Mit weitem Herzen auf schmalem Weg Kapitel 2: Falscher Gebrauch der Freiheit

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Sorge um den schwachen Bruder

Die Korinther wussten, „dass ein Götzenbild nichts ist in der Welt und dass kein [anderer] Gott ist, als nur einer" (1. Kor 8, 4). Nun, darin hatten sie recht. Aber sie meinten, dass ihnen dieses Wissen die Freiheit gebe, mit dem Essen von Götzenopfern freizügig umzugehen. Wenn ein Götzenbild nichts ist, warum konnten sie dann nicht das Fleisch von Tieren essen, das solch einem Götzenbild geopfert worden war? War es nicht gewöhnliches Fleisch wie alles andere? Ja, sie gingen sogar noch einen entscheidenden Schritt weiter und lagen zu Tisch im Götzentempel, um dort von den Götzenopfern zu essen. Hatten sie nicht die Freiheit, das zu tun, da sie um die Falschheit des ganzen Götzendienstes wussten?

Aber war die Sache wirklich so einfach? Der Apostel zeigt, dass sie das durchaus nicht war. Die Korinther besaßen aufgrund ihrer Erkenntnis die christliche Freiheit, aber sie benutzten sie falsch. Als erstes macht ihnen der Apostel deutlich, dass die Sorge um ihre schwächeren Brüder, die in der Erkenntnis noch nicht genügend gewachsen waren, sie von ihrem Verhalten hätte abhalten sollen: „Sehet aber zu, dass nicht etwa dieses euer Recht den Schwachen zum Anstoß werde. Denn wenn jemand dich, der du Erkenntnis hast, im Götzentempel zu Tische liegen sieht, wird nicht sein Gewissen, da er schwach ist, bestärkt werden, die Götzenopfer zu essen? Und durch deine Erkenntnis kommt der Schwache um, der Bruder, um dessentwillen Christus gestorben ist" (Kapitel 8, 9-11).

Wird hier nicht ein Grundsatz aufgezeigt, der auch für uns heute von großer Bedeutung ist? Meinen nicht auch wir zuweilen, wir hätten die Freiheit, dieses oder jenes zu tun, hierhin oder dorthin zu gehen? Aber haben wir auch bedacht, dass dieses unser Recht dem Schwachen zum Anstoß werden, dass unser Gebrauch der Freiheit den schwachen Bruder „umbringen" könnte? Christus liebt den Schwachen, Er ist seinetwegen gestorben. Lieben auch wir ihn? Wird unser Handeln durch Liebe zu dem Schwachen bestimmt? Es ist eine Erwägung, die wir mehr anstellen sollten. Manche Schwierigkeit und Frage würde sich dann wie Nebel vor der Sonne in nichts auflösen.

Der Tisch des Herrn

Aber der Apostel Paulus geht im zehnten Kapitel seines Briefes an die Korinther noch einen entscheidenden Schritt weiter und stellt ihnen die folgenschwere Tatsache vor, dass hinter den Götzen Dämonen stehen. Dies sind seine warnenden Worte: „Darum, meine Geliebten, fliehet den Götzendienst. Ich rede als zu Verständigen; beurteilet ihr, was ich sage. Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brote. Sehet auf Israel nach dem Fleische. Sind nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar? Was sage ich nun? dass das einem Götzen Geopferte etwas sei? oder dass ein Götzenbild etwas sei? Sondern dass das, was [die Nationen] opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen. Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht des Herrn Tisches teilhaftig sein und des Dämonen-Tisches. Oder reizen wir den Herrn zur Eifersucht? Sind wir etwa stärker als er?" (Verse 14-22).

Der Apostel warnt die Gläubigen in Korinth vor dem Götzendienst, in den sie sich durch ihren falschen Gebrauch ihrer Erkenntnis aufs neue hatten verstricken lassen. Wenn wir es heute auch nicht mehr buchstäblich mit Götzenopfern zu tun haben, so sind doch die Belehrungen und Grundsätze des Heiligen Geistes in 1. Korinther 10 für uns und unsere religiösen Beziehungen nach innen und außen von außerordentlicher Wichtigkeit und Bedeutung. Denn gibt es nicht auch heute viele wahre Kinder Gottes, die es als den Ausdruck der christlichen Freiheit ansehen, wenn sie hierhin und dorthin laufen (ich rede jetzt weniger von weltlichen als von religiösen Stätten), um dann auch wieder ihren Platz am Tisch des Herrn einzunehmen? Nun, die Korinther dachten einst ebenso. Aber der Apostel korrigiert ihre Gedanken und kommt sogleich auf den Tisch des Herrn zu sprechen als auf einen Grundsatz, auf dem das Mahl des Herrn begangen wird. Von der historischen Reihenfolge abweichend, beginnt er mit dem Teil, dem die tiefste und ernsteste Bedeutung in bezug auf Christus innewohnt - dem Kelch: „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus?" Warum jedoch vertauscht der Apostel die natürliche und historische Ordnung und nennt den Kelch vor dem Brot, das Blut Christi vor dem Leib Christi?

Nun, die, an die er schrieb, waren einst Götzenanbeter und mit all den verderblichen Gebräuchen beschmutzt gewesen, zu denen die Götzen ihre Anbeter ermutigten. Von alledem waren sie nun erlöst und befreit worden. Wodurch? Durch das kostbare Blut Christi. Wenn sie sich also beim Trinken des Kelches daran erinnerten, durch wessen Blut sie von all ihren Sünden abgewaschen worden waren, wenn sie dieses hohen Preises gedachten, der zu ihrer Erlösung bezahlt worden war, wie konnten sie sich dann wieder zurückwenden zu dem, wovon sie erlöst worden waren?

Um diesem Gedanken Nachdruck zu verleihen, erwähnt der Apostel hier, so denke ich, den Kelch zuerst. Außerdem lernen wir aus der Umkehrung der Nennung von Kelch und Brot, dass es hier nicht, wie in Kapitel 11, um die Korrektur falschen Verhaltens beim Brotbrechen geht, sondern um die Frage der Gemeinschaft, darum also, mit wem die Gläubigen Gemeinschaft haben - eine Gemeinschaft, deren Grundlage das Blut Christi ist.

Aus dem Kelch zu trinken war also nicht nur eine Formsache, sondern der stärkste Ausdruck ihrer innigen Gemeinschaft oder ihrer Einsmachung mit dem Blut Christi, das heißt mit Seinem Tod, den Er für sie erduldet hatte. Wenn sie nun zugleich den „Kelch der Dämonen" tranken, zogen sie damit nicht den Kelch des Herrn auf die beschämend tiefe Stufe einer heidnischen Kulthandlung herab? Das durfte nicht sein! „Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch" (Vers 21). Was konnte ihnen der Kelch der Dämonen geben? Nur, nur Böses! Der Kelch des Herrn jedoch war ein Kelch der Segnung und redete von einem überfließenden Maß an Segnung, erworben durch das Blut des Erlösers. Der Herr und Dämonen] Sie waren einander völlig entgegengesetzt. Zwischen ihnen konnte es keine Gemeinschaft geben.

Auch erinnert der Apostel die Korinther daran, dass sie durch die äußere Handlung des Brotbrechens die innere Gemeinschaft mit dem Leib Christi ausdrückten und dass sie, die Vielen, nun zusammen einen Leib bildeten (Vers 17) und sich dadurch als Versammlung Gottes sowohl von Juden als auch Nationen unterschieden (Vers 32). Wie konnten sie sich dann zugleich mit den Heiden und ihren Götzenopfern dadurch einsmachen, dass sie auch von diesen aßen? War das eine nicht eine Leugnung des anderen? Unmöglich konnten sie des Herrn Tisches teilhaftig sein, wo Er die Leitung hat, und zugleich des Tisches der Dämonen, wo diese bestimmten, was geschah.

Hinter den Götzen Dämonen

Aus der Argumentation des Apostels - wenn ich es so nennen darf - schälen sich zwei für uns äußerst wichtige Grundsätze heraus, die wir nicht ernst genug nehmen können, deren Nichtbeachtung in der Christenheit zu überaus beschämenden Folgen geführt hat. Dies ist der erste Grundsatz:

Hinter den sichtbaren Dingen verbergen sich unsichtbare: Gesinnungen - Prinzipien - Systeme - Mächte.

Bleiben wir einen Augenblick hierbei stehen und kommen wir auf das so belehrende Beispiel der Korinther zurück. Der Apostel Paulus wusste natürlich ebenso gut wie sie, dass die Götzenbilder Nichtigkeiten, gleichsam tote Puppen waren: „Was sage ich nun? dass das einem Götzen Geopferte etwas sei? oder dass ein Götzenbild etwas sei?" (Vers 19). Aber er ließ seine Brüder nicht im Unklaren darüber, wer die eigentlichen „Drahtzieher" waren: Hinter den Götzen standen Dämonen, die Feinde Gottes und der Menschen. „Sondern dass das, was die Nationen opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott" (Vers 20).

Diesen Grundsatz finden wir schon im Alten Testament bestätigt, wo gesagt wird: „Sie opferten den Dämonen, die Nicht-Gott sind, Göttern, die sie nicht kannten" (5. Mo 32, 17). Die Anbetung, die allein Gott gebührte, nahmen die Dämonen für sich in Anspruch. Zweifellos haben die gläubigen Korinther nicht beabsichtigt, Satan und seinen gefallenen, bösen Geistern Anbetung darzubringen, ebenso wenig wie ein Unbekehrter glaubt, Satan zu dienen; und doch tut er nichts anderes! Wie wichtig ist es daher, hinter den sichtbaren Dingen die unsichtbaren Systeme und Mächte zu erkennen, die jene tragen und stützen. Das ist selbst im weltlichen Bereich unerlässlich, wenn man nicht ernsten Täuschungen zürn Opfer fallen will. Äußerlich gesehen mögen zum Beispiel ziviler Ungehorsam, Demonstrationen für den Frieden, Streikbewegungen und dergleichen einen gewissen Schein von Gerechtigkeit haben, in Wirklichkeit aber steht dahinter nichts anderes als der Geist der Auflehnung gegen die von Gott gegebene Autorität. Und dann antiautoritäre Erziehung! Wer hat Mühe, dahinter denselben Urheber - Satan - zu erkennen? Und sind die Attentate und Gewalttaten, die heute die westliche Welt erschüttern, die Taten Wahnsinniger? Nein, hinter ihnen stehen, von Ausnahmen abgesehen, philosophische Systeme, die die Zerstörung der Machtordnungen auf der Erde zum Ziel haben, die Gott zum Wohle der Menschen eingesetzt hat. Ich erwähne das alles nur, um zu zeigen, dass hinter den äußerlich sichtbaren Dingen unsichtbare Mächte stehen.

Im religiösen, christlichen Bereich ist das nicht anders. Gewiss, uns umgeben heute nicht mehr Tische von Dämonen, sondern Lehren von Dämonen (1. Tim 4, 1). Dazu gehören Lehren über die Heiligenverehrung und über das Messopfer, auch alle Lehren, die die wahre Gottheit oder die wahre Menschheit des Herrn Jesus oder Sein Erlösungswerk antasten (z, B. die Allversöhnungslehre). Ferner außerbiblische Offenbarungen und Bibelkritik, aber auch schwarmgeistige Lehren in der charismatischen Bewegung. Dass sich doch jeder wahre Christ darüber im klaren wäre: Hinter jeder falschen Lehre und Anbetung verbergen sich Satan und seine Engel, die Interesse daran haben, den Herrn Jesus zu verunglimpfen und den Menschen an Leib und Seele zu schaden. Der Teufel weiß viel besser als oft wir Christen, wie fundamental wichtig die gute, christliche Lehre ist. Deswegen lässt er nichts unversucht, sie zu zerstören und sie durch seine eigenen Lehren, die Lehren der Dämonen, zu ersetzen. Sehr vieles in der Christenheit, was äußerlich einen schönen Anschein hat, ist nicht von Gott, ist nicht Christus. Wer steht dann dahinter?

Äußere Teilnahme bedeutet Gemeinschaft

Sehr eng verbunden mit dem behandelten ersten Grundsatz steht der zweite:

Äußere Teilnahme bedeutet für Gott: innere Gemeinschaft - Sich-eins-Machen - Übereinstimmung.

Das hatten die Korinther ebenso wenig bedacht wie den Umstand, dass hinter den Götzenopfern Dämonen standen. Wenn sie in den Tempel gingen und dort Götzenopfer aßen, kamen sie unmittelbar mit den Dämonen in Kontakt, ja noch mehr, sie hatten Gemeinschaft mit den Dämonen, ob sie das wussten oder nicht, ob sie das wollten oder nicht; und der Apostel muss entschieden entgegnen: „Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen" (Vers 20). Durch äußere Teilnahme drückt man - so jedenfalls sieht es Gott - Gemeinschaft mit dem dort herrschenden System aus: Man kommt in Gemeinschaft mit dem „Altar".

Die Teilnahme am Tisch des Herrn drückt selbst auch Gemeinschaft aus, wie wir sogleich sehen werden. Außerdem verweist der Apostel auf das Beispiel der Israeliten und der Heiden. „Sehet auf Israel nach dem Fleische. Sind nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar?" (Vers 18). Die Israeliten bekundeten, wenn sie von den Schlachtopfern auf dem israelitischen Altar aßen, ihre Gemeinschaft mit dem israelitischen System der Anbetung, der Anbetung Jehovas. Die Heiden bekundeten, wenn sie von den Schlachtopfern auf den heidnischen Altären aßen, ihre Gemeinschaft mit dem heidnischen System der Anbetung, nämlich der Anbetung der Dämonen.

Demgegenüber drückt der Christ am Tisch des Herrn durch das äußere Teilnehmen an dem einen Brot seine Gemeinschaft mit dem Herrn, mit Seinem Tod und mit den Gliedern des Leibes Christi aus. Und dies ist der eigentliche, zentrale Platz wahrer, christlicher Anbetung. So sehr ist das der Fall, dass, wenn Gläubige nicht als Glieder des Leibes Christi um diesen Tisch versammelt sind, es an diesem Ort keine Darstellung der Versammlung Gottes gibt.

Es sei jedoch in diesem Zusammenhang bemerkt, dass Sich der Heilige Geist zweier verschiedener Ausdrücke für „teilhaftig sein" und „in Gemeinschaft sein" bedient. Der erste, metecho = teilhaftig sein, bedeutet immer etwas, was an sich außerhalb von mir ist, in das ich aber von außen her eintrete, an dem ich teilhabe. So sind wir alle des einen Brotes „teilhaftig" oder „nehmen teil" an dem einen Brot (Vers 17), ebenso wie die Heiden des Tisches der Dämonen „teilhaftig" waren (Vers 21).

Das zweite Wort ist koinoneo und bedeutet ein gemeinsames Teilnehmen, innere Gemeinschaft haben. Außer in „Gemeinschaft des Blutes des Christus" und „Gemeinschaft des Leibes des Christus" in Vers 16 kommt dieses wichtige Wort zum Beispiel in 1. Johannes l, Vers 3, vor: „Und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohne Jesus Christus."
Mit diesem Rüstzeug in der Hand können wir nun den allgemeinen Grundsatz um so besser verstehen, dass unser äußeres Teilnehmen an einer Sache, Identifikation damit, Gemeinschaft damit ausdrückt. Ob das unsere Absicht ist oder nicht - so sieht Gott die Sache. Wir müssen einfach lernen, uns auf den Standpunkt Gottes zu stellen, sonst sehen wir die Dinge nicht so, wie Er sie sieht, und das ist immer verhängnisvoll. Unser äußeres Teilnehmen, sei es am Tisch des Herrn oder an einem anderen Tisch, der vielleicht auf dem Grundsatz der Spaltung oder der Unabhängigkeit oder gar böser Lehre aufgerichtet ist, sieht Gott als Identifikation, als Gemeinschaft mit dem dort herrschenden Grundsatz oder System an, sei es gut oder böse. Wir können also - und das ist über die Maßen ernst und nachdenkenswert - durch unser äußeres Teilnehmen an einer Sache in Gemeinschaft mit etwas Bösem kommen, aas wir selbst gar nicht ausüben! Haben wir das schon einmal bedacht?

Ach, dass uns der Herr doch davor bewahren könnte, böse Grundsätze mit Ihm und Seinem Tisch in Verbindung zu bringen! Es ist vergeblich, sich damit zu entschuldigen, dass das Herz ja nicht daran beteiligt sein muss, was man äußerlich zulässt. Die Gedanken Gottes sind andere, und wir müssen lernen, die Dinge von der Seite Gottes her zu sehen.

Der auserwählten Frau schreibt der greise Apostel Johannes in seinem zweiten Brief, dass, wenn jemand die Lehre des Christus nicht brächte, man einen solchen nicht ins Haus aufnehmen, noch ihn grüßen sollte. „Denn wer ihn grüßt", fährt er fort, „nimmt teil an seinen bösen Werken" (Vers 11). Ist es nicht beachtenswert, dass auch hier für „nimmt teil" das Wort koinontfo steht? Allein ein normaler Gruß (die hier verwendete Grußformel ist dieselbe wie z. B. die in Apg 23, 26) - ein normaler Gruß am Unrechten Platz kann also zu Gemeinschaft mit bösen Werken führen.

Wie ernst ist auch jene Stimme, die Johannes aus dem Himmel in bezug auf „Babylon" sagen hörte: „Gehet aus ihr hinaus, mein Volk, auf dass ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet und auf dass ihr nicht empfanget von ihren Plagen" (Off 18, 4)! Auch hier ist das Wort „mitteilhaftig" die Übersetzung des durch die Vorsilbe „mit-" verstärkten griechischen Wortes koinoneo. Das zeigt uns aufs neue, dass äußeres Teilnehmen an etwas Bösem Gemeinschaft mit dem Bösen bedeutet. Deswegen fordert Gott das Sich-Wegreinigen von dem, was Ihm entgegen ist. Wenn wir in Gottes Augen nicht in Gemeinschaft mit dem Bösen sein wollen, müssen wir uns davon absondern, trennen. Das sieht hart und lieblos aus. Jedoch wahre Liebe zu unserem teuren Herrn, der uns so innig mit Sich und untereinander verbunden hat, wahre Weisheit in dem gegenwärtigen bösen Zeitlauf werden uns dahin leiten, selbst dem Anschein von Gemeinschaft mit Bösem oder auch nur Zweifelhaftem zu entfliehen.

Was wir hier gezeigt bekommen haben, steht jedenfalls in völligem Gegensatz zu vielen Bemühungen in der Christenheit, die das zusammenschließen und vereinigen möchten, was voneinander so verschieden ist wie Feuer und Wasser, wie gut und böse. Ich könnte zum Beispiel nicht in eine Evangeliumsversammlung gehen, die auf dem Grundsatz solch gottwidriger Zusammenschlüsse abgehalten wird. Warum ich nicht dahin gehen kann? Weil wir nie das Falsche richtig, das Böse gut machen können durch Vermischung damit (Hag 2, 12-13). Ich könnte mich auch nicht mit solchen, die diesen Grundsatz vertreten, in der Arbeit am Evangelium vereinigen, weil sie nicht in jeder Hinsicht die Absichten Gottes verfolgen. Gottes Absicht ist nicht allein die Errettung von Sündern, sondern dass Sein Volk auf der Erde ein lebendiges Zeugnis von Christus und dem einen Leib, Seiner Versammlung, sei.

Der Herr wolle uns helfen, hinter die äußere Fassade zu blicken, zu erkennen, welche Systeme, Mächte und Grundsätze sich hinter den äußeren Erscheinungsformen und Tätigkeiten verbergen; und Er wolle uns helfen, uns von dem getrennt zu halten, was nicht in Ihm seine Quelle findet, damit wir nicht „ihrer Sünden mitteilhaftig" werden!

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