Die Opfer im ersten Buch der Bibel (FMN)

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Die Stellung des Menschen

  1. Gott schuf den Menschen nach seinem Bild (als Stellvertreter Gottes auf der Erde) und nach dem Gleichnis Gottes (als Reinen, der die Sünde nicht kannte; 1. Mo 1,27).
  2. Der Mensch war als einziges Geschöpf in der Lage, Verbindung mit Gott zu haben. Es gab nichts, was zwischen Gott und dem Menschen stand. [Fußnote 1]
  3. Der Mensch hatte von Gott den höchsten Platz von allen irdischen Geschöpfen bekommen, denn er sollte über alle Tiere herrschen (1. Mo 1,28).
  4. Gleichzeitig war der Mensch als Verwalter seinem Schöpfer unterstellt. Jede Autorität (1. Mo 1,28), alle Kreativität (Kap. 2,15) und seine ganze Einsicht (Kap. 2,19b) hatte er von Gott selbst bekommen.

[Fußnote 1: Ab 1. Mose 2,4 wird der der Ausdruck „Gott der HERR“ verwendet, der eine Beziehung Gottes zu dem Menschen ausdrückt. Vorher ist „nur“ von „Gott“ die Rede. Ende der Fußnote]

Das Gebot Gottes

Oft ist gefragt worden, warum Gott dem Menschen das Gebot gab, nicht von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen. Hätte ohne dieses Gebot der Sündenfall nicht vermieden werden können?

Die Antwort ist recht einfach: Das Gebot war das einzige Zeichen auf der Erde, durch das deutlich wurde, dass der Mensch eine Autorität über sich hat. Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollte in voller Frucht im Garten stehen, weil nur Gott Macht hat über Leben und Tod (Kap. 2,17).

Die Übertretung des Gebotes

Wir können davon ausgehen, dass nicht viel Zeit verging bis Adam und Eva von der verbotenen Frucht aßen und dadurch in Sünde fielen. Wer die verführerischen Worte der Schlange genauer analysiert, wird schnell erkennen, welche Dimension sich dahinter verbirgt:

1. Worte der Schlange:; 2. Bedeutung der Worte:; 3. Die Schlange leugnet
1. „Ihr werdet durchaus nicht sterben.“ (3,4);
2. „Gott ist ein Lügner!“;
3. die Wahrhaftigkeit Gottes

1. „Gott weiß, dass … eure Augen aufgetan werden“ (3,5a);
2. „Gott ist ungerecht, weil Er euch im Dunklen hält“;
3. die Gerechtigkeit Gottes

1. „Gott weiß, dass … ihr sein werdet wie Gott, erkennend Gutes und Böses“ (3,5b);
2. „Gott gönnt dem Menschen gewisse Vorrechte nicht.“;
3. die Liebe Gottes

Der Mensch gab den Worten der Schlange Recht und besiegelte dies dadurch, dass er von der Frucht dieses Baumes aß. Der Mensch leugnete alle heiligen Eigenschaften Gottes. Gerade das Geschöpf, das die höchsten Beweise der Güte und Liebe Gottes erfahren hatte, beleidigte so seinen Schöpfer.

Die Folgen des Ungehorsams

Dieser Ungehorsam konnte nicht ohne Folgen bleiben:

  1. Der Mensch kennt Gut und Böse, weil er in das Böse fiel.
  2. Der Mensch hatte ein schlechtes Gewissen (3,7a) [Fußnote 2].
  3. Unabhängigkeit ist sein Bedürfnis geworden (3,8b).
  4. Misstrauen ist seine Natur (3,10).
  5. Der Fluch der Sünde kam auf die Schöpfung (3,16–19a).
  6. Der Tod kam in die Schöpfung (3,19b).

[Fußnote 2: Der Mensch war vor dem Sündenfall durchaus in der Lage zu beurteilen, dass ein Verstoß gegen das Gebot Gottes falsch war. Das Gewissen hatte noch keine „Erfahrung“ mit der Sünde gemacht. Erst nach dem Sündenfall hatte der Mensch die verurteilende Kraft des Gewissens erfahren. Ende der Fußnote]

Der Ausweg des Menschen – kein Ausweg

Es ist interessant zu sehen, wie der Mensch sich aus dieser Situation retten wollte:

a) Der Mensch machte sich Schurze aus Feigenblättern (3,7) und glaubte so, seine Unwürde bedeckt zu haben.

b) Der Mensch versteckte sich (3,8) und glaubte so, der Beurteilung Gottes entgehen zu können.

Der Mensch ist durch die Jahrhunderte hindurch sehr „erfinderisch“, sein eigenes Gewissen zu beruhigen und sich der Beurteilung Gottes zu entziehen. Unzählige Religionen, die niemals zum Ziel führen können, sind – auch wenn es sicher noch andere Gründe für ihr Entstehen gibt – ein plakatives Zeugnis davon.

Der Ausweg Gottes – Röcke von Fell

„Und der HERR machte Adam und seiner Frau Röcke aus Fell und bekleidete sie“ (1. Mo 3,21). Dieser Vers ist auf den ersten Blick zwar unscheinbar, bei genauerem Hinschauen erkennen wir jedoch darin die unendliche Weisheit Gottes.

Stellen wir uns vor,

a) Gott hätte einfach über die Sünde des Menschen hinweggesehen. Dann wäre der törichte Traum vieler Menschen von „dem lieben Gott“ in Erfüllung gegangen, aber Gott hätte sich nicht in seiner Heiligkeit offenbart.

b) Gott hätte den Menschen nach dem Sündenfall getötet. In diesem Fall hätte Gott seine Heiligkeit offenbart, aber von seiner Liebe hätte der Mensch dann nie mehr etwas erfahren.

Nein! Gott fand einen Weg, auf dem Er sowohl seine Heiligkeit als auch seine Liebe dem Menschen offenbaren konnte: Er machte Röcke aus Fell. Ein Tier musste sterben, damit der Mensch vor dem Angesicht Gottes bekleidet werden konnte.

Es muss Adam und Eva tief beeindruckt haben, dass sie mit einem Fell bekleidet wurden, das vorher ein lebendes Tier an sich trug. Im Garten kannten sie den Tod nicht, und nach dem Sündenfall wurde ihnen der Tod als eine schreckliche Folge angekündigt. Jetzt aber haben sie erfahren, dass Gott ein Tier als Stellvertreter und als Gnadenmittel benutzte.

Der Römerbrief lehrt diesen Gedanken in Kapitel 5,8: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für Gottlose gestorben ist.“

Das Opfer Abels

Der Bericht des Opfers Abels in 1. Mose 4 enthält einige Besonderheiten:

* Kain und Abel brachten Opfer, obwohl keine konkrete Sünde vorlag.
* Die Art des Opfers entscheidet darüber, ob Gott es annimmt.
* Der Mensch genießt durch ein Gott wohlgefälliges Opfer Gemeinschaft mit Gott.

Hebräer 11,4 ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Vers, der ein besonderes Licht auf diese Begebenheit wirft:

* Die Handlung des Opferns war bei Abel mit Glauben verbunden.
* Gott gibt auf der Grundlage dieses Opfers Zeugnis von der Gerechtigkeit Abels.

Es ist wirklich sehr bemerkenswert, dass der als zweites geschaffene Mensch (Eva) in Sünde fiel und bereits der vierte Mensch (Abel) von Gott als „gerecht“ bezeichnet wird. Dies war nur auf der Grundlage eines Opfers möglich.

Das Opfer Abels zeigt also, dass ein Mensch vor Gott gerecht gesprochen wird, wenn er im Glauben das Opfer zwischen sich und Gott stellt.

Der Römerbrief lehrt diesen Gedanken in Kapitel 5,1: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“

Das Opfer Noahs

Nachdem die Flut vorüber war, baute Noah Gott einen Altar und opferte Brandopfer (1. Mo 8,20–9,3). Folgende Besonderheiten sind zu erwähnen:

* Es ist die erste Stelle, die ausdrücklich von einem Altar [Fußnote 3] spricht.

* Noah opferte nicht, um gerettet zu werden, sondern als jemand, der bereits gerettet worden ist. Er bringt ein Opfer aus Dankbarkeit.

* Noah opferte nicht nur ein bestimmtes Tier, sondern von allem reinen Vieh und von allem reinen Gevögel (5,20). Das ist ein Bild davon, dass Gott das vollständige Werk des Herrn Jesus in seiner ganzen Bedeutung und Tragweite sieht (Kap. 8,21a): Auf der Grundlage dieses Werkes wird die ganze Schöpfung gereinigt, und es wird eine neue Erde geben, auf der Menschen wohnen werden.

[Fußnote 3: Der Altar ist ein Bild des Herrn Jesus als Mensch, der die Grundlage des Opfers ist und in seiner Gerechtigkeit dem Gericht standhält. Außerdem heiligt der Altar nach Matthäus 23,19 das Opfer. Ende der Fußnote]

Das Opfer Abels zeigt uns die persönliche Wiederherstellung der Beziehung des Menschen zu Gott, während uns das Opfer Noahs die vollständige Wiederherstellung der Schöpfung andeutet.

Der Römerbrief lehrt diesen Gedanken in Kapitel 8,21: „dass auch die Schöpfung selbst freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbens zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.“

Das Opfer Abrahams

Die nächste Begebenheit, in der von einem Opfer gesprochen wird, finden wir in Kapitel 22. Es ist eine sehr ergreifende Geschichte. Ein Vater, der Jahrzehnte auf einen Sohn gewartet hatte, folgt dem Auftrag Gottes und opfert ihn. Abraham ist ein Vorbild auf Gott, der bereit ist, seinen Sohn als Opfer hinzugeben. Nur einige Besonderheiten aus dieser Begebenheit möchte ich – hinsichtlich ihrer vorbildlichen Bedeutung – aufzählen:

* Das Opfer muss ein Mensch sein.

* Gott selbst stellt dieses Opfer zur Verfügung, weil es sonst keinen geeigneten Menschen gibt.

* Es besteht eine Beziehung der Liebe zwischen dem Opfernden (=Gott) und dem Opfer (= Mensch Jesus Christus).

*Gott selbst straft und richtet diesen Menschen, seinen Sohn.

*Alle Segnungen (hier: die große Nachkommenschaft Abrahams) gründen sich auf das von Gott gestellte Opfer.

Der Römerbrief lehrt diesen Gedanken in Kapitel 8,3: „Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte…“

Das Studium dieser 3 Opferungen (bei Abel, Noah und Abraham) bildet eine hilfreiche Grundlage für das Studium der Opfer in 3. Mose 1–7. Alle Opfer weisen auf das Werk des Herrn Jesus hin, das die Grundlage für Gottes Handeln ist. Das macht sie so unermesslich wertvoll.

(aus: Folge mir nach - Heft 1/2007)

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