Das Grab des Gekreuzigten war leer

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Der Glaube stellt sich nicht gegen das Wahrnehmbare. Aber er ist in der Lage, dieses zu überwinden. Während das Sichtbare einen Rahmen bildet, verlässt das Unsichtbare diese Begrenzung und stellt es in einen Kontext.

Schon zu Lebzeiten von Jesus, dem Nazaräer, gab es viele Menschen, die seinen Wundern kritisch gegenüber standen. So wie damals sind auch heute Mehrheiten kein Orientierungsmaßstab. Die Mehrheit hat diesen Mann aus Bethlehem ans Kreuz gebracht. Diese Mehrheit hat ihn nie wieder zu Gesicht bekommen. In der Bibel kann man nachlesen, dass dies nicht immer so bleiben wird. Offenbarung, Kapitel 20, spricht in diesem Zusammenhang von einem großen weißen Thron, ein finales und doch zugleich bedrohlich weiterführendes Ereignis.

Es gibt kaum eine Begebenheit, die so stark bezeugt worden ist wie die Auferstehung Jesu. Nicht, dass man diese beweisen könnte. Dennoch ist es auffällig, dass sie 18 Jahrhunderte lang mehr oder weniger einstimmig für wahr gehalten wurde. Dass man sich im 19. Jahrhundert auf die biblische Quelle stützen muss, um das zu glauben, ist eine Binsenwahrheit. Dass aber die Menschen im 1. Jahrhundert nicht dümmer waren als wir, sollte dasselbe sein. Warum glaubten denn sie dieser Botschaft, die jetzt von Theologen als Verführung der Menschheit bezeichnet wird?

Heute wird ein Kommentator, der aktuelle Ereignisse leugnet, frontal angegriffen. Das aber war damals nicht anders. Wie hätte Matthäus, der sich besonders an Juden richtet, mit seiner Botschaft auch nur ein bisschen mehr als ein müdes Lächeln erreichen können, wenn nicht wahr gewesen wäre: „Als sie [die Frauen] aber hingingen, um es seinen Jüngern zu verkünden, siehe, da kam Jesus ihnen entgegen und sprach: Seid gegrüßt!“ (Matthäus 28,9). Jesus erschien ihnen nicht nur, er war da, und zwar als der Auferstandene. Er konnte angefasst werden, wie die Evangelisten berichten. Dass die Juden einen zusätzlichen Beweis der Auferstehung lieferten, indem sie eine Wache aufstellen ließen, ist geradezu Ironie Gottes. Denn die Juden wollten das Gegenteil bezwecken. Niemand sollte den Leib Jesu rauben und behaupten können: Er ist auferstanden. In Wirklichkeit haben sie durch ihre Wache nur bewiesen: Christus ist wirklich auferstanden und vielen erschienen.

Es ist wahr: „Wenn Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig; ihr seid noch in euren Sünden“ (1. Korinther 15,17). Aus dieser Bekenntnisformel aber den Umkehrschluss zu ziehen, man habe die historischen Tatsachen passend gemacht, verkennt, dass die Bibel immer mit Tatsachen beginnt. Auf Tatsachen gründet sich dann biblische Dogmatik, übrigens vom ersten Blatt der Bibel an.

Es gehört Glaube dazu, die Bibel für wahr zu halten. Es gehört Vertrauen dazu, die biblischen Geschichten zu akzeptieren. Derjenige, der das tut, braucht sich jedoch nicht für irrational zu halten. Er hat viele Argumente auf seiner Seite. Er muss nichts beweisen. Denn die Gegner seines Glaubens haben mindestens genauso viel Glauben nötig, um ihre Version zu verteidigen.

Den Glauben kann man nicht materiell beweisen. Glaube mag sich auch wissenschaftlichen Kategorien entziehen. Dennoch steht er auf festem Fundament. Denn die Bibel hat sich nicht als ein Hirngespinst törichter Kreaturen erwiesen. Sie ist subjektiv erfahrbar. Man kann sie missbrauchen, das ist wahr. Damit aber macht man nicht unwahr, was Wahrheit ist. Auch nicht im 21. Jahrhundert.

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