Welche Bedeutung hat das Alte Testament für einen Gläubigen?

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Frage:

Man könnte im Anschluss an den Hinweis, dass das Gesetz über unreine Tiere und deren Genuss für Christen nicht zählt, die Frage stellen: Welchen Wert hat eigentlich das Alte Testament für uns, wenn wir einen wesentlichen Teil daraus, das Gesetz gar nicht einhalten sollen?

Antwort:

1. Das Alte Testament wurde im Hinblick auf Christen aufgeschrieben

  • Römer 15,4: Alles, was zuvor geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben.
  • 1. Korinther 10,6: Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns geschehen, damit wir nicht nach bösen Dingen begehren, wie auch jene begehrten.

Das heißt, wir finden im Alten Testament die Art und Weise, wie Gott mit den Gläubigen handelt. Die alttestamentlichen Begebenheiten sind Vorbilder oder Bilder neutestamentlicher Wahrheit. Beispiel:

  • 1. Mose 21: Die Geburt Isaaks ist ein Bild der Geburt des Herrn Jesus.
  • 1. Mose 22: Die Opferung Isaaks ist ein Bild des Kreuzes Jesu.
  • 1. Mose 23: Der Tod Saras ist ein Bild der Beiseitesetzung Israels nach dem Tod des Herrn.
  • 1. Mose 24: Die Brautwerbung Rebekkas ist ein Bild der Brautwerbung Jesu, sprich der Bildung der Braut Christi, der Gemeinde (Versammlung, Kirche).
  • 1. Mose 25: Der Segen Abrahams für Ketura (Bild der Nationen im 1000-jährigen Reich) und die anderen Söhne ist ein Bild des Segens im 1000-jährigen Friedensreich.

2. Gottes moralische Maßstäbe ändern sich nicht

Darüber hinaus gilt, dass moralische Maßstäbe Gottes unwandelbar sind. Auch wenn es für uns Christen kein Gesetz gibt, so ändern sich die moralischen Wertmaßstäbe Gottes nicht. Wie oben gesagt: Gehorsam, Gerechtigkeit tun etc. bleiben Gottes Ansprüche an den Gläubigen, auch heute. Daher finden wir sie im Neuen Testament immer wieder angeführt.

3. Das Alte Testament ist ein Hinweis auf Christus

Im Alten Testament finden wir viele Vorbilder von der Person des Herrn Jesus Christus.

  • Das können Personen sein wie Joseph und David.
  • Das könnten Tiere sein wie das Schaf und der Widder, die bestimmte Eigenschaften der Person unseres Herrn zeigen (Gehorsam, Willigkeit, Hingabe, usw.).
  • Das können Sachen sein wie die Bundeslade, die von der Gottheit und der Menschheit des Herrn Jesus spricht, wie sie in einer Person bei Ihm vereinigt sind.
  • Das können Tätigkeiten sein wie die Opferung, die von dem Werk des Herrn Jesus sprechen.

3. Das Alte Testament ist ein Schatten der Wahrheit des Neuen Testaments

„Wenn er [Christus] nun auf der Erde wäre, so wäre er nicht einmal Priester, weil solche da sind, die nach dem Gesetz die Gaben darbringen (die dem Abbild und Schatten der himmlischen Dinge dienen)“ (Heb 8,5).

„Das Gesetz hat einen Schatten der zukünftigen Güter, nicht der Dinge Ebenbild selbst“ (Heb 10,1).

Dass das Alte Testament ein Schatten der Wahrheit des Neuen Testaments ist, bedeutet: Man kann bestimmte Rahmen und Konturen der neutestamentlichen Wahrheit erkennen, nicht jedoch die Einzelheiten. Die kann man bei einem Schatten nie genau sehen. Aber Konturen dessen, was im Neuen Testament vorgestellt wird, können wir doch schon erkennen.

4. Das Alte Testament zeigt, wie wir uns die Wahrheit des Neuen Testaments praktisch aneignen

Eine Wahrheit, die wir im Neuen Testament finden, ist, dass jemand, der an den Herrn Jesus glaubt, auch gerettet ist, der Stellung nach mit Christus gestorben ist, so dass es für ihn keine Verdammnis mehr gibt. Das ist die Lehre des Römerbriefes. Zugleich ist so jemand in Christus geistlicherweise in die himmlischen Örter versetzt worden. Das ist die Lehre des Epheserbriefes.

Im Alten Testament lernen wir, wie wir uns diese Wahrheit praktisch aneignen. Zunächst lernen wir, dass der Herr Jesus stellvertretend für mich das Gericht Gottes getragen hat (Passah). Dann lerne ich, dass die Sünde aber noch in mir wohnt, so dass ich noch die Macht Satans in meinem Leben feststelle (2. Mo 14; zwischen Rotem Meer, Bergen und dem Pharao Ägyptens). Dann erkenne ich, dass Christus mich auch von dieser Macht befreit hat, weil Er nicht nur für mich gestorben ist, sondern ich auch mit Ihm gestorben bin am Kreuz (Durchquerung des Roten Meeres). Dann lerne ich, was es bedeutet, ein Christenleben in dieser Welt zu führen (das ist die Wüstenreise). Oft dauert es sehr lange, bis ich erkenne, dass ich schon jetzt die himmlischen Segnungen genießen kann. Das ist der Durchzug durch den Jordan, damit ich in Kanaan wohnen kann.

Ein anderes Beispiel ist die Wahrheit, dass alle Gläubigen von ihrer Bekehrung an Priester sind – nicht nur eine Gruppe von Gläubigen (1. Pet 2).

In der Praxis sieht es so aus, dass oft nur wenige Gläubige die Funktion von Priestern in der Gegenwart Gottes wahrnehmen, wie wir das in den Büchern Mose finden.

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