Die Versammlung Gottes (3) - Christenleben und/oder Versammlungsleben?

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Aber damit erschöpft sich das Leben eines Christen nicht auf dieser Erde. Denn Gott hat über das persönliche Glaubensleben einen Organismus geschaffen – die ekklesia, die Versammlung – zu der jeder gläubige Mensch heute gehört. Das ist diese eine Perle, für die Christus gestorben ist. „Denn auch in einem Geist sind wir all zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden (1. Korinther 12,13). Gott wollte nicht, dass ein gläubiger Christ isoliert auf dieser Erde sein Leben führen muss. Nein, Er hat alle Gläubigen zusammengeschweißt, in einem neuen Organismus zusammengeführt. Und genau das ist die Versammlung Gottes. Wesentliche Kennzeichen sind – ohne vollständig sein zu wollen:

Einige Kennzeichen der Versammlung Gottes

Sie besteht aus allen Gläubigen – diese werden nicht einzeln betrachtet.

Eine göttliche Person – der Heilige Geist – wohnt in ihr (1. Korinther 3,16).

Sie ist direkt verbunden mit dem verherrlichten Christus Jesus im Himmel. Er ist das Haupt, der Kopf – sie ist der Leib, der Körper (Epheser 1,22-23)

Sie gehört nicht zu dieser Welt, auch wenn sie für eine gewisse Zeit in dieser Welt ist (Epheser 3,9; 5,32).

Nun gibt es keinen Gegensatz zwischen dem Reich Gottes – dort sind wir, jeder von uns, ganz persönlich Jünger des Herrn – und der Versammlung Gottes, die wir als Gläubige gemeinsam bilden. Aber es gibt wichtige Unterschiede:

Unterschiede zwischen Reich Gottes und Versammlung

Im Reich Gottes (oder Reich der Himmel, wie es im Matthäusevangelium genannt wird) haben wir einen Herrn. Denn Jünger folgen ihrem Herrn und sind diesem unterworfen (vgl. das häufige Vorkommen von Gehorsam im 1. Petrusbrief, der uns als im Reich lebend sieht).
In der Versammlung Gottes aber ist Christus nicht der Herr der Versammlung, sondern ihr Haupt (Epheser 1,22) – Christus ist der Versammlung als „Kopf" geschenkt worden, und sie ist seine Fülle, seine Vervollständigung, ohne die Ihm – in Ehrfurcht gesagt – als Mensch etwas fehlen würde.

Der Geist Gottes wohnt in jedem Gläubigen persönlich (1. Korinther 6,19). Aber damit nicht genug – Er wohnt auch in der Versammlung insgesamt (1. Korinther 3,16).

So gilt auch, dass der Herr Jesus für jeden Gläubigen persönlich gestorben ist (Galater 2,20) – aber Er ist auch für die Versammlung insgesamt gestorben (Epheser 5,25). Diesen letzten Gedanken sehen wir vielleicht viel zu selten – dass der Tod Christi auch nötig war, damit die Versammlung überhaupt gebildet werden konnte.

Das Reich Gottes hat einen Anfang und ein Ende – die Versammlung nicht. Es begann mit dem Kommen des Herrn auf diese Erde (Lukas 17,21) und endet – jedenfalls in gewisser Hinsicht – mit dem Ende des 1000jährigen Reiches (1. Korinther 15,28). Die Versammlung dagegen gehört weder zu dieser Erde noch zu einer Zeitepoche. Sie ist von ihrem Charakter her ewig. Natürlich existierte die Versammlung erst von dem Zeitpunkt an, als der Heilige Geist nach Apostelgeschichte 2 auf diese Erde kam. Aber sie wird nie aufhören, als Versammlung zu existieren (Offenbarung 21,1-8).

Während wir im Reich Gottes davor gewarnt werden, andere zu richten und zu züchtigen (z.B. Matthäus 7,1; 13,28-29), werden wir in der Versammlung Gottes gerade dazu aufgefordert, das Böse zu richten und hinwegzutun (1. Korinther 5).

Gehorsam im Reich Gottes wird belohnt – und zwar am Richterstuhl des Christus (2. Korinther 5,10). In der Versammlung Gottes gibt es in dieser Hinsicht keine Unterschiede – ja sie sind ja gerade weggetan worden (vgl. z.B. 1. Korinther 12,13; Galater 3,28). Auch im Vaterhaus gibt es keine Unterschiede an Herrlichkeit oder Freude – sie sind im absoluten Sinn identisch.

Das Reich Gottes wird dem Reich Satans gegenübergestellt. Entweder ist Gott der Herrscher, oder der Teufel. Die Versammlung wird dagegen anderen Familien Gottes gegenübergestellt, zum Beispiel den Engeln, oder dem irdischen Volk Gottes, Israel, oder den Nationen, oder Kindern, die starben, als sie noch nicht fähig waren, eine Entscheidung für Gott zu fällen. Alle diese Familien werden die ewige Glückseligkeit erleben – aber in subjektiv unterschiedlicher Weise.

Unterschieden, aber nicht getrennt

Sicher gibt es noch eine Reihe an weiteren Unterschieden. Ich hoffe, dass die wichtigsten hier aufgezählt werden konnten (falls nicht – bin ich für eine Rückmeldung sehr dankbar! manuel.seibel@bibel-forum.de ). Aber natürlich kann man das Reich Gottes zwar von der Versammlung Gottes unterscheiden – in unserem Leben gibt es aber keine absolute Trennung. Wir leben sowohl „immer" im Reich Gottes wie auch „immer" in der Versammlung. Und beide Seiten verbindet der Glaube an das Erlösungswerk des Herrn Jesus. Das wollen wir nicht vergessen.

Wenn wir beispielsweise als Versammlung versammelt sind – dann bleibt bestehen, dass wir im Reich Gottes den Obrigkeiten untergeordnet sein sollen. Wir können also nicht einfach einen Raum „konfiszieren", sondern müssen uns an die bestehenden Ordnungen halten – und das ist nur ein sehr banales Beispiel. Und auch der eingangs zitierte Vers aus Matthäus 13 macht deutlich, dass es eine „Verwandtschaft" zwischen beiden Sphären gibt.

Wir leben in der Schöpfung, im Reich und in der Versammlung

Letztlich lebt jeder Gläubige sowohl in der Schöpfung Gottes als auch im Reich Gottes als auch in der Versammlung Gottes. In der Versammlung Gottes hier auf der Erde sind die Schöpfungsgedanken Gottes nicht verschwunden – daher beteiligen sich Frauen nicht in den Zusammenkünften (1. Korinther 14,34). Die Ordnung der/des jeweils niedrigeren Bereiche(s) bleibt bestehen. Und die Schöpfungsordnung steht unter den Gedanken Gottes über sein Reich, und das wieder unter der Würde der Versammlung.

Alle drei Bereiche sind mit Segen verbunden, wenn wir uns nach Gott richten. Herrlich, wenn wir das auch in der Versammlung Gottes tun.

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