte auch seine äußere Kraft zurück. Auch seine innere Kraft wuchs wieder, weil er erkannte, dass er inmitten der Feinde Gottes war.

So bat er Gott: „Herr, Herr; gedenke doch meiner und stärke mich doch nur diesmal, o Gott, damit ich an den Philistern eine einmalige Rache nehme für meine beiden Augen" (Ri 16,28). Er stemmte sich gegen die Säulen, so dass das ganze Haus, in dem er war, zusammenbrach und rund 3.000 Menschen ums Leben kamen.

Selbstmord?

Er selbst wusste, dass es auch sein Leben kosten würde. Handelte es sich um Selbstmord?

Ich glaube nicht!

  1. Die Philister waren die Feinde Gottes im Land. Gott hatte seinem Volk (5. Mose; Josua 13) den Auftrag gegeben, diese Feinde auszurotten.
  2. In Richter 14,4 lesen wir, dass Gott gegen die Philister einen Anlass suchte.
  3. Im Dienst für den Herrn gibt es Gefahren, die groß sind. Waren die Kriege, die Israel gegen seine Feinde führte, „Selbstmord"? Nein, denn sie hatten den Auftrag, die Feinde zu besiegen. Natürlich stand es in der Macht Gottes, sein Volk vollständig zu bewahren. Oft hat Er das getan. Aber sicher konnte das Volk nie sein. Auch nicht unter David und Joab. Und auch in den Büchern Josua und Richter lesen wir von solchen Verlusten.
  4. Schon immer galt der Grundsatz: „Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten" (Gal 6,7). Simson hatte viel Fleischliches gesät. Jetzt musste er seine Suppe auch auslöffeln. Das war bitter - aber er hatte das schon akzeptieren müssen, als man ihm die Augen ausgestochen hatte. Er hatte sich selbst in diese ausweglose Situation hineinmanövriert. So stand er vor der Alternative: Weiter leben (vegetieren) und die Feinde Gottes bleiben am Leben, oder sein Leben hingeben in den Tod und den Auftrag Gottes ausführen, die Feinde zu vernichten. Es stand natürlich nicht in der Macht Simsons, über sein Leben zu entscheiden. Insofern ist die Frage nach „Selbstmord" in seinem Fall berechtigt, da seine Entscheidung damit verbunden war, dass er sein Leben höchstwahrscheinlich verlieren würde. Aber er handelte im Auftrag Gottes gegen seine Feinde.

Manche mögen an heutige Selbstmordattentäter erinnert werden, wenn sie von Simson lesen. Allerdings besteht ein gewaltiger Unterschied:

  1. Wir leben in einer ganz anderen Zeit. Heute herrscht die Gnade Gottes, damals befand sich das Volk Israel unter Gesetz.
  2. Das Volk Israel hatte den ausdrücklichen Auftrag, diese Feinde zu besiegen. Wir haben heute einen ganz anderen Auftrag: Menschen das Evangelium zu verkündigen.
  3. Simson war ein Mann Gottes, so schwach er auch im Glauben war. Die Menschen heute, die solche Attentate ausüben, sind Feinde Gottes, des wahren dreieinen Gottes.

Wir wollen sehr vorsichtig sein, Simson in seinem Leben zu verurteilen. Wir müssen nur unser eigenes anschauen, um klar zu sehen, wie fehlerhaft wir selbst leben. Wir wollen seine letzte Tat auch nicht einfach in unser Leben übertragen. Simson lebte in einer anderen Zeit und unter einer anderen Regierung Gottes. Unsere Feinde sind im neutestamentlichen Sinn nicht Menschen, Fleisch und Blut, sondern Engelfürsten und -mächte. Wir wollen Satan keinen Platz in unserem Leben geben, sondern ihm widerstehen. Dazu haben wir den Auftrag.

Wir schauen auf den Herrn Jesus, der treu war, sogar bis zum Tod am Fluchholz. Von seiner Treue wollen wir uns anspornen lassen, in unseren Umständen ebenfalls treu zu handeln.

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